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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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bekamen sie ihre roten Backen wieder und waren mit einem Mal gesund.
    In Thüringen wurde vor langer Zeit die 1808 geborene Anna Maria Gord vom Nachtvolk beim Spielen entführt. Das fast achtjährige Mädchen war abends mit einigen anderen Kindern an einem Fronfastensamstag in den alten Baumgärten hinter dem „Hirschen“. Das Aveläuten war bereits verklungen und die kleine Kinderschar bewegte sich den Bach entlang abwärts bis zur Gerbe, wo es nicht ganz geheuer sein sollte. Da kam plötzlich ein heftiger Windstoß und das kleine Mädchen wurde in die Luft gewirbelt. Der kleine Josef Bertel hatte alles gesehen und rief noch den anderen zu:
    „Schaut, wie d’Amrei in der Luft tanzt!“
    Die anderen Kinder sahen es auch, staunten mit offenen Mündern zu ihr hinauf und sahen sie immer weiter in die Luft entschweben. Bald war sie nur mehr als kleiner Punkt in den Wolken zu erkennen und schließlich gar nicht mehr zu sehen. Erschrocken liefen die Kinder nach Hause und erzählten das Vorgefallene ihren Eltern. Der bekümmerte Vater – die Mutter war schon gestorben – machte sich sofort mit anderen Eltern, Freunden und Nachbarn auf die Suche, aber umsonst, Anna Maria wurde nicht mehr gefunden.
    Da meldeten sie dem Pfarrer Walter den Vorfall und der sagte:
    „Da ist etwas anderes im Spiele.“
    Er beriet sich mit den Kapuzinern in Bludenz und mit vereinten Kräften versuchten sie den Spuk mit Gebeten, Benediktionen und Ähnlichem entgegenzuwirken. Am dritten Abend endlich klopfte es an der Tür und das Mädchen stand davor. Das Erste, was es sagte, war:
    „Ich habe einen Schuh verloren.“
    Es war sehr blass und seine Gesichtszüge hatten nichts Kindliches mehr an sich, sie waren maskenhaft, fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Als man es fragte, was es erlebt hatte, sagte es:
    „Ich bin mit vielen mir unbekannten Leuten sehr weit herumgezogen. Geplagt haben sie mich nicht, aber ich habe so schlecht und so wenig zu essen bekommen. Ich habe großen Hunger und hätte am liebsten einen ‚Koch‘ (Eierspeise) zu essen.“
    Dieser Wunsch wurde der Kleinen mit viel Liebe erfüllt, sie aß viel und mit großem Appetit, musste aber gleich darauf alles wieder erbrechen. In den nächsten Tagen erholte sie sich zusehends und bald war sie wieder ganz die Alte.
    Die Jahre vergingen und der Vater machte sich auf, um seinen Sohn in St. Gallen zu besuchen, der dort in der Lehre war. Auch Anna Maria begleitete ihn.
    Als sie auf der Schweizer Seite den Berg hinaufstiegen, kamen sie zu einem armseligen Häuschen. Nicht weit entfernt waren Arbeiter an einem Neubau beschäftigt. Da rannte aus der Hütte mit einem Schrei ein Weib, das dort als Hexe bekannt war, packte das Mädchen an den Haaren und rief:
    „Dich hob ich schon einmal gehabt und dieses Mal entkommst du mir nicht mehr!“
    Sie zerrte die Erschrockene zu sich in das Häuschen hinein, ohne dass der Vater es verhindern konnte. Die Bauarbeiter hatten die Szene aber mitbekommen und kamen den beiden zu Hilfe gelaufen. Sie drohten der Alten sie zu fesseln oder ihr die Hütte über dem Kopf anzuzünden, wenn sie das Mädchen nicht herausgebe. Da gab die Hexe Anna Maria wieder frei.
    Das Mädchen war von dem Schrecken gezeichnet, nur mit Mühe und Not konnten sie St. Gallen erreichen, wo es für einige Wochen krank im Bett lag. Von nun an hatten sie es aber nie wieder mit solchen Mächten und dem Nachtvolk zu tun.
    Von der Hausschlange
    In Zell-Pfarre war einst die Mackbäuerin dabei, ihre schönen Kühe zu melken. Da sah sie plötzlich eine lange, schwarze Schlange, die auf direktem Weg in den Stall kroch. Vor Schreck kippte der Bäuerin der Melkkübel um, und auch die Schlange hatte innegehalten und schaute scheu zur Bäuerin. Langsam bewegte sie sich nun in die entgegengesetzte Richtung und schlich zur Milchpfütze hin, die sich vor den Füßen der Bauersfrau ausgebreitet hatte, und hob ihr Köpfchen. Jetzt verstand die Frau, dass es eine harmlose Schlange war und suchte ein Schüsselchen, um ihr ein wenig Milch zu geben. Gierig kam das dunkle Tier und trank die kuhwarme Milch. Von diesem Tag an stellte die Bäuerin täglich beim Melken ein Schälchen mit Milch in einen Winkel, und tatsächlich kam jeden Morgen und jeden Abend die Schlange, um die vorgestellte Milch zu trinken. Das wirklich Interessante aber daran war, dass von diesem Tag an auch der Wohlstand bei den Bauern einkehrte. Noch nie waren Wiesen und Felder derart ertragreich und noch nie zuvor hatte die Familie

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