Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Haus schoan is neunmol Wies’n und neunmal Wold,
aber so viel Kicherlan und Kachellan hon i noch nia g’seach’n.“
Das sagte er und machte sich auf und davon und wurde zur Freude der Familie nie wieder gesehen.
In St. Martin bei Villach wurde einer Bäuerin einmal ihr Kind vertauscht. Sie hatte es bei der Feldarbeit in den Schatten gelegt, dort, „wo sich die Morch’n kreuzen“. Als sie nach der Arbeit ihren Säugling nahm und nach Hause ging, da hatte sie ihn nicht sorgfältig genug angeschaut und nahm so den Wechselbalg mit und zog ihn auf. Dieser Wechselbalg wollte einfach nicht erwachsen werden, er fraß viel, war sehr lästig und allen Hausleuten ein Dorn im Auge. Noch dazu überlebte er viele Hausbesitzer und kam mit dem Haus in die Obhut einer neuen Familie. Als einmal ein alter Mann zu diesem Hof kam, da klagte der Bauer ihm sein Leid mit diesem unliebsamen Mitbewohner.
Der alte Gast wusste eine Antwort darauf und riet, das gesamte Essgeschirr nach draußen ins Freie zu tragen, ja sogar noch welches von den Nachbarn auszuleihen. Dazu sollten sie noch sehr viele Eierschalen legen und daneben ein Feuer machen. Das würde der „ewige Auszügler“ noch nie gesehen haben und daraufhin verschwinden, meinte der alte Mann.
Der Bauer hielt sich an den Rat, und als dann der Wechselbalg ins Freie trat, griff er sich vor Staunen an seinen großen Kopf und sprach:
„Bin schon so olt,
do wor dreimal Wies’n schon und dreimol Wald,
obar so viel Höflan und Haflan hon i noch nia g’seg’n wia heint.“
Darauf verschwand er und kehrte nie wieder zurück.
In Großkirchheim, beim Asam-Bauern in der Zirknitz, gab es auch einmal ein Kind am Hof, von dem niemand wusste, wie alt es war. Auch gab es nie ein Wort von sich und wurde auch nicht größer. So fragte der Bauer den Pfarrer, was er denn tun könne, um zu erfahren, wie alt das Kind sei. Als dann der Mann den Rat des Pfarrers befolgte und das Kind in Erstaunen über die vielen Eierschalen versetzte, begann es plötzlich zu sprechen:
„Neunmal Wies’n und wieder Wold,
bin neunmol noch so olt
wie Ranigois und Lani-Wold,
aber so viel Scherben hon i noch nia g’sech’n.“
Da wussten die Bauersleute, dass sie es mit einem Wechselbalg zu tun hatten, nahmen das Kind und warfen es über die hohe Brücke hinunter.
Auf dem Hattenberg in Gmünd hauste vor Zeiten der Monge. Schon jahrelang hatte er Unglück mit seinem Vieh, als eines Tages eine Weibsgestalt dahergehumpelt kam, die in Wirklichkeit ein Wechselbalg war. Sie ging bei jenem Bauern in den Dienst und schaute auf das Vieh. Seitdem hatte der Bauer das schönste Vieh im Stall, der Wechselbalg verstand sich vorzüglich aufs „Zügeln“.
Dann, eines schönen Tages, wollte der Wechselbalg nicht mehr bleiben und dem Bauern blieb nichts anderes übrig, als ihm hinterherzurufen, wie er denn das Vieh gepflegt habe. Der rief ihm zurück:
„Gebts Somstogs und Montogs
Mehl und Solz,
nocher wird’ ös fortbringen
Jung’s und Olt’s.“
Der Bauer versuchte sich an diese Anweisung zu halten und hatte auch guten Erfolg damit. Die weggelaufene Kuhmagd war aber gar kein Wechselbalg, sondern ein Kind, das von einem Wechselbalg geraubt und aufgezogen worden war. Aus diesem Grund war auch ihr „Herg’schau“ dem Blick eines echten Wechselbalges ähnlich. Da ihre Mutter endlich das Richtige zum Austausch der Kinder getan hatte, konnte sie weglaufen.
Auch in Heiligenblut soll einer Mutter von einem Wechselbalg das Kind in der Wiege vertauscht worden sein. Die Bäuerin war vollkommen verzweifelt, als sie das fremde Kind entdeckte, und bekam von einer Nachbarin den Rat, sich einfach nicht um das fremde Kind zu kümmern. Es brauchte viel Selbstbeherrschung, das arme Wesen die ganze Zeit schreien zu lassen, aber die Mutter hielt durch. Am dritten Tag erschien dann eine Fremde, nahm ihr eigenes Kind aus der Wiege und legte der Bäuerin ihr Kind vor. Vorwurfsvoll klagte sie:
„Ich habe für deines gesorgt, du aber lässt meines schreien!“
Und fort war sie.
Einer Schnitterin wurde einmal das Kind im Korb am Rand des Getreidefeldes vertauscht. Als sie kam, um nach dem Kind zu sehen, da schaute ihr ein fremdes, dummes Gesichtchen entgegen.
„Das ist nicht mein Kind!“, schrie sie zu den anderen Schnitterinnen, „schaut den Trutsch an!“ Und sie zeigte ihnen das Kind.
„Du“, rief eine altersgraue Felddirn, „du, tu ja das Kind nicht stillen, ’s ist ein Wechselbalg. Such dir eine Rute und hau
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