Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
stand der alte Bettler und lachte. Er lachte sehr böse und auf eine höllische Art und Weise und erklärte den Kindern, dass das Wichtigste beim Erlösen der Gehorsam sei und den hatten sie gebrochen, weil sie ihm etwas vom Gold abgegeben hatten. Als er dann noch seinen letzten Satz beendete: „ … und daher könnt ihr nun niemanden mehr erlösen!“, bekamen die Kinder einen dicken Kloß im Hals, denn sie hatten nicht gewollt, dass es so kommen sollte.
Der Traum von der Zirler Brücke
In Rinn lebte einmal ein Bauer M., sein Name geriet im Laufe der Jahre in Vergessenheit, dem ging es finanziell nicht gut. Das Geld fehlte an allen Ecken und Enden und jedes Geldstück musste zehnmal umgedreht werden. In einer Nacht, da träumte er davon, dass er auf die Zirler Brücke gehen solle, denn dort werde er eine wichtige Neuigkeit erfahren. Als er in der Früh aufwachte, da war ihm der Traum immer noch im Kopf, es kam ihm so vor, als hätte er alles wirklich erlebt und nicht geträumt. Den ganzen Tag über musste er immer wieder an diesen Traum denken, und ihm war dabei ganz seltsam zumute. In der nächsten Nacht träumte er den gleichen Traum. Am Morgen sprach er zu seiner Frau:
„Heute werde ich auf die Zirler Brücke gehen!“
„Was redest du denn da, was willst du auf der Zirler Brücke tun?“, fragte ihn seine Frau skeptisch.
„Ich habe schon die zweite Nacht geträumt, dass ich auf der Zirler Brücke etwas Wichtiges erfahren werde!“, antwortete er ihr ernst.
„Bist du noch ganz bei Kopf? Du willst den helllichten Tag verfeiern und dir die Schuhe umsonst zerreißen?“ – Langsam wurde die Frau wütend über ihren Mann, der nicht viel Geld erwirtschaftete und nun auch noch seinem Traumleben auf den Grund gehen wollte, anstatt zu arbeiten.
„Von deinen Träumereien werden wir sicher nicht satt“, setzte sie noch nach und missmutig blieb der Bauer zu Hause und ging seiner gewohnten Arbeit nach.
Am Abend legte er sich schlafen und träumte wie in den vorherigen Nächten ganz genau den gleichen Traum, in dem ihm angewiesen wurde, auf die Zirler Brücke zu gehen, da er dort etwas Wichtiges erfahren werde. Am nächsten Morgen erwachte er schon früher als gewohnt, und da stand er geschwind vor seiner Frau auf und eilte so nach Zirl, dass er bereits bei Sonnenaufgang auf der dortigen Brücke stand.
Nun stand er auf der Zirler Brücke und nichts geschah. So hatte er sich das nicht vorgestellt, aber da er nun schon mal da war, wollte er die Sache auch zu Ende führen und einfach warten. Eine Viertelstunde lang ging er nun schon hin und her, da kam der Geißhirt vorbei, der ihm guten Morgen wünschte und die Herde weitertrieb. Dann ließ sich lange, lange Zeit niemand sehen. Es wurde endlich Mittag und ihn quälte der Hunger. Da nahm er ein Stück Maisbrot aus der Tasche und begnügte sich damit, denn von der Brücke wäre er um keinen Preis heruntergegangen. Er mochte aber warten, so lange er wollte, es kam niemand.
„Was wird wohl meine Frau sagen, wenn ich heute Abend nach Hause komme und ich ihr sagen muss, dass ich niemandem begegnet bin, der mir etwas verraten hätte. Und das, wo ich auf meinem Hof vor Arbeit nicht weiß, wo anfangen?“, grübelte der Bauer vor sich hin.
Ihn grämte der Gedanke, wie seine Frau ihn auslachen und verspotten werde wegen seiner Leichtgläubigkeit. Aber er blieb auf der Brücke stehen und als die Sonne kurz vor dem Untergehen war, da kam wieder der Geißhirt mit seiner Herde daher, aber diesmal Richtung heimwärts.
Diesen wunderte es nicht wenig, als er den Rinner immer noch dastehen sah, und er fragte, auf wen er denn schon so lange warte.
„Ja“, sagte das Bäuerlein, „ich habe geträumt, dass ich auf die Zirler Brücke gehen soll, da werde ich eine wichtige Neuigkeit erfahren.“
„Auch ich träume schon seit Tagen den gleichen Traum“, antwortete der Geißer lachend, „aber deswegen gehe ich doch auch nicht nach Rinn zum Bauern M., unter dessen Herd ein großer Kessel voll Gold versteckt ist.“
Nun hatte der Rinner genug gehört. In Windeseile verließ er die Brücke und rannte nach Hause, um zu sehen, ob die Worte des Hirten wahr seien. Als er spätabends heimgekommen war, trug er sofort heimlich und leise den Herd ab und fand wirklich einen ganzen Kessel voll Gold. Von diesem Tag an war er der reichste Bauer weit und breit.
Das Zeiringer Kegelspiel
In Zeiring wurde ehemals ein reicher Silberbergbau betrieben. Es wird erzählt, dass im Jahre 1158
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