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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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Wassermann und wies hin auf den nahen Erzberg.
    Seine Andeutung wurde als Wahrheit belegt, worauf er nach seinem Verlangen auf Freiheit wieder zur Grotte zurückgebracht und in die dunkle Flut hinabgesenkt wurde. Da bebten die Felsenberge ringsumher; das Wasser färbte sich blutrot und mit Hohngelächter rief eine Stimme, dass man um das Beste erst noch nicht gefragt habe: Die Bedeutung des Kreuzes in den Nüssen und um den Karfunkelstein! Man meint, der hell strahlende Karfunkelstein hätte den Bergleuten in den dunklen Schächten für ewige Zeiten ein natürliches und nicht kostspieliges Grubenlicht gegeben. Was der Wassermann mit dem Kreuz in den Nüssen habe andeuten wollen, ist nicht ganz sicher zu belegen; man glaubt, er hätte damit Erklärungen über den Gebrauch und den Nutzen des Kompasses für den Bergbau geben wollen.
    Der Wassermann wurde seither nie mehr wieder gesehen, weder in jener Grotte, noch im Leopoldsteinersee.
    Das blaue Türl
    In Schwarzenberg, nicht weit von Oberwölz, gibt es auch einen alten Schatz und dort, wo er im Berg verborgen liegt, heißt man es „blaues Türl“, weil es eben so ausschaut wie eine blaue Tür im Berg. Dahinter befindet sich eine große Höhle, wo Goldzapfen aus massivem Gold von der Decke wachsen, und die Wände funkeln und schillern in allen Farben, denn sie sind mit Edelsteinen nur so übersät. In der Mitte der Höhle stehen drei große Wagen, auf dem einen ist Gold geladen, der zweite hat Silber geladen und auf dem dritten befinden sich alle erdenklichen Edelsteine und Schmuckstücke.
    Das blaue Türl öffnet sich aber nur alle hundert Jahre, und zwar am Sonnenwendabend kurz vor dem Ave-Maria-Läuten und am Palmsonntag zur Wandlung. Allerdings steht das blaue Türl nur für denjenigen offen, der ohne Sünde ist und der nicht nach der Tür gesucht hat, und damit wird der Schatz wohl nie gehoben werden.
    Da lag einmal ein Bauer aus Schöttel nicht weit entfernt bei einer Quelle im Gras. Der gute Mann hatte die Armen stets unterstützt, keinem Bettler hatte er je etwas abgeschlagen, und wurde schließlich selber ganz arm, weil er so viel verschenkt hatte. Wie er so im Gras lag, dachte er nicht weiter daran, dass er nun selber nichts mehr hatte, sondern er überlegte vielmehr, dass er jene, denen es viel schlechter ging als ihm, nun gar nicht mehr unterstützen konnte. Auf einmal hörte er eine fremde Stimme zu ihm sprechen:
    „Hast das Bründl neben dir und waschst dich nicht!“
    Er schaute auf und sah dort, wo man es im Fels „das blaue Türl“ heißt, ein offenes Tor, doch die Stimme hatte ja etwas von einer Quelle und vom Waschen gesagt, und darum wollte er noch schnell das Wasser suchen, das er auch wenig später fand. Er wusch sich Gesicht und Hände, und das Wasser war frisch und klar, da hörte er auch schon ein Rumpeln und Pumpeln, und das Tor war wieder zu.
    „Zu spät! Hast’s überseh’n!“, tönte die Stimme, aber eine goldene Gerte hielt er dafür in den Händen. Aus dem Verkauf der goldenen Gerte stiftete er dann den Kreuzaltar in der Spitalskirche in Oberwölz, und plötzlich ging ihm das Geld nie aus und alles, was er anpackte, gelang ihm. Er wurde auch nicht hochmütig, sondern hatte immer eine freigiebige Hand.
    Das blaue Türl hat sich noch ein weiteres Mal geöffnet. Beim Strohbauern auf der Sonnleiten saßen alle beim Abendessen, als sie vor der Tür das Blöken eines Schafes hörten. „Ja, ist uns da eines ausgekommen?“, fragten sich die Bauersleute. Aber das war keines von ihren Tieren, und das Schaf blökte immer lauter, gerade so, als wenn es etwas sagen wollte. Der Bauer wollte das fremde Schaf einfangen und es über Nacht zu seinen eigenen Tieren in den Stall stellen, doch es entwischte ihm immer wieder. Und jedes Mal drehte sich das Schaf nach dem Bauern um und lief dann weiter weg, gerade so, als wenn es sicher sein wollte, dass der Bauer ihm auch folgte. Da stand der Bauer plötzlich vor der geöffneten Pforte vom blauen Türl, und mit offenem Mund und entsetzten Augen sah er dem Schaf nach, das dort hineinsprang. Der Bauer machte keinen Schritt weiter, er sah das Gold, das Silber, die Edelsteine, und er sah das Schaf, das wie ein Hund immer wieder in seine Richtung und dann wieder in das Innere der Höhle lief, fast so, als wolle es ihn holen. Da ertönte vom Kirchturm herauf das Ave-Maria-Läuten und das Tor schloss sich wieder. Wieder auf den Hof zurückgekehrt, erzählte der Bauer dann, was ihm soeben mit dem Schaf

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