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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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starke Grubengewässer den Bergbau zerstörten und dabei 1400 Knappen ums Leben kamen. Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ereignete sich die Katastrophe im Jahr 1365, auch die Zahl der Toten muss niedriger angesetzt werden, das Ereignis bleibt dennoch erschreckend. Während der Zeit des Bergbaues war Zeiring Prägestätte für Münzen, der Zeirische Pfennig ist heute außerordentlich selten und teuer. Die ausschließlich durch Sage überlieferte Katastrophe konnte durch Grabungen belegt werden, es werden eindringende Karstwässer angenommen, deren Reservoir im Bereich des Kalvarienberges lag.
    Im Zeiringer Bergbau wurden große Mengen Silbererze zutage gefördert, und die Knappen erhielten nicht nur reichlichen Lohn, sondern auch einen Anteil an der Ausbeute. Da es ihnen nun sehr gut ging, wurden sie übermütig und verübten zahlreiche Streiche. Gewöhnliche Kleider aus Tuch und steirischem Loden genügten ihnen nicht, sie kleideten sich in Seide und Samt; sie tranken die kostbarsten Weine, die sonst nur auf die Tafeln der mächtigen Fürsten und Grafen kamen; sie verschmähten den Lämmerbraten und holten sich als kecke Diebe das beste Wildbret aus fremden Wäldern und fischten eigenmächtig in den Fischwässern nach den köstlichen Forellen und Saiblingen. Dazu versanken sie noch von einem Laster in das andere, ergaben sich dem Trunk und dem Spiel und verübten auch sonst ungestraft allerlei Freveltaten.
    Als einst die Knappen wieder in das Bergwerk eingefahren waren und sich an die Arbeit begeben hatten, traten ihrer vierzehn zusammen und unterhielten sich, anstatt ihrer Pflicht nachzukommen, lachend über ihre tags zuvor verübten Streiche. Plötzlich erschien vor ihnen, wie aus der Erde emporgestiegen, ein kleines, silberweißes Männlein, mit einem silbernen Mäntelchen angetan; Kopfhaare und Bart waren aus Silberfäden und reichten bis an den Gürtel, das Haupt bedeckte ein silberner, breitkrempiger Hut, unter welchem ein feuriges Augenpaar hervorleuchtete, und das Gesicht glänzte wie das Silberlicht des Mondes. Dieses Männchen drohte nun den Knappen, welche auf einmal ihre Munterkeit und ihre kecke Zuversicht verloren hatten, und rief mit furchtbarer Stimme:
    „Ich bin der Beherrscher dieser unterirdischen Gruben und Silberminen! Wenn ihr nicht meine Schätze, die ihr da ausbeutet, zum Nutzen eurer Mitmenschen verwendet, so sollen die Gewässer, die ich bisher gehütet, diese Gänge überfluten und den ganzen Bergbau zerstören. Sieben Jahre lasse ich euch Zeit zur Besserung und Bekehrung; fahrt ihr bis dahin noch fort in eurem wüsten Treiben, so soll euch mein Zorn treffen und mein Grimm euch zermalmen!“
    Nach diesen schrecklichen Worten war die Erscheinung verschwunden. Die Knappen verließen eiligst den Schacht und erzählten ihren Kameraden die Begebenheit. Nun wurde es wohl stiller und ruhiger in Zeiring, denn das böse Gewissen quälte die schlimmen Gesellen. Dazu gesellte sich die Furcht vor der Drohung des mächtigen Berggeistes.
    Aber nicht lange, nur wenige Monate dauerte die Besserung, dann fingen die Knappen das alte Leben wieder an, ja sie trieben es noch ärger als zuvor. Sie schoben mit silbernen Kugeln nach silbernen Kegeln, denn hölzerne genügten den hochmütigen Bergleuten schon lange nicht mehr; aber selbst dies langte ihnen nicht, und so mordeten die Frevler einmal gar einen blondlockigen Knaben und schoben mit dessen bluttriefendem Köpfchen auf der Kegelbahn. Das arme Großmütterchen, dem man das unschuldige Enkelkind entrissen hatte, erstarrte vor Schrecken und Schmerz über diese entsetzliche Blut- und Freveltat und ließ ein Gefäß voll Mohnsamen seiner zitternden Hand entfallen, so dass nun die Körner weit umher auf der Erde ausgestreut lagen. Mit unheimlichem Ernst im faltenreichen Gesicht öffnete es endlich den zahnlosen Mund und sprach die prophetischen Worte:
    „So viele Mohnkörner hier auf der Erde, so viele Jahre in Zeiring kein Bergsegen mehr!“
    Als diese unerhörte, blutige Freveltat geschehen war, da lief eben die vom Berggeist gegebene siebenjährige Frist aus.
    Am nächsten Tag fuhren die Bergleute wie gewöhnlich wieder zur Arbeit in die Silbergruben ein; 1400 Knappen stiegen in die finstere Nacht des Bergwerks hinab, um nie wieder emporzukommen. Vor ihrer Einfahrt hatte ihnen ein tauber Arbeiter mitgeteilt, dass er ein seltsames Wasserrauschen wahrnehme, und er ermahnte sie deshalb zur Flucht. Er wurde aber ausgelacht, und alle Knappen außer

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