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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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die er auf seiner Wallfahrt durchwandert hatte, er erblickte das freundliche Städtchen Knittelfeld an der Mur, sein Heimatdorf Landschach und schließlich sein Wohnhaus samt den Stallungen und den herumliegenden Grundstücken. Das Bild im Spiegel blieb nun ein vollständiges, und der Bauer konnte darin sehen, was seine Frau und seine Kinder und seine Hausangestellten eben taten; auch die Erde seines Krautackers sah er, und zwar stellenweise mit goldglänzenden Körnern vermischt.
    Der Hausherr erklärte nun, dass dieser Spiegel ein sogenannter „Bergspiegel“ sei, der seinem Besitzer selbst die verborgensten Schätze anzeigt. Dem Bauern schien das Ganze nur ein Traum, er drückte seinen Zweifel in Worten aus. Darauf aber erwiderte der Hausherr:
    „Ich sehe, dass Ihr mir noch immer keinen Glauben schenkt; doch Ihr werdet mir glauben, wenn Ihr wieder nach Hause kommt! Seht Ihr im Spiegel den bösartigen Hund, der mich von Euch vertrieben hat? Erlaubt Ihr mir, ihn auf der Stelle zu töten?“
    Der Bauer gab seine Zustimmung dazu und blickte sodann unverwandt in den Spiegel, während der Herr des Hauses eine Pistole in die Hand nahm und durchs Fenster abschoss. Der Bauer sah ganz deutlich, wie der Hund vor der Haustür lag, aufsprang, dann umfiel und verendete. Es wurde ihm unheimlich zumute und er trachtete, sobald wie möglich aus dem Haus zu kommen. Der vornehme Italiener erkannte, was der Bauer wollte. Er drückte ihm einen großen Beutel Dukaten in die Hand und verabschiedete sich freundlich.
    Der Bauer machte sich auch sofort auf den Heimweg und nach einigen Tagen hatte er sein Dorf und sein Haus erreicht. Er erfuhr nun, dass sein Hund von einem unbekannten Täter meuchlings erschossen worden war. Der Bauer fragte nach Tag und Uhrzeit, wann dies geschehen, wie auch um die Stelle, wo der Hund verendet sei. Merkwürdigerweise stimmte alles mit seiner Anwesenheit bei dem reichen Italiener und mit dem dort Erlebten zusammen. Er glaubte nun auch den Aussagen des seltsamen Mannes wegen des Krautackers und wollte aus diesem ebenfalls goldene Schätze heben, fand aber nur geringe Ausbeute.
    Der Bauer kannte eben die Scheidekunst nicht, auch fehlte ihm der dazu notwendige Bergspiegel.
    Die drei Schwestern
    Auf der Garsellanegg unweit des Hinterälpeles im Rätikon gab es vor sehr langer Zeit ein Goldwässerlein, also einen kleinen Bach, in dem man mit hohem Ertrag Gold waschen konnte.
    Vor sehr langer Zeit kam öfters ein Venediger-Männle in diese Gegend und holte von hier und aus dem nahen und unbewohnten Saminatal Gold in Hülle und Fülle. Der Venediger fuhr durch die Luft mit einem großen Krug in der Hand und stellte diesen unter eine gewisse Wasserquelle. Dieses Wässerlein führte aus einer unterirdischen Ader Goldkörner mit sich. Das Gold setzte sich auf dem Boden der Kanne ab und das Wasser lief munter über den Kannenrand hinaus. Bald war der Krug bis zum Rand mit Goldkörnern gefüllt und das Männle flog wieder heim.
    Zum Beweis seines Könnens zeigte es einmal den Krug voll Gold den dortigen Hirten, diese ließen sich aber nicht von seiner Schwarzkunst blenden. Sie bekreuzigten sich und ließen den Venediger gehen, denn nun wussten sie, dass er ein Zauberer war, der durch finstere Mächte seine Künste ausübte – wie alle sogenannten Venediger-Männle.
    An einem hohen Feiertag kamen einmal drei Mädchen aus Frastanz, jedes mit einem Kübel unter dem Arm, in aller Frühe an diesen Ort, anstatt in die Messe zu gehen. Sie wollten allerdings nicht Gold waschen, sondern Heidelbeeren suchen, um diese am nächsten Tag in der Stadt zu verkaufen. Fröhlich waren die Mädchen bei der Arbeit und pflückten die Beeren, dabei schwätzten und lachten sie und tollten fröhlich und laut in den Wiesen herum. Da sprang auf einmal der Venediger hervor und fuhr die Mädle grob an:
    „Was tut ihr da?“
    Die Mädchen waren ganz erschrocken und wussten nicht, was sie sagen sollten. Schließlich hätten sie in der Kirche sein sollen, anstatt am Feiertag zu arbeiten. Sie schauten einander ganz verschämt an und riefen schnell:
    „O nüt!“
    „Ah, nichts also!“, rief der kleine Mann zornig, weil er es nicht leiden konnte angelogen zu werden. „So sollt ihr auch zu Nichts werden, zu drei kahlen Felsen, ohne Gras und Laub, ohne Bäume und Frucht! So kann ich wenigstens mein Goldwässerle drunter verstecken!“
    Die Mädchen konnten sich von diesem Moment an nicht mehr bewegen und begannen ganz langsam zu versteinern.

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