Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Hemmastollen wieder reichlich Gold zu finden sein.“
Leider konnte bis jetzt nie die Aufgabe gänzlich erfüllt werden. Entweder der schwarze Hahn starb trotz aller Sorgfalt schon während der Aufzucht oder es brach auf dem Weg zur Alm plötzlich ein Schneesturm los, durch den das Tier verendete. Ein anderer Hahn war zwar unbeschadet auf dem Hohenwart angekommen, ließ sich aber nicht zum dreimaligen Krähen bewegen. Wieder ein anderer stellte sich beim Einfangen der Henne so ungeschickt an, dass sie ihm entkam oder er konnte, wenn er sie glücklich erwischt hatte, die kupfernen Eier nicht finden. Ob es heute, nach so vielen Jahren, überhaupt noch möglich ist, ist sowieso fraglich. Die einzige Hoffnung der Menschen ist, dass die kohlrabenschwarze Henne auf dem Hohenwart wohl hoffentlich bald all die vorgesetzten Mohnkörnlein aufgefressen haben wird.
Von Rittern, Räubern und mutigen Frauen.
„Auf dieser stolzen Burg lebten damals zwei recht ungleiche Brüder ...“
Agnes von Pfannberg
Als Agnes von Pfannberg die Nachricht erhielt, dass ihr geliebter Mann Bernhard mit seinem Bruder Heinrich wegen Hochverrats am böhmischen König Ottokar III. gefangen genommen worden war, da war für sie eines klar: Niemals hätten die zwei Männer den böhmischen König und Herzog der Steiermark verraten und niemals würde sie die Burg in die Hände der Verräter übergeben. Agnes hatte die schlechte Nachricht über ihren Mann noch nicht lange erhalten, da kam schon die nächste Hiobsbotschaft: Die Söldnertruppen König Ottokars III. waren im Anmarsch, um die Burg Pfannberg einzunehmen. Nun galt es schnell zu handeln. Mit kühlem Kopf wies sie den Burgvogt an, was zu tun sei, um die Burg und ihre Bewohner vor den sich annähernden Truppen zu sichern, auch das Weidevieh außerhalb der Burgmauern sollte er nicht vergessen.
Frau Agnes verließ auch der Mut nicht, als die Heerscharen bereits vor dem Burghügel standen, eine friedfertige Übergabe der Burg lehnte sie ab, und mit einem Pfeilregen und anderen Geschossen übersäte man die Feinde. Mehrmals wurde versucht, die Burg im Sturm zu nehmen, doch immer hielten Burg und Besatzung stand, der Feind verlor fast ein Drittel seiner Soldaten. Nun wurde das versucht, wovor sich jeder Burgbewohner fürchtet – das Aushungern. Zum Glück gab es einen eigenen Tiefbrunnen auf der Burg, aber irgendwann würde ihnen ganz sicher das Essen ausgehen – doch so weit war es noch nicht. Jeden Tag suchte Agnes die Kapelle auf und ging danach mit neuem Mut auf ihre treuen Untergebenen zu und machte ihnen gute Hoffnung.
Mitte Mai, als die Burg bereits zwei Wochen lang belagert wurde, da bemerkte einer der böhmischen Soldaten einen kleinen Buben, der am steilen Burgfelsen herumkraxelte und im Felsen verschwand. Heimlich kletterte der Soldat hinterher und fand sich schließlich im Inneren der Burg wieder. Was für ein glücklicher Fund, nun konnte die Burg doch noch, auf eine andere Weise, eingenommen werden!
Nachdem der Heerführer verständigt worden war, blies man zum Abmarsch, und es sah für Agnes und ihr Gefolge so aus, als wenn der Feind aufgegeben hätte.
„Ein Fest!“, rief Agnes, „ein Fest soll es geben, wovon noch unsere Enkelkinder erzählen sollen!“
Jung und Alt, Mann und Frau, alle halfen, Vorbereitungen für ein gemeinsames Fest im Burghof zu treffen. Doch was sie nicht wussten, war, dass alles nur ein Trick war und dass dies ihr letztes Fest werden sollte. Kurz bevor es zu dunkeln begann, schlichen sich die ersten böhmischen Soldaten durch den Felsspalt und nahmen ihre Kampfposition ein. Die feiernden Burginsassen bemerkten gar nichts, so froh waren sie in ihrem Übermut. Als es dann dunkel war, begann das Gemetzel. Niemand war auf einen Überfall vorbereitet gewesen, und sie wurden wie die Schafe abgeschlachtet. Frau Agnes war noch in ihrem Turm beim Ankleiden, als es zehn ihrer besten Männer schafften, sich zu ihr zu retten. Aus dem Waffenarsenal kleidete sie sich und die Männer ein, und gut gerüstet stürmte sie in voller Montur hinaus. Agnes schlug sich wacker, sie wich nach links aus und wand sich nach rechts, versetzte dem Gegner einen Stich, doch traf sie ein Speer in den Oberschenkel, und vor Schmerzen konnten sie nicht mehr weiter. Da traf sie auch noch ein Pfeil, und dann wurde sie endlich mit einem Schwertstreich hingerichtet. Der Kampf war zu Ende, nur zwei von Agnes’ Männern konnten dem Gemetzel entkommen, und nun begann das Fest für die Feinde.
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