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Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Titel: Die schoensten Weihnachtsgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Seufzen an unsere Post, und jeden Tag waren wir aufs tiefste niedergedrückt, wenn wir sie erledigt hatten. Und doch widersetzten wir uns dem eigentlich sehr vernünftigen Steppeschen Vorschlag, diese ganze Post unbeantwortet der Zentralheizung des Palasthotels zu überliefern.Wir hatten kein Geld, wir konnten an diesen Leuten im besten Falle nichts antworten, als daß ihre Gesuche geprüft würden – und wenn sie dann drängten, schrieben wir ihnen noch einmal, daß die Prüfung noch nicht abgeschlossen sei …
    Wir taten das nicht etwa, um die Leute hinzuhalten, wie Herr Matz wohl stillschweigend annahm, wir taten es völlig guten Glaubens. Wir hatten fest vor zu helfen, wenn wir erst Geld hätten! Wir hatten nicht vergessen, was Oma Böök uns gesagt: wieviel Gutes wir nun mit all dem vielen Geld würden tun können. Wer uns nicht überzeugte, wer uns nicht sauber schien – dem schrieben wir sofort ab.
    Um nun aber zu unserem Ergebnis zu kommen: unter diesen Briefen hatte sich auch der Brief eines Mannes aus Breslau befunden, der ein Geschenk von fünfhundert Mark erbat, um seine lungenkranke Frau ausheilen lassen zu können. Es war einer der ehrlichen Briefe gewesen. Der Mann hatte keine falschen Versprechungen gemacht, er hatte gesagt, daß er mittellos sei, er hatte um ein Geschenk gebeten.
    Was uns veranlaßte, diesen Brief doch unter die »Lie ber-Nein-Fälle « einzuordnen, war irgend etwas Unwägbares im Ton. Vielleicht schien uns der Brief gar zu flüssig, gar zu routiniert geschrieben. Steppe hatte uns gesagt, daß es Menschen gäbe, die jeden Tag Dutzende von solchen Bettelbriefen schrieben, die aus ihnen ein recht gutes Einkommen bezögen.
    Wir schrieben den, ich gebe es zu, unwahren, hinhaltenden Brief von der Prüfung des Anliegens.
    Postwendend hörten wir, daß wir des Bittstellers Lage nicht noch durch Nachforschungen erschweren möchten. Seine Not habe er bisher noch vor den Nachbarn verbergen können. Wir sollten ihn nicht »ins Licht der Gasse zerren«. Gott habe uns so überreich beschenkt, wir wüßten auch nicht, ob wir es verdient hätten. Wir möchten ihm, verdient oder unverdient, aus unserer Fülle hundert Mark in einem geschlossenen Umschlag senden.
    Wir reihten den Fall unter die »Nein-Sachen« ein und antworteten nicht.
    Eine Woche später sandte der Mann ans Breslau uns einen Freiumschlag: Wir sollten ihm zwanzig Mark senden. Uns werde es nicht ärmer machen, aber tausendfältigen Segen würden wir dadurch ernten …
    Wir antworteten wiederum nicht. Freilich hatte der Mann beinahe richtig gerechnet: Der Freiumschlag machte uns Gewissensbisse!
    Den Brief, den wir nun von ihm bekamen, dieses Meisterstück eines Gewohnheitsbettlers aus Bosheit und Hinterlist, setze ich wortwörtlich hierher. Er schrieb uns:

    Euer Hochwohlgeboren
    können sich also wirklich nicht entschließen, mir Ärmsten der Armen zu helfen? Nicht einmal mit dem wirklich so bescheiden Erbetenen? Weit entfernt, Euer Hochwohlgeboren darob zu grollen, geschweige denn gar ein Mißgeschick, Krankheit oder Tod eines lieben Augehörigen oder dergleichen zu wünschen, kann ichnicht umhin, auf die immerhin merkwürdige
Tatsache
hinzuweisen, daß solch Mißgeschick schon so viele betroffen hat, die sich in den letzten vier Jahren meines Elends meinen ähnlichen Bitten gegenüber ablehnend verhalten haben.
    Hochachtungsvoll
    Ihr um eine Enttäuschung reicher
    gewordener …

    »So ein Biest!« sagte Karla tonlos. Sie war schneeweiß geworden, ihr geht es immer ans Herz, wenn sie erfährt, wie schlecht Menschen sein können.
    »Reg dich nicht so auf Kerlchen!« bat ich. »Du siehst, unser Gefühl ist ganz richtig gewesen: ein gemeiner Gewohnheitsbettler.«
    »Uns Unheil zu wünschen!« klagte Karla. »Wenn uns jetzt etwas Schlimmes passiert, werde ich immer glauben, dieser Kerl hat es gemacht.«
    »Unsinn, Karla! Du wirst doch nicht abergläubisch werden! Was soll uns denn Schlimmes passieren –?!«
    »Ich weiß doch auch nicht! Aber wenn –!«
    Es dauerte lange, bis ich sie beruhigen konnte.
    Dann, am gleichen Abend, am Abend des 22. Dezember, kam Fräulein Kiesow noch spät in unser Zimmer. »Wollen Sie nicht einmal nach Eduarda sehen, gnädige Frau? Ich glaube, sie hat Fieber …«
    Karla warf mir einen erschrockenen, tränendunklen Blick zu. Der Brief, siehst du! sagte dieser Blick.
    Dann liefen wir beide in der Mücke Zimmer.

    Der Doktor war gekommen und gegangen. Er hatte tröstlich gemeint, es sei bloß ein

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