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Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Titel: Die schoensten Weihnachtsgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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ohne Geld, aber vergnügt.
    Dann sahen wir alle ein, daß wir auf diese Art nie nach Langleide kommen würden, alle bis auf die Mücke. Die aber ließ ich auf meinen Schultern reiten, und nun kamen wir mindestens fünf Minuten lang rasch voran, bis wir auf ein Hasenlager stießen. Oder Karla ausrutschte und hinfiel. Oder die Mücke anfing, aus lauter Langerweile den Schnee von allen Ästen, die sie fassen konnte, auf mich und sich herabzustäuben. Bis es also wieder einen neuen vergnügten Aufenthalt gab …
    Aber, wie schon gesagt, in etwa drei Stunden schafften wir es doch nach Langleide. Wir klopften uns vor der Tür zum Gasthof Stadt Radebusch den Schnee von Kleidern und Füßen und traten lachend in die Gaststube ein.
    Dort waren sie, fünf Weibsen und ein Mann, gerade beim Schweineschlachten, und sie sagten es uns gleich, daß sie heute mit ihren drei Schweinen ohne Gäste schon zuviel zu tun hätten, und was das Nachtlogis anlange, so hingen im einzigen Fremdenzimmer die Mett-und Salamiwürste zum Trocknen, und welcher ordentliche Mensch es denn mache, gerade zum Weihnachtsfest anderen ordentlichen Menschen unangemeldet ins Haus zu schneien?! Zum Fest bliebe ein jeder ordentliche Mensch daheim!
    Worauf wir gebeten wurden, die Tür wieder zuzumachen, aber von außen!
    Wir taten es betrübt und standen also wieder auf der Langleider Dorfstraße. Gleich fragte die Mücke: »Gibt es nun kein Weihnachten?« Und schickte sich an zu weinen.Ich übergehe die völlig nutzlosen Vorwürfe, die sich das Ehepaar Schreyvogel machte, weil keines von beiden daran gedacht hatte, ein Weihnachtsquartier zu bestellen. Sondern ich fange erst da wieder an zu erzählen, als der August seinen braunschwarzen Prim wortlos in den weißen Schnee spuckte, den Koffer schulterte, die Mücke bei der Hand nahm und, ohne auf uns zu achten, abmarschierte, tiefer ins Dorf hinein …
    Wir unterbrachen den Streit, starrten dem August nach, dann uns an, fingen an zu lachen und gingen hinter dem Weisen drein, neugierig, was er nun wohl tun würde, und voller Vertrauen, er werde schon das Rechte finden.
    Wir wurden nicht weiter geführt als nur etwa hundertfünfzig Schritt, worauf der August unter einem Vordächlein durch in eine schwarze Höhle trat, in der aber roter Feuerschein war und Kling-Klang tönte: also in die Dorfschmiede. Der Schmied, ein rußiger kleiner, aber drahtiger Mann, ließ uns gerne am Feuer stehen, hatte aber noch keine Zeit für Fragen und Auskünfte, weil ein Pferd auf seine neuen Schuhe wartete.
    Wir sahen ihm alle gerne zu, am liebsten aber die Mücke, wie die Luft aus dem Blasebalg in das Kohlenhäufchen fuhr und es immer heller glühen machte, wie das fast weiß erhitzte Eisen mit der Zange herausgehoben und mit der hornharten Hand auf Hitze geprüft wurde. Schon tanzten von Meister und Gesellen die Hämmer, das Eisen zischte im Wasser – ach, es verging uns eine halbe Stunde wie nichts! So friedlich saßen wir da, und hätte uns das Kullern in unseren Mägen nichtgemahnt, daß wir ohne alles Frühstück nun schon fast sieben Stunden unterwegs waren und daß es auf Mittag ging, wir hätten gerne immer weiter so gesessen und der Arbeit zugeschaut.
    So aber waren wir ganz zufrieden, als der Meister schließlich, den Ruß auf der schweißigen Stirne noch besser verreibend, zu uns trat mit den Worten: »Heiß ist’s! – Was soll es denn sein, junge Leute? Ein Paar Hufeisen unter die Schuhe vom kleinen Fräulein? Oder ein paar neue Miederstangen für die junge Frau?«
    Und er hob, mit weißen Zähnen aus seinem schwarzen Gesicht lachend, ein schweres Stück Rundeisen gegen die Karla.
    Darauf wurde uns allen das Reden leichter als im Gasthaus Stadt Radebusch bei den übereifrigen Schweineschlächtern, und bald wußte der Meister, daß wir Hunger hatten, aber kein Nachtquartier und daß wir durchaus in Langleide und nirgends sonst auf der Welt unser Weihnachtsfest feiern wollten.
    Das kam ihm freilich ganz närrisch vor, doch August Böök steuerte als unser zukünftiger Chauffeur den Wagen wieder auf die richtige Bahn, indem er listig etwas hinwarf von einer bösen Schwiegermutter, die uns durch unvermuteten Besuch das Fest habe verderben wollen, vor der wir aber heimlich ausgerissen seien …
    Wieder bekamen wir die weißen Zähne im schwarzen Gesicht zu sehen. Der Meister war eingefleischter Junggeselle und fand es großartig von uns, den alten Drachen so zu versetzen. Ja, das sähe er ein, kein Christenmensch dürfe uns

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