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Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Titel: Die schoensten Weihnachtsgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Nachtlicht brannte, es war alles still … Es kam mir so seltsam vor, daß ich es war, Max Schreyvogel, der mit Weib und Kind unter Zurücklassung einer völlig unbezahlten Rechnung aus diesem Hotel floh … Auch mir kam es komisch vor, aber eher traurig komisch. Oder, wie sie es bei manchen Theaterstücken nennen: tragikomisch. Was ja auch nichts anderes heißt, als daß die, die es sehen und hören (oder lesen), es recht komisch finden, während denen, die es erleben, recht traurig zumute ist …
    Der trübe Hotelgang mit seinem roten Läufer kam mir einen Augenblick lang wie der Gang eines ins Wasser versunkenen Schiffes vor, hinter den stillen, grauen Türen schliefen die Ertrunkenen ihren ewigen Schlaf, und ich stand wie mein eigenes Gespenst hier, sah all die Türen an und wußte nicht mehr, hinter welcher denn mein Leib schlief, fand nicht zurück zu mir …
    Eine tiefe Traurigkeit, die das übereifrige, leere Getriebe der letzten Wochen nur übertäubt hatte, stieg urplötzlich in mir hoch. Sie war, plötzlich wußte ich es, schon immer in mir gewesen. Tägliche Arbeit, der liebe schöne Alltag hatten sie am Boden gehalten. Aber in der jüngsten Zeit war sie groß geworden, sie stieg auf, hüllte alles in mir ein – bitter, trostlos bitter, öde, staubig fühlteich die Fragwürdigkeit nicht nur meines, nein, allen Daseins …
    Eine Hand rührte an meine Schulter, mein Auge begegnete dem Blick von August Böök.
    »Kommen Sie man, Chef«, flüsterte er. »Die junge Frau macht sich sonst Gedanken.«
    Er löschte hinter mir das Licht, half mir über Dach und Leiter. Einen Augenblick zögerte er, ob wir die Leiter wieder an ihren früheren Platz setzen sollten.
    »Was meinen Sie, Chef? Aber schlauer ist’s schon, wir lassen sie stehen. Je weniger sie’s morgen früh vertuschen können, um so eher werden sie sich in Zukunft in acht nehmen!«
    Mir war es recht, ich hatte keine Lust, länger darüber nachzudenken. Wir fanden Karla und Mücke, die sich am dunklen Schaufenster eines süßen Ladens die Nasen breit drückten, um etwas von den Weihnachtsmännern zu sehen zu bekommen.

    Nun gehen wir also wirklich, ganz unbewacht und unbewundert, morgens kurz vor fünf Uhr, durch die stillen Straßen unserer Heimatstadt Radebusch. Höchstens jede fünfte Gaslaterne brennt, die Häuser sind alle noch dunkel. Es ist vierundzwanzigster Dezember – heute abend ist das Weihnachtsfest: Ehe der letzte große Sturmlauf der Abendvorbereitungen beginnt, schlafen die Menschen alle noch einmal besonders fest. Sogar die Kinder machen davon keine Ausnahme, die doch nichts vorzubereiten, sondern sich nur zu freuen haben und ohne deren Freude alle Vorbereitungen sinnlos sind …
    Wir haben die Mücke zwischen uns, sie trippelt eilig einher. Wir spüren es an ihren zappligen Händen, wie sie voll hundert Fragen steckt, aber noch schweigt sie, denn der Bann der Verschwörung liegt auf uns.
    Vor uns geht August Böök. Er hat sich den schweren Koffer auf die Achsel gesetzt, er trägt ihn wie ein richtiger Gepäckträger. Sein Schritt ist leise und leicht, die Matrosenhosen flattern ein wenig über seinen Schuhen.
    Karla flüstert mir zu: »Gleich heute nachmittag werde ich seinen Pullover waschen, er ist wirklich eher schwarz als weiß.« – Und erschrocken: »O Gott! Nun haben wir an alles gedacht, und nicht an ein Geschenk für den August! Das ist aber gar nicht recht von uns!«
    August Böök, der mit seinen Fuchsohren natürlich alles gehört hat, dreht sich um und sagt tröstend: »Geht in Ordnung, Chefin. Ich habe mir was Schönes besorgt, das Sie mir schenken können. Und den Pulli wasche ich auch, habe bloß noch keine Waschgelegenheit gehabt!«
    Wir hatten, beim Pläneschmieden, immer Angst gehabt, es würden uns Leute treffen und erkennen. Jetzt, beim Bahnhof, tauchten wirklich einige auf, aber sie hatten es alle so eilig, und der Morgen war so fröstelig, daß sie gar nicht auf uns achteten. Trotzdem führten wir unser Programm genau wie vorgesehen durch. Wir gingen nicht in die Halle, wir kauften keine Fahrkarten, das erledigte alles der August Böök.
    Und nun trennten wir uns. Zuerst ging Karla mit der kleinen Mücke durch die Sperre, um in einen Wagen zweiter Klasse zu steigen – und mir tat es nur leid, daß ich bei dieser ersten Fahrt, in einem so vornehmen Abteil,nicht dabei sein konnte. Aber August und ich, wir fuhren eben zweimal zweiter, gleich vierter, so war es geplant, um unsere Verfolger irrezuführen, und so

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