Die Schokoladendiät
ich schon aufgegessen. Es war nicht schlecht. Aber auch nicht besonders gut. Und wenn man bedenkt, dass das
wirklich
die
absolut
letzte Schokolade gewesen sein könnte, die ich als Single verspeist habe, war die Qualität sogar ziemlich bescheiden. Ich hätte mir einen Vorrat aus dem Chocolate Heaven mitnehmen sollen, um über die Runden zu kommen. Ein gravierender Fehler, und schon grübele ich darüber nach, was ich sonst noch alles vergessen haben könnte. Vielleicht habe ich beim Dinner auch zu viel Kaffee getrunken, denn jetzt bin ich hellwach und aufgedreht.
Marcus schläft inzwischen bestimmt schon tief und fest. In der Honeymoon-Suite treibt mein Dad es jetzt wahrscheinlich mit
Der Friseuse
, und in der Presidential-Suite macht meine Mum das Gleiche mit
Dem Millionär
. Sich die eigenen Eltern beim Ficken vorzustellen, ist kein angenehmer Gedanke, aber wenn man sich dann auch noch vorstellt, dass sie mit anderen ficken, wird es erst richtig eklig! Igitt. Ich bemühe mich, an etwas anderes zu denken, und drehe mich auf die Seite. Mein Handy auf dem Nachttisch blinkert mich verführerisch an. Was Mr. Sexy wohl in diesemAugenblick macht? Ob der auch tief und fest schläft? Oder eine andere im Bett hat? Oder ob er vielleicht sogar wach liegt und an mich denkt?
Ich nehme mein Handy und spiele damit herum. Entgegen meinem Versprechen habe ich mich nach unserem Gespräch in dem schmuddeligen Café nicht mehr bei ihm gemeldet. Ich hatte wirklich vor, ihn anzurufen und ihm meine Gefühle zu erklären, aber dann hatte ich offen gestanden einfach keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte. Ich hätte doch nur herumgestammelt und alles zerredet. Mr. Sexy hat etwas Besseres verdient.
Es ist drei Uhr morgens. Das ist die Zeit in der Nacht, in der besonders viele Menschen sterben, in der Betrunkene ihre Ex-Partner anrufen und um eine Versöhnung betteln, und die Zeit, zu der alle möglichen Dummheiten geschehen. Das alles weiß ich. Und so suche ich rasch Mr. Sexys Telefonnummer, bevor ich es mir noch einmal anders überlege. Hoffentlich lande ich direkt auf dem Anrufbeantworter, dann kann ich ihm eine nette Nachricht aufsprechen, ihm sagen, was für ein Schwachkopf ich bin, und dass ich ihm Glück wünsche und ihn vermissen werde. Ganz schrecklich sogar.
Schon nach dem dritten Läuten nimmt Mr. Sexy ab.
«Hi, Herzchen.» Er klingt sehr verschlafen. Also hat er noch immer meine Nummer in seinem Telefon gespeichert.
«Ich wollte dich nicht wecken», sage ich.
Es folgt ein kurzes Schweigen. «Na ja, es ist drei Uhr früh. Was dachtest du denn, was ich gerade mache?» Ich höre, dass er ein Gähnen unterdrückt, und muss lächeln. Ich war noch nie mit Mr. Sexy im Bett – leider! –, aber viel Phantasie brauche ich nicht, um mir jeden Zentimeter seines Körpersunter der Bettdecke vorzustellen, seinen Rücken, seine kräftigen Beine und seine breiten Schultern, auf die er sich jetzt bestimmt aufstützt. Ich sehe ihn vor mir, als läge er unmittelbar neben mir. Mit den Beinen zappele ich rastlos und wie suchend im Bett herum.
«Ich kann nicht schlafen», erkläre ich.
«Ein großer Tag für dich, morgen.»
«Ja.» Ich rolle mich auf dem Federbett zusammen. «Ich sollte dich eigentlich gar nicht anrufen.»
«Kann sein», erwidert Mr. Sexy. «Aber ich bin froh, dass du es getan hast.»
«Jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll.»
«Sag mir, was du anhast», beginnt er. «Bist du nackt?»
Ich kichere. «Du hast sie ja nicht mehr alle, Aiden Holby.»
«So ist’s gut», antwortet er lachend. «Das klingt schon mehr wie die Lucy, die ich kenne und liebe.»
Ich schlucke gerührt, und mein Inneres zieht sich sehnsüchtig zusammen. «Ich trage einen Pu-der-Bär-Schlafanzug.»
«Sexy», murmelt er. «Ich wünschte, ich könnte dich so sehen.»
«Das hier ist wahrscheinlich unser letztes Gespräch», bemerke ich. «Ich kann dich nicht mehr anrufen – das wäre Marcus gegenüber nicht fair. Ich sollte deine Telefonnummer löschen und du meine ebenso.»
«Wenn das wirklich dein Wunsch ist», sagt Mr. Sexy.
«Ich halte das für das Beste.»
Aiden stößt einen langen, traurigen Seufzer aus. «Und wie geht es jetzt weiter, Herzchen?»
«Ich lege auf, und das war’s dann. Morgen heirate ich.» Warum muss ich nur auf einmal weinen. Ich schluchze leiseins Telefon. «Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dich sehr geliebt habe.»
«Ich liebe dich immer noch, Lucy.»
«Ich lege jetzt besser
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