Die Schokoladendiät
die Szene auf sich wirken. «Wow!», ruft er mit einem strahlenden Lächeln. «Ihr seht wirklich toll aus.»
Haar und Make-up der Mädels sind inzwischen fertig, und ihre enggeschnittenen Seidenkleider sitzen perfekt. Autumns Kleid hat die Farbe von Karamellbonbons, Nadia trägt ein warmes Kaffeebraun, und Chantals Farbton ist der von dunkler Bitterschokolade. Muss ich noch sagen, dass Schokolade das Motto des Tages ist? Mein Kleid hat die Farbe von weißer Schokolade, und zusammen sehen wir aus wie eine erlesene Pralinenmischung.
Die Sträuße für die Braut und die Brautjungfern sind auch schon eingetroffen – großartige Gebinde cremefarbener Blumen mit schokoladenbraunen Bändern. Jacob ist wirklich ein Engel, und ich habe ihm seine dubiose Vergangenheit längst vergeben.
Ich bin noch in Unterwäsche und lasse gerade mein Make-up in Ordnung bringen. Es stört mich nicht im Geringsten, wenn Jacob ein bisschen was zu sehen bekommt – ich drücke sogar die Brust raus und schlage verführerisch die Beine übereinander, weil ich hoffe, dass ich so schlanker wirke. Er soll ruhig sehen, was ihm an mir entgangen ist. Doch dann fällt mir wieder ein, dass Frauen in Unterwäsche einmal zu seinem Beruf gehörten und dass er auch jetzt wieder beruflich hier ist, und so höre ich auf, den Vamp zu spielen.
Jacob lässt sich neben mir auf einen Stuhl fallen und fragt: «Alles okay?»
Ich nicke. Ich glaube jetzt wirklich, dass alles prima laufen wird. Meine Gefühlsaufwallung war einfach nur eine momentane emotionale Überreaktion, mehr nicht. Solange ich nicht über Mr. Sexy nachdenke, ist alles in Butter.
«Der Speisesaal ist eine Wucht», versichert Jacob mir. «Der wird dich umhauen. Die Floristen sind jetzt fast mit der Kapelle fertig, und die ist ebenfalls eine Augenweide geworden. Diese Hochzeit wird es wirklich in sich haben.»
«Hoffentlich hast du recht, Jacob.» Ich lächele ihn tapfer an. «Danke für die viele Hilfe. Ohne dich hätte ich das niemals geschafft.»
«Das hätte ich dir auch niemals zumuten wollen.» Er küsst mich zärtlich auf die Wange.
«Hey, mach mir mein Make-up nicht kaputt», warne ich.
«Dann sehen wir uns später», verabschiedet er sich. «Ich bin den ganzen Tag da und sorge dafür, dass alles wie am Schnürchen klappt.»
Wir sind alle fertig und brennen darauf, dass es endlich losgeht, doch noch sind es drei Stunden bis zur Hochzeit. Darren und seine Assistentin haben uns allein gelassen, um sich der Frisur und des Make-ups meiner Mutter anzunehmen.
Ich baumele mit den Beinen und klopfe mit meinen cremefarbenen Seidenschuhen auf den flauschigen Teppich.
«Und was machen wir jetzt?», frage ich. Jacob hat den Zeitplan wohl sehr großzügig eingeteilt. «Wir müssen noch mindestens zwei Stunden totschlagen, bevor der Fotograf kommt.»
«In dieser Zeit könnten wir dir ein paar aufmunternde Worte über die Ehe sagen», schlägt Chantal vor. «Ich habe da ein paar Tipps, wie man es
nicht
anfangen sollte.»
«Nein», wehre ich ab. «Dann kriege ich nur wieder die Krise. Außerdem hatten Marcus und ich gestern eine kleine Aussprache. Wir wissen, dass wir hart daran arbeiten müssen, unsere Ehe auf Kurs zu halten, und sind beide dazu bereit. Ich weiß schon, dass der Hochzeitstag ja eher eine symbolische Bedeutung hat, aber ich habe wirklich das Gefühl, dass das hier der Beginn einer reiferen Phase unserer Beziehung ist.»
Meine Freundin lächelt mich an. «Ganz bestimmt, Darling.»
Die Uhr in meinem Zimmer tickt laut. Ich zappele weiter mit den Beinen und stoße schließlich einen Seufzer aus. «Wir hätten uns noch eine Weile aufs Ohr legen können.»
«Jacob wollte vermutlich etwas Zeit für unerwartete Zwischenfälle einbauen», mutmaßt Chantal. «Einen Hochzeitstag ohne kleinere Katastrophen gibt es gar nicht.»
«Ich hätte ein paar von Lewis’ Brettspielen mitbringen sollen», meint Nadia. «Das kleine Leiterspiel, zum Beispiel, damit kann man sich ganz wunderbar die Zeit vertreiben.»
«Ich sehe was, was du nicht siehst, und es fängt mit ‹S› an.» Meine Augen heften sich auf die letzten Köstlichkeiten in der Chocolate-Heaven-Schachtel.
«Keine Schokolade mehr, Lucy», mahnt Chantal. «Sonst wird dir noch schlecht.»
«Aber doch nicht von Schokolade!»
«Und du machst dir noch Flecken auf dein Kleid», fügt Nadia hinzu.
«Ich muss aber irgendwas tun», jammere ich. «Vom Rumhocken und Warten werde ich nur noch nervöser.»
Dann läutet ein Handy,
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