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Die Schopenhauer-Kur

Die Schopenhauer-Kur

Titel: Die Schopenhauer-Kur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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ich Sie: Kann ich denn dann so ein katastrophaler Lehrer gewesen sein? «

    »Ich habe nie behauptet, dass Sie ein schlechter Lehrer waren«, erwiderte Pam. »Sie waren einer der besten Lehrer, die ich je hatte.«
    Verblüfft starrte Philip sie an.
    »Sagen Sie uns, was Sie empfinden, Philip«, drängte Julius.
    Als Philip sich weigerte zu antworten, meinte Julius: »Sie erinnern sich an alles, was Pam sagt, an jedes Wort. Ich glaube, sie ist Ihnen sehr wichtig.«
    Philip schwieg weiterhin.
    Julius wandte sich an Pam. »Ich denke über Ihre Worte nach – dass Philip einer der besten Lehrer war, die Sie je hatten. Das muss Ihr Gefühl von Enttäuschung und Verrat noch verstärkt haben.«
    »Amen. Danke, Julius, Sie bringen es immer auf den Punkt.«
    Stuart wiederholte ihre Worte: »Einer der besten Lehrer, die ich je hatte! Das haut mich völlig um. Es haut mich um, dass Sie Philip etwas so . . . so Großzügiges sagen. Das ist ein Riesenschritt.«
    »Machen Sie nicht zu viel daraus«, sagte Pam. »Julius hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Dass er ein guter Lehrer war, machte sein Verhalten noch ungeheuerlicher.«
     
    Tony, der sich Gills Bemerkungen über seine Beziehung zu Pam zu Herzen genommen hatte, eröffnete das nächste Treffen, indem er sie direkt ansprach: »Das ist jetzt . . . ein bisschen peinlich, aber ich möchte dir sagen, dass es mir unseretwegen mieser geht, als ich zugegeben habe. Ich habe dir nichts getan – du und ich, wir waren . . . äh, zusammen . . . der Sex beruhte auf Gegenseitigkeit, und trotzdem bin ich jetzt die Person non grata  –«
    »Person a non grata«, flüsterte Philip sanft.
    »Persona non grata.« Tony fuhr fort: »Und ich habe das Gefühl, ich werde bestraft. Wir sind uns nicht mehr nahe, und das vermisse ich wohl. Es scheint, als ob wir erst Freunde waren, dann ein Liebespaar, und jetzt bin ich . . . wie auf . . . dem Abstellgleis .
. . nichts . . . du weichst mir aus. Und Gill hat Recht: Öffentlich abserviert zu werden, war tierisch demütigend. Im Moment kriege ich gar nichts mehr von dir – keinen Sex, keine Freundschaft.«
    »Ach Tony, es tut mir so Leid. Ich weiß. Ich habe einen Fehler gemacht – ich – wir – hätten nie damit anfangen sollen. Mir ist es auch unangenehm.«
    »Und wenn wir dahin zurückkehren, wo wir früher waren?«
    »Zurück wohin?«
    »Zum Befreundetsein, das ist alles. Einfach zusammen abhängen nach den Gruppentreffen wie alle anderen hier bis auf meinen Kumpel Philip, aber mit dem wird das schon.« Tony griff nach Philips Schulter und drückte sie herzlich. »Du weißt schon, über die Gruppe reden, du erzählst mir was über Bücher, einfach so.«
    »Das klingt erwachsen«, antwortete Pam. »Und . . . es wäre eine Premiere für mich – sonst beende ich eine Affäre immer mit einem sauberen, lautstarken Schnitt.«
    Bonnie sprang ein. »Ich frage mich, ob Sie Tony auf Abstand halten, Pam, weil Sie befürchten, er könnte ein freundliches Angebot als Einladung zum Sex interpretieren.«
    »Ja, genau – das stimmt – das spielt eine wichtige Rolle. Tony wird manchmal ein bisschen aufdringlich.«
    »Na ja«, meinte Gill, »dagegen gibt es ein einfaches Mittel: reinen Tisch machen. Seien Sie aufrichtig zu ihm. Zweideutigkeiten verschlimmern die Situation nur. Vor ein paar Wochen zogen Sie die Möglichkeit in Betracht, dass Sie beide wieder zusammenkommen, wenn es die Gruppe nicht mehr gibt – war das ehrlich gemeint oder nur ein Manöver, um den Schlag zu mildern? Das schafft bloß Verwirrung. Tony weiß dann nicht, woran er ist.«
    »Ja, stimmt genau!«, sagte Tony. »Diese Aussage von dir, dass wir vielleicht wieder zusammenkommen, war eine große Sache für mich. Deshalb versuche ich, mich bedeckt zu halten, damit mir diese Chance bleibt.«

    »Und damit«, sagte Julius, »versäumen Sie die Gelegenheit, an sich zu arbeiten, solange diese Gruppe und ich Ihnen noch zur Verfügung stehen.«
    »Wissen Sie, Tony«, sagte Rebecca, »zu vögeln ist nicht das Wichtigste, nicht das Einzige auf der Welt.«
    »Ich weiß, ich weiß, darum bringe ich es ja heute zur Sprache. Seien Sie doch nicht so.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Julius: »Also, Tony, arbeiten Sie weiter daran.«
    Tony schaute Pam an. »Lass uns tun, was Gill vorgeschlagen hat – reinen Tisch machen – als Erwachsene. Wie hättest du es gern?«
    »Ich würde gern dahin zurückkehren, wo wir früher waren. Ich möchte, dass du mir verzeihst, dass ich dich in

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