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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
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versuchte zu erkennen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Höflinge und Dienstboten bewegten sich frei auf dem Burghof, gingen ihrem Vergnügen oder ihrer Arbeit nach. Da gab es nichts Ungewöhnliches.
    Nichts außer einem merkwürdig aussehenden alten Mann, der nahe der inneren Burgmauer entlanghumpelte. Niemand schien ihm irgendwelche wie auch immer geartete Beachtung zu schenken, aber Sin kam irgendetwas an ihm seltsam vor.
    Sin hob seine Hand, um Simon zu bedeuten, dass er gleich zurück sein würde, dann machte er ein paar Schritte nach vorne, um einen besseren Blick auf den Alten zu erhaschen, dessen Mantel ein wenig zu dick war für den ungewöhnlich warmen Tag.
    Und als er näher trat, bemerkte Sin das Allerseltsamste:
    Der alte Mann hatte vier Beine.
    Ungläubig eine Braue nach oben ziehend, beobachtete er, wie der Vierbeinige ohne Zwischenfall die Ställe erreichte.
    »Sag mal, Simon«, sagte er, als sein Freund ihn einholte. »Hast du je einen vierbeinigen Bettler gesehen?«
    »Ist das ein Rätsel?«
    »Nein, kein Rätsel, sondern eher ein Spiel. Ein Spiel, zu sehen, wie weit sie kommen kann, bevor jemand sie aufhält.«
    »Sie?«
    Sin deutete auf die dunkel gekleidete Gestalt, die gerade den Stall betrat, dann beschleunigte er seine Schritte, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    Er trug Simon auf, einen Augenblick vor der Tür zu warten, bevor er selbst in das Dämmerlicht der Stallungen trat, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich die Gestalt in zwei Hälften teilte.
    Trotz allem musste er lächeln, während er an den Pferdeboxen entlangschlich und die Schottin dabei beobachtete, wie sie den Jungen zu einem Wagen brachte, ihm auf die Ladefläche half und ihn dann mit Heu bedeckte.
    »Bist du sicher, dass das hier klappen wird?«, fragte der Junge.
    »Aye«, versicherte sie ihm. »Ich habe selbst gehört, wie der Bursche gesagt hat, dass er den Wagen fertig machen wird, damit der Fuhrmann später in die Stadt fahren und neue Vorräte holen kann. Wir liegen einfach ganz still, bis er irgendwo stehen bleibt, und dann verschwinden wir im Gewühl der Stadt.«
    Damit kletterte sie ebenfalls auf das Gefährt und bedeckte sich mit Heu.
    Ein paar Minuten später trat ein älterer Bursche ein und machte sich daran, Pferde vor den Wagen zu spannen.
    Die Frau war einfallsreich, das musste der Neid ihr lassen. Und wenn er nicht die Verantwortung für sie und den Jungen übernommen hätte, würde er ihr gestatten zu entkommen.
    Aber das konnte er nicht tun.
    Die einzige Frage war, sollte er ihren Plan jetzt gleich vereiteln oder noch warten?
    Er beschloss zu warten. Er wollte sehen, wie weit sie auf sich gestellt kam.
    Er trat aus dem Schatten, sattelte rasch zwei Pferde und führte sie nach draußen an die Stelle, wo Simon noch stand.
    »Lust auf ein kleines Abenteuer?«, erkundigte er sich bei Simon.
    »Immer.«
    Sie saßen auf und warteten, bis der Fuhrmann erschien. Ein paar Minuten später lenkte er den Wagen ins Freie.
    »Was tun wir eigentlich?«, wollte Simon wissen, als sie dem Gefährt durch das Tor und dann nach London folgten.
    »Wir folgen dem Wagen da«, erwiderte Sin.
    »Aber warum?«
    »Weil er vor uns fährt.«
    »Nun, das ist eine wahrhaft sinnige Antwort. Es wäre sicher schwierig, dem Wagen zu folgen, wenn er hinter uns führe.«
    Sin grinste. »Ein wenig Geduld, Simon, und du wirst selbst den Grund sehen.«
    Der Fuhrmann steuerte den Stadtteil der Londoner Händler an, wo es vor Menschen und Geschäftigkeit nur so summte. Als der Wagen vor einer Reihe kleiner Läden stehen blieb, konnte Sin sehen, wie ein mit Heu bedeckter Kopf über dem Rand der Ladefläche auftauchte. Nachdem der Kutscher im Geschäft verschwunden war, krabbelte die Frau vom Wagen, den Jungen dicht bei sich. Niemand schien ihr merkwürdiges Treiben zu bemerken, oder die, denen es auffiel, zogen vor, es nicht weiter zu beachten.
    Sie brauchte einen Augenblick, um sich das Heu aus Kleidern und Haaren zu klopfen, doch irgendwie vergaß sie einen Halm, der in einer ihrer kupferroten Locken hing und lustig wippte, wenn sie sich bewegte.
    Simon lachte, als sie den "jungen an der Hand nahm und mit ihm in die Menge tauchte. »Warum hat sie sich versteckt?«
    »Sie will dem königlichen Gewahrsam entkommen.«
    Alle Belustigung verschwand aus Simons Miene. »Sollten wir nicht die Wachen benachrichtigen?«
    »Nein, ich denke, es wird uns gelingen, sie wieder einzufangen.«
    »Worauf warten wir dann?«
    »Ich habe keine
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