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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
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Ahnung. Mir macht es einfach nur Spaß, ihr zuzusehen, wie sie sich so schlägt.«
    Aus dem Sattel seines Pferdes konnte Sin mühelos mit den Augen verfolgen, wie sie sich den Weg aus der Stadt suchte. Sie ging mit gesenktem Kopf und ließ die Hand ihres kleinen Bruders keinen Moment los. Alle paar Schritte blieb der stehen, weil irgendetwas seine Aufmerksamkeit erregte, was das Vorankommen der Geschwister natürlich bedeutend verzögerte. Währenddessen schwatzte der kleine Junge beständig über alles und jeden, an dem sie vorüber kamen.
    Ohne ihn wäre sie bestimmt schon lange frei.
    »Halt!«
    Sin fuhr herum und erkannte Roger of Warrington in der Menge. Der Ritter schaute zu der Schottin.
    Sie erblickte Roger in demselben Moment, ihre Blicke trafen sich über die Köpfe der um sie herum stehenden Menschen hinweg. Dann griff sie nach der Hand ihres Bruders und begann, in die entgegengesetzte Richtung zu rennen.
    »Halt, sage ich!«, rief Roger noch einmal, diesmal aber lauter.
    »Oh, das ist aber wirkungsvoll«, bemerkte Sin verächtlich. »Halt, oder ich rufe noch einmal: Halt.«
    Rogers Warnruf hinderte sie in keiner Weise am Vorwärtskommen, weshalb der Ritter versuchte, ihr hinterherzulaufen, aber die Menge versperrte ihm den Weg. Sin sah die Verärgerung auf Rogers Zügen, dann hörte er ihn auch schon brüllen: »Zwanzig Silbermark für den, der die Frau und das Kind dort aufhält!«
    Rogers Dummheit verfluchend, beobachtete Sin, wie daraufhin alle Menschen ihre Tätigkeit unterbrachen und sich an die Verfolgung der Geschwister machten.
    »Das war unklug.« Damit sprach Simon Sins Gedanken aus, allerdings waren seine Worte wesentlichzurückhaltender als die, die Sin im Geiste benutzt hatte.
    Sin zügelte sein Pferd, als Shitan bei dem plötzlichen Aufruhr unruhig wurde. Sein Schlachtross war trainiert worden zu töten, und das Letzte, was Sin wollte, war das Blut Unschuldiger zu vergießen, bloß weil Roger ein Idiot war.
    »Nun werden wir sie nie erwischen«, verkündete Simon.
    »Oh doch!«
    Sin wendete sein Pferd und lenkte es von der Menge fort in eine Seitengasse. Wenn es um die Straßen Londons ging, dann kannte er sich bestens aus.
    Und natürlich musste nicht eigens erwähnt werden, dass er den Weg der Frau mühelos an dem Lärm und Geschrei der Menge verfolgen konnte. Er trieb sein Pferd an. Er musste sie vor dem wütenden Mob erreichen.
     
    Callie zitterte am ganzen Körper, während sie Hals über Kopf durch die Straßen lief. Sie hatte Seitenstechen und atmete keuchend.
    »Ich kann nicht mehr«, weinte Jamie.
    »Du musst aber, Süßer. Wenn wir jetzt stehen bleiben, dann kriegen sie uns auf jeden Fall.«
    Sie wagte ihm nicht zu sagen, dass der Mob sie höchstwahrscheinlich trennen würde, um die zwanzig Silbermark zu bekommen. Denn die Geldsumme, die der Ritter auf sie ausgesetzt hatte, war ein Vermögen.
    Jamie stolperte.
    Callie drehte sich um, um ihm auf die Füße zu helfen, aber es war zu spät. Die aufgebrachte Menge umringte sie augenblicklich.
    »Ich hab sie, Mylord!«, rief ein schmutziger Mann und packte sie am Arm.
    »Nee, haste nich, du hässlicher Knopp. Ich hab se.«
    Plötzlich erklangen die Rufe aus allen Richtungen, und tausend Hände zerrten an ihr, zerrissen ihr das Kleid und zogen sie an den Haaren. Callie schrie vor Schmerz auf, aber niemanden schien das zu kümmern.
    »Jamie!«
    Sie konnte ihren Bruder weder sehen noch hören.
    Dann tauchte plötzlich wie aus dem Nichts ein riesiger schwarzer Hengst auf. Die Menge wich zurück, als das Pferd sich aufbäumte.
    Mit wild klopfendem Herzen blickte Callie auf und erkannte Lord Sin.
    Er zügelte sein Pferd mit der Mühelosigkeit eines erfahrenen Kriegers. Und sie zögerte keinen Augenblick, seine ausgestreckte Hand zu ergreifen.
    Geschickt zog er sie vor sich aufs Pferd, und als sie sich besorgt umschaute, sah sie, wie Jamie von einem braunhaarigen Ritter auf einem hellgrauen Pferd gerettet wurde. Erleichtert aufatmend bekreuzigte sie sich rasch und wisperte ein eiliges Dankgebet zu Gott und all Seinen Heiligen.
    Aber ihre Erleichterung war nur von kurzer Dauer, denn dann wurde sie sich des Mannes gewahr, der sie im Arm hielt. Im Angesicht seiner Kraft wurde ihr merkwürdig heiß. Selbst wenn er Engländer war, so war doch etwas an Lord Sin, das sie unwiderstehlich zu ihm hinzog. Etwas, das in ihrem Körper ein unerklärlich lustvolles Pochen erweckte.
    Mit sechsundzwanzig Jahren war Callie weit davon entfernt, eine unerfahrene
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