Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
Vom Netzwerk:
Jungfer zu sein, und bestimmt nicht völlig ahnungslos, was die Beziehung zwischen Mann und Frau anging. Auch wenn sie selbst noch unberührt war, hatten ihre verheirateten Freundinnen doch dafür gesorgt, dass sie über die Natur der weiblichen Pflichten im Bett unterrichtet war. Das, was man ihr beschrieben hatte, klang in ihren Ohren irgendwie entwürdigend und geschmacklos. Wenigstens bis sie einen Blick auf Lord Sins nackte Brust geworfen hatte.
    In dem Moment hatte ihre Meinung über die ganze Sache eine Kehrtwendung erfahren.
    Aus irgendeinem Grund schien die Vorstellung, mit ihm so intim zu werden, alles andere als abschreckend oder widerlich. Genau genommen war sie in erstaunlichem Ausmaß mit der jäh aufgetauchten Frage beschäftigt, wie seine Lippen wohl schmecken würden. Oder wie sich seine großen, gebräunten Hände auf ihrem Körper anfühlen würden, während sie ihm mit den Fingern durchs seidige Haar fuhr.
    »Es scheint, Mylady, als wärt Ihr zwar den Klauen der Skylla entkommen, dafür aber in den Händen von Charybdis gelandet.«
    Sie zwinkerte mit den Augen, als sein tiefer Bariton erklang. Sofort zwang sie sich, ihre Gedanken von derart verfänglichen Pfaden auf ihre momentane Notlage zu lenken. »Mein Onkel behauptet, das sei ein besonderes Talent von mir.«
    Lord Sin lächelte, was wiederum eine seltsame Schwäche in ihr hervorrief. Er war einfach atemberaubend, wenn er lächelte.
    Er wendete sein Pferd und ritt in Richtung der Burg.
    »Ich vermute nicht, dass ich Euch bestechen kann, uns freizulassen?«, erkundigte sie sich hoffnungsvoll.
    »Ihr solltet es besser wissen.«
    Der Hals wurde ihr eng. Rasch blinzelte sie die Tränen fort, die ihr unwillkürlich bei seinen barsch gesprochenen Worten in die Augen gestiegen waren. »Ich will doch nur nach Hause. Könnt Ihr das nicht verstehen?«
    Ein merkwürdiger Ausdruck ließ seine Augen dunkler erscheinen, als hätten ihre Worte eine traurige Erinnerung in ihm geweckt. »Aye, Mylady«, erwiderte er ruhig. »Ich kann Eure Gefühle sehr gut verstehen.«
    »Warum könnt Ihr mich dann nicht einfach gehen lassen?«
    »Weil Henry Euch hier braucht, damit Eure Leute seine nicht mehr angreifen.«
    »Ihr meint, Eure Leute nicht mehr angreifen.«
    Sein Blick wurde dumpf. »Ich habe keine Leute«, erklärte er ernst.
    Sie machte eine Pause und richtete den Blick auf seine Brust, wo englische Ritter gewöhnlich das Wappen ihrer Familie oder das ihres Herrn trugen. Auf seinem Waffenrock befand sich jedoch kein derartiges Abzeichen, und mit einem Mal begriff sie warum. »Wenn Eure Treue nicht den Engländern gilt, dann lasst ...«
    »Meine Treue gehört König Henry, und der möchte, dass Ihr hier bleibt.«
    Sie versteifte sich vor Erbitterung. »Gut«, zischte sie. »Aber ich werde nicht aufhören.«
    »Und ich werde nicht aufhören, Euch immer wieder einzufangen und zurückzuholen.«
    Callie verschränkte die Arme vor der Brust und gab sich Mühe, ihn nirgendwo zu berühren. Doch das war gar nicht so leicht. Besonders, da seine Arme sie umgaben wie Bänder aus Stahl und sie in seinem Sattel gefangen hielten.
    Er roch nach Holunder und Sandelholz. Es war ein warmer, berauschender Duft. Sie konnte den kräftigen Schlag seines Herzens an ihrer Schulter spüren, während sie zur königlichen Burg zurückritten.
    Er sah so gut aus, dieser Fremde, und auch wenn die Höflinge es ihr immer wieder versicherten, glaubte sie nicht, dass er der Teufel war, wie er es behauptete. Wäre er ein Unmensch, wäre er weder zu solcher Freundlichkeit imstande, noch hätte er sich darum gekümmert, was mit ihr oder ihrem Bruder geschah.
    Als sie sich den Ställen näherten, erblickte sie den englischen König, der auf dem Innenhof stand, zwei Leibwachen hinter sich. Eine kleine Gruppe adeliger Männer und Frauen schaute ihn neugierig an. Vermutlich waren sie auf der Suche nach neuer Nahrung für den Hofklatsch.
    Der Ausdruck auf König Henrys Gesicht war alles andere als erfreut.
    »Was ist geschehen?«, verlangte der König zu wissen, als sie vor ihm stehen blieben. »Gerade eben erst habe ich von ihrem Verschwinden erfahren und wollte einen Suchtrupp zusammenstellen.«
    Lord Sin ließ Callie langsam herunter, dann schwang er sich selbst aus dem Sattel.
    »Nichts«, sagte er und fügte etwas verspätet hinzu: »Sire. Die Dame verspürte lediglich den Wunsch, etwas frische Luft zu schnappen. Ich habe die ganze Zeit ein Auge auf sie gehabt.«
    Henry beobachtete misstrauisch, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher