Die schottische Braut
Jamie und Simon auch abstiegen. Simon hielt Callies Bruder mit sanfter Gewalt fest. Jamie blieb gehorsam stehen, eingeschüchtert von der Gegenwart des englischen Königs, den ihr Onkel immer als den Leibhaftigen persönlich dargestellt hatte. Ohne Zweifel fürchtete der Junge sich zu bewegen, um Henry keinen Grund zu geben, ihn zum nächsten Festmahl aufzutischen.
Als der König Sin wieder anschaute, bemerkte Callie, wie sein Blick weicher wurde. »Nun, es trifft sich gut, dass Wir euch zusammen sehen. Es ist Unsere Hoffnung, dass ihr beide gut miteinander auskommt.«
Callie runzelte die Stirn, als eine ungute Vorahnung sie beschlich. »Ich bitte um Verzeihung, Euer Majestät?«
Henry schenkte ihr keine Beachtung, sondern machte einen Schritt auf Sin zu und sagte so leise, dass nur sie beide ihn verstehen konnten: »Ich habe den Priester gefunden, Sin, und morgen werdet ihr beide verheiratet sein.«
Kapitel 4
» W ie bitte?«, wiederholte Callie, der das Herz stehen W zu bleiben drohte. »Was habt Ihr gesagt?«
Sin ignorierte sie, und in die Augen des Königs trat ein verschlagenes Glitzern.
»Haben Wir da etwa am Ende etwas vergessen?«, erkundigte sich Henry mit vorgetäuschter Unschuld. Er wusste genau, dass sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach, und es ärgerte sie, dass er so mit ihr spielte. »Caledonia von den MacNeely, darf ich Euch Sin vorstellen, Euren Bräutigam?«
Sins schwarze Augen funkelten vor Wut. Wut, die bei der Nennung ihres Namens aufglühte und wuchs.
»Caledonia«, sagte Henry noch einmal.
Sin fluchte, allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, warum ihr Name ihm solches Unbehagen bereiten sollte. Nicht dass es wichtig wäre; sie würde keinen Engländer heiraten.
»Ich werde ihn nicht heiraten.«
Henry hob drohend eine Augenbraue. »Wenn Ihr nach Hause zurückkehren wollt, dann werdet Ihr das.«
»Meine Leute würden ihn umbringen.«
Der König lachte. »Sie könnten es versuchen, aber lasst Euch versichern, dass ihnen kein Erfolg beschieden sein wird.«
Sie schaute Sin an. »Ihr wusstet davon?«
»Ich muss erst noch zustimmen.«
»Du hast dein Wort gegeben. Sollte es uns gelingen, einen Priester zu finden, der die Trauung vollzieht, würdest du dich nicht länger sträuben.«
Misstrauisch musterte Sin seinen König und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn ihre Zukunft nicht von dem Ausgang dieser Begegnung abhängen würde, hätte sie die Auseinandersetzung vielleicht genossen. Es geschah nicht oft, dass eine Frau es erlebte, wie zwei derart mächtige Männer aneinander gerieten.
»Erstens«, erklärte Sin mühsam beherrscht, »möchte ich diesen Euren Priester sehen und mich davon überzeugen, dass er kein Bauer ist, der sich die Kutte eines Mönches übergeworfen hat.«
Der König brachte es fertig, sowohl beleidigt als auch belustigt auszusehen. »So etwas würdet Ihr Uns zutrauen?«
»Jederzeit und ohne zu zögern.«
Henry lachte erneut. »Sin, mein Junge, du kennst Uns zu gut. Aber hier ist alles echt. Es ist der Wille des Herrn, dass Wir dir eine Frau finden.«
»Das ist der Wille Luzifers, dass Ihr mich bis zu dem Tage quält, an dem er Euch diese Aufgabe abnimmt.«
»Vielleicht.«
Callie schaute finster von einem zum anderen. Sie hatte nicht vor, eine Vereinbarung gutzuheißen, die zwei Engländer über ihren Kopf hinweg getroffen hatten. Besonders, da diese Vereinbarung zum Schaden für ihren Clan sein würde. »Was für ein Geschäft auch immer Ihr und Euer König ausgebrütet habt, ist mir gleichgültig. Ich werde keinen Engländer heiraten.«
Henry betrachtete sie nachdenklich, während er sich über seinen rötlichen Kinnbart strich. »Nun gut, dann lasst Ihr Uns keine andere Wahl. Wir werden eine Armee ausheben und in Euer Land einmarschieren und jeden Mann und Jungen töten, um den Frieden zu sichern. Gleich morgen früh fangen Wir an mit der Hinrichtung Eures kleinen Bruders.«
Jamie stöhnte entsetzt auf und wich zurück, wobei er gegen Simon stieß.
Der bückte sich mit fassungsloser Miene, hob den Jungen auf seinen Arm und drückte ihn an sich. Tröstend tätschelte er ihm den Rücken.
Callies Herz blieb fast stehen, als das Entsetzen über Henrys kaltblütige Drohung sie überwältigte. »Das würdet Ihr nicht wagen.«
Mit diesen trotzigen Worten war sie zu weit gegangen, und alle wussten es. Henry bedachte sie mit einem Blick, unter dem sie erzitterte. Selbst da aber war sie noch nicht bereit, nachzugeben. Nicht bei etwas
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