Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley Macgregor
Vom Netzwerk:
du zu mir in der ersten Nacht gesagt hast, als du nach Ravenswood gekommen bist?«
    »Nein. Ich weiß fast nichts mehr von dieser Nacht.«
    »Ich habe dich gefragt, ob du Angst hast, so weit von deiner Familie weg zu sein. Du hast geantwortet, du habest keine Familie. Dass du nirgendwohin und zu niemandem gehörtest. Erinnerst du dich wieder?«
    Sin zuckte die Achseln. »Vage.«
    »Nun, es scheint mir, dass der Mann vor mir immer noch der neun Jahre alte Junge ist, der so trotzig vor Harold steht. Du hast immer noch die Schultern hochgezogen, als erwartetest du einen Schlag, während deine Hand zur Faust geballt ist, um dich zu wehren.«
    Schmerz durchzuckte Sin, als die unerwünschten Erinnerungen auf ihn eindrangen. Er hatte sich große Mühe gegeben, genau die Sachen zu vergessen, die Simon ihm ins Gedächtnis rief. Das Letzte, was er wollte, war, die Schrecken wieder aufleben zu lassen.
    »Simon, verfolgst du einen bestimmten Zweck?«
    »Aye. Als Draven und ich versucht haben, uns mit dir anzufreunden, wolltest du nicht darauf eingehen. Du hast dich noch mehr in dich zurückgezogen als Draven. Er wenigstens ist mir gegenüber offen gewesen. Du aber ... du hast jeden Trost zurückgewiesen.«
    Sin schwieg. Er hatte nie Trost zurückgewiesen. Er war ihm bloß schlicht untersagt gewesen. Jedes Mal, wenn Harold ihn dabei erwischt hatte, wie er mit Draven oder Simon sprach, war er dafür bestraft worden. Harold hatte ihn leidenschaftlich gehasst. Da Sin älter als Draven und Simon war, hatte er nie einen Beschützer gehabt.
    Sin war immer allein gewesen. Er hatte nie die Wahl gehabt.
    »Ich will mit dir gehen, Sin. Hast du nicht genug Zeit deines Lebens von Feinden umgeben verbracht?«
    Sin seufzte. »Du weißt, dass du nicht in meiner Schuld stehst.«
    »Ja. Aus dem Grund möchte ich auch nicht mitkommen.«
    Sin runzelte die Stirn. Er würde Simon nie verstehen. »Warum dann? Warum willst du Wochen damit verbringen, in ein Land zu reisen, wo man dich verachten und hassen wird?«
    »Weil ich gehört habe, dass ein Freund von mir allein dorthin reiten will.«
    Sin schüttelte den Kopf. Simon war ein merkwürdiger Mann. Er wusste, Simon hatte keinen Grund, ihn zu begleiten. Außerdem hatte er keine Vorstellung davon, was ihn erwartete. Im Gegensatz zu Sin.
    Er war daran gewöhnt. Aber Simon ... Simon war ein Narr, das zu wollen.
    »Und?«, erkundigte sich Simon.
    »Wir brechen übermorgen auf.«
    Simon nickte. »Gut. Ich werde meinen Knappen nach Hause zu seinen Eltern schicken, bis ich wieder zurück bin.« Simon stieß sich von der Tür ab, ein teuflisches Funkeln in den Augen. »Ich werde doch zurückkehren, oder?«
    »Nur, wenn du lernst, mich nicht zu ärgern. Anderenfalls werfe ich dich höchstpersönlich den Schotten zum Fraß vor.«
    Lachend öffnete Simon die Tür. »Ach übrigens, von der Zofe habe ich erfahren, dass die Lieblingsfarbe der Dame Grün ist.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Nun, ich dachte, du würdest es gerne wissen. Ich bin da, falls du mich brauchst.«
    Sin lehnte sich zurück und dachte über alles nach, was Simon gesagt hatte.
    Diese Welt war ein kalter, gefühlloser Ort. Er verbrachte seine Tage damit, sich um alles zu kümmern, was Henry von ihm verlangte, und seine Nächte damit, wach zu liegen und auf den nächsten Angriff zu lauschen.
    Er überlegte, warum ihn das heute störte, wo es ihm doch bislang gleichgültig gewesen war. Da hatte er es einfach als unabänderlich hingenommen.
    Das musste an der Zeit liegen, die er mit Maggie und Braden auf Reisen gewesen war, entschied er. In ihrer Nähe war er weich geworden. Hatte sich an den Anblick von Menschen gewöhnt, die in ihm etwas anderes als ein Ungeheuer sahen.
    Er schluckte. Seine Gedanken kehrten zu Caledonia und ihren engelsgleichen Zügen zurück.
    Heute Nacht würde er nicht allein sein. Heute Nacht würde er zusammen sein mit einer mutigen Frau mit strahlenden Augen und einem scharfen Verstand.
    Zum ersten Mal in seinem Leben freute er sich auf den Sonnenuntergang.
     
    Callie strich mit den Händen die Vorderseite ihres Kleides glatt. Die Vesper war gekommen und vergangen ohne Nachricht von Lord Sin.
    Sie war viel besorgter, als sie es sein sollte, und auch ein wenig verärgert, dass er ihre Verabredung vielleicht vergessen hatte.
    »Soll ich nach ihm schauen gehen, Mylady?«, bot sich Aelfa an.
    Bevor sie antworten konnte, sah Callie Lord Sin durch die länger werdenden Schatten näher kommen.
    Ihr stockte der Atem. Immer

Weitere Kostenlose Bücher