Die schottische Braut
»Morna ist wundervoll. Ihr werdet sie mögen, denke ich. Sie hat versucht, für mich einen Gemahl zu finden.«
Er runzelte die Stirn. »Warum seid Ihr nicht längst verheiratet?«
Callie atmete tief ein, während sie darüber nachdachte. In Wahrheit hatte sie sich immer gewünscht, Gemahlin und Mutter zu sein. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen als ein Haus voller Kinder.
»Mein Verlobter ist kurz vor der Heirat gestorben«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Und dann starb mein Vater, bevor er sich nach einem anderen Mann für mich umsehen konnte. Seit seinem Tod habe ich nicht einmal daran gedacht aus Angst, jemand würde mich dazu benutzen wollen, um meinem Onkel den Clan fortzunehmen.«
»Frieden ist Euch so wichtig?«
»Sehr. Ich habe bereits genug Mitglieder meiner Familie verloren. Ich will nicht noch mehr sterben sehen.«
Seine fast schwarzen Augen suchten ihren Blick und sie erkannte, welchen Respekt er für sie empfand. Es weckte eine angenehme Wärme in ihr. »Ihr seid sehr klug, Caledonia.«
»Callie.« Sie lächelte sanft. »Meine Familie und meine Freunde nennen mich Callie.«
Sin starrte sie an, unfähig zu glauben, dass sie ihm erlaubte, sie mit ihrem Kosenamen anzureden. In diesem Moment konnte er es sich fast gestatten, von einem Leben an ihrer Seite zu träumen. Unzählige Nächte wie diese mit ihr zu erleben.
Doch in seinem Herzen wusste er es besser. Er war kein Mann, den eine Frau wie sie brauchte.
»Möchtet Ihr Kinder?« Die Frage hatte er ausgesprochen, bevor er es verhindern konnte.
Sie errötete. »Aye. Ich hätte liebend gerne wenigstens ein Dutzend.«
Bei dem Gedanken daran wurden seine Lenden schwer. Im Augenblick würde er liebend gerne seine Dienste anbieten, aber das war noch etwas, das er nicht tun konnte.
»Und Ihr?«, fragte sie. »Wie viele Kinder wollt Ihr?«
»Keine.«
»Noch nicht einmal einen Sohn?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte keine Kinder. Nie.«
»Warum nicht?«
Sin biss die Zähne zusammen. Er wollte keine Kinder, weil er sich weigerte, ein so schutzbedürftiges Wesen in die Welt zu setzen. Man musste sich nur ihren kleinen Bruder anschauen. Ihr Vater war tot, und sie und Jamie waren in die Hände seiner Feinde gefallen.
Er würde nie so ein Risiko eingehen. Nie zulassen, dass eines seiner Kinder litt.
»Männer wie ich zeugen keine Kinder.«
»Männer wie ...« Ihre Augen wurden groß, und das Rot ihrer Wangen vertiefte sich. Sie wich zurück. »Verzeiht, Mylord, ich wusste nicht, dass Ihr die Gesellschaft anderer Männer bevorzugt.«
Sin verschluckte sich und musste husten. »Das tue ich nicht, Mylady. Leidenschaft empfinde ich ausschließlich für Frauen.«
Ein belustigter Ausdruck trat in ihre Augen. »Oh. Nun, Ihr habt aber selbst gesagt ...«
»Aber ich habe es nicht so gemeint, wie Ihr es verstanden habt.«
»Warum also wollt Ihr keine Kinder?«
»Das Thema ist abgeschlossen.«
Callie merkte, dass er ihr nicht mehr dazu sagen würde. Nun gut; darum würde sie sich später kümmern. Für den Augenblick würde sie sich etwas anderem zuwenden.
»Was habt Ihr heute getan?«, erkundigte sie sich. »Ihr sagtet, Ihr wäret in der Stadt gewesen?«
»Ich habe Vorbereitungen für unsere Reise nach Schottland getroffen.«
Ihr wurde ganz leicht ums Herz. »Ihr bringt mich nach Hause?«
»Aye.«
»Wann?«
»Übermorgen.«
Freude erfasste sie. In ihrer Überraschung warf sie sich, ohne lange darüber nachzudenken, in seine Arme und drückte ihn fest an sich. Ihr Herz klopfte laut.
Sin saß wie erstarrt, während sie ihn umarmte und sich an ihn schmiegte. Nie hatte ihn jemand so gehalten. Nicht ein einziges Mal. Er musste schlucken, als er sich ihres weichen Busens an seiner Brust gewahr wurde, ihres Atems auf seiner Haut und der Zartheit ihrer Arme um seinen Hals.
Sie fühlte sich wundervoll an.
Ungeschickt legte er seine eigenen Arme um sie. Das Blut rauschte ihm durch die Adern, während sein Körper in hitzigem Verlangen entflammte, so übermächtig, dass es ihm den Atem raubte.
Alles, woran er denken konnte, war die Wärme ihres Körpers an seinem, die Art und Weise, wie sie ihre Wange an seine legte.
Bevor er begriff, was er da tat, hob er ihr Kinn mit einer Hand und senkte seinen Mund auf ihre geöffneten Lippen.
Sin stöhnte. Sie schmeckte köstlich. Ihr Atem und seiner mischten sich, und ihre Zunge stieß vorsichtig gegen seine. Sie roch nach Frau und Flieder, nach reinem, seligem Himmel. Er nahm ihr Gesicht
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