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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley Macgregor
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mir Leid. Wie ist er gestorben?«
    »Es war ein Unfall im Kampf. Sein Pferd hat ihn abgeworfen, als sie angegriffen wurden.«
    Sin aß lustlos einen Bissen. Er hatte viele Männer auf diese oder ähnliche Art sterben gesehen. »Ich bin froh, dass Ihr nicht da wart, als es geschah.«
    »Ich nicht, aber Dermot, der Arme. Seitdem ist er nicht mehr derselbe.«
    »Es muss schrecklich für ihn sein.«
    Sie nickte. »Was ist mit Euch? Wart Ihr da, als Euer Bruder gestorben ist?«
    »Nein. Ich war damals im Heiligen Land.«
    »War es bei ihm auch ein Unfall?«
    Sin schluckte. »Nein, er hat sich selbst umgebracht.«
    Sie hielt entsetzt den Atem an und bekreuzigte sich rasch. »Der arme Junge. Warum?«
    »Er empfand diese Liebe, von der Ihr spracht, und traurigerweise erwiderte die Frau, die er Li ebte, seine Zuneigung nicht und ist lieber mit einem anderen meiner Brüder fortgelaufen.«
    »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.«
    Sin schon; genau genommen hatte er schon viel Schlimmeres erlebt. Aber das Leben war nun einmal nichts als Schmerz. Eine Weile aßen sie schweigend; unterdessen betrachtete Callie ihren zukünftigen Gemahl. Ihn umgab eine Wolke trauriger Zurückhaltung, erbitterter Verletzlichkeit, die sie sich nicht erklären konnte. Wie konnte jemand, der so stark war, verletzlich sein?
    Eine mächtige Eiche kann durch den kleinsten Käfer gefällt werden, wenn man ihm erlaubt, unablässig an ihr zu nagen. An diesen Spruch ihrer Mutter hatte Callie lange nicht gedacht. Doch er stimmte.
    Sie hatte den Eindruck, dass es vieles gab, das an dem Mann vor ihr nagte. Obwohl er sich zurückhaltend gab, musste es ihn doch stören, dass alle Menschen ihn entweder hassten oder fürchteten.
    Als sie die kleine Mahlzeit beendet hatten, begleitete Sin sie in ihr Zimmer. Callie zögerte an der Tür. Morgen früh würden sie heiraten, und sie wusste jetzt nicht unbedingt mehr über ihn als zuvor.
    »Danke, Sin, dass Ihr mir diesen Abend geschenkt habt.«
    Sin nickte knapp. Ihm hatte es besser gefallen, als er wahrhaben wollte. Gewöhnlich nahm er seine Mahlzeiten in der Stille und Einsamkeit seines Zimmers zu sich. Der Klang ihrer Stimme und ihre Nähe waren eine nette Abwechslung gewesen.
    Bevor er ahnen konnte, was sie vorhatte, hob sie eine zarte Hand an sein Gesicht, stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die linke Wange. Ihm stockte der Atem, als er ihre Lippen federleicht auf seiner Haut spürte, die Wärme ihrer Hand fühlte.
    Sein Körper reagierte augenblicklich, verhärtete sich vor Verlangen nach ihr, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie in die Arme zu ziehen und den Rest der Nacht leidenschaftlich zu lieben.
    Aber er schien sich nicht bewegen zu können. Er wurde von ihrer Zärtlichkeit wie mit unsichtbaren Banden gehalten.
    »Gute Nacht, Sin«, hauchte sie und ließ ihn allein.
    Er rührte sich nicht, bis sie über die Schwelle in ihr Zimmer getreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Sin starrte mit heftig klopfendem Herzen auf das Holz, während er versuchte, das verbotene Verlangen zu bezähmen.
    In der Spanne weniger Sekunden erinnerte er sich an jeden Moment in seinem Leben, in dem er sich danach gesehnt hatte, von jemandem gehalten zu werden, irgendjemandem, auch wenn er nur vorgab, dass ihm an Sin etwas lag. Die Wirklichkeit hatte ihn vor langer Zeit schon gezwungen, mit solchen Wunschträumen aufzuhören. Aufzuhören, Sehnsüchten nachzuhängen, die nie wahr werden würden.
    Und doch ...
    Die Hoffnung war zurückgekehrt. Sie war wieder da und grausam in ihrem Ungestüm. Nicht ...
    Er wusste es besser, als sich narren zu lassen. Dumme Wünsche führten zu nichts als noch größerem Schmerz. Und er hatte mehr von diesem Gefühl zu spüren bekommen, als er verdiente.
    Früher oder später würde sie ihn doch zurückweisen. Daran hegte er keinen Zweifel. Und es würde weit weniger schmerzen, wenn er sich von ihr fern hielt, sie nicht näher kommen ließ.
    Er würde sie nach Hause bringen in die wilden Berge, in denen sie auf die Welt gekommen war, und dann würde er sie freigeben, dass sie einen Mann fand, den sie lieben konnte. Einen Mann, mit dem sie etwas gemein hatte. Jemanden, der wusste, wie man singt und tanzt.
    Jemand, der wusste, wie man liebt.
    Und doch, selbst als er das dachte, schmerzte sein Herz bei der Vorstellung von ihr mit einem anderen.
    Aber so sollte es sein. Früher oder später würde er sie freigeben müssen.

Kapitel 6
    C allie zitterte vor

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