Die schottische Braut
Nervosität, während Aelfa beim Ankleiden für die Hochzeitszeremonie half. Dies war der Tag, auf den sie ihr ganzes Leben gewartet hatte, und doch hatte sie Angst. Wenn sie erst einmal vor Gott ihren Schwur geleistet hatte, gab es kein Zurück mehr.
Von diesem Tag an würde sie die Frau eines Mannes sein, von dem sie nur wenig wusste. Frau eines Mannes, der keine Kinder wollte und mit ihrem geliebten Schottland nichts zu tun haben wollte. Sie erschauerte und hoffte, dass sie das Richtige tat.
Henry hatte ein wunderschönes Gewand aus edlem goldenem Stoff gesandt, der mit Diamanten, Perlen und Rubinen bestickt war. In der beigefügten Nachricht drückte er seine Hoffnung aus, dass sein Geschenk ihre Billigung fände. Es war ein Gewand, das einer Königin würdig gewesen wäre. Dennoch hatte sie beschlossen, es nicht zu tragen. Nicht, dass sie Henry oder seine Umsichtigkeit gering schätzte. Doch wenn sie so fern der Heimat heiraten musste, dann wollte sie sich wenigstens durch ihre Kleidung mit Schottland verbunden wissen.
Über ihr schönstes safrangelbes Untergewand, das sie für die Reise zu ihrer Tante eingepackt hatte, schlang Callie das dunkelblau, grün und gelb gemusterte Plaid ihres Vaters. Aelfa hatte zwei kleine Zöpfe aus ihrem Haar geflochten und sie kunstvoll in die kastanienbraunen Locken geschlungen, die mit Hilfe von Haarnadeln mit Perlenköpfen gebändigt worden waren. Callie fühlte sich wie ein Feengeschöpf, wenn sie so in all ihrer Highlandpracht dastand.
»Ihr seid wunderschön, Mylady.«
Callie lächelte dem Mädchen zu, als Aelfa ihr die bogenförmige Schmuckspange für das Plaid reichte. »Danke.«
An der Tür ertönte ein Klopfen.
Sie wandte sich um und sah, wie Simon die Tür aufstieß. Er blieb stehen, sobald er ihrer ansichtig wurde, und grinste wölfisch. »Man erwartet Euch unten, Mylady.«
Jamie öffnete die Tür noch etwas weiter und kam zwischen Simons Beinen hindurch ins Zimmer gekrochen. Seit der Junge gestern mit Simon zum Spielen verschwunden war, hatte sie nicht mehr viel von ihm zu sehen bekommen.
Jamies Augen waren runder als Monde, als er sie anschaute. »Himmel, Caledonia, du siehst aus wie Königin Maeve. Ich hoffe, du hast nicht auch vor, deinen Mann zu essen.«
Sie lachte. »Nein, aber vielleicht lasse ich ihn ein bisschen schmoren, wenn er sich nicht benimmt.«
Jamie streckte ihr die Zunge heraus und rannte zurück auf den Flur.
Über den unverbesserlichen Schlingel lachend, holte sie tief Luft und wandte sich an Simon.
»Geht es Euch gut, Mylady?«, erkundigte er sich und bot ihr seinen Arm.
Sie legte ihre Hand in seine Armbeuge, dankbar, dass er daran gedacht hatte, sie abzuholen. »Ich bin nicht sicher. Trotz seines Rufes denke ich nicht, dass Lord Sin ein böser Mann ist.«
»Nein, nur ein verirrter.«
»Aber auch die können gefunden und nach Hause gebracht werden.«
»Aye, aber nur, wenn sie es auch wollen. Wie auch immer, wenigstens werdet Ihr innerhalb weniger Wochen wieder zu Hause sein.«
Callie musste bei dem Gedanken daran lächeln. Zu Hause. Sie hatte es so schrecklich vermisst. Beinahe drei Monate war sie nun schon fort. Seana würde inzwischen ihr Baby haben. Ihr Bruder Dermot hatte sich vermutlich neu verliebt, und Aster hatte nun gewiss vor lauter Sorge um sie und Jamie doppelt so viele graue Haare wie zuvor.
Es würde schön sein, sie alle wiederzusehen. Selbst, wenn sie dazu einen Engländer heiraten musste.
Er ist ein guter Mann.
Sie glaubte das. Es war das Einzige, das die Sache erträglich machte. Nun, das und der zu Scherzen aufgelegte Mann, den sie hinter der stoischen Fassade entdeckt hatte, die Sin der Welt zeigte. Aus welchem Grund auch immer man sie zusammengebracht hatte, sie traute dem Herrn im Himmel, dass das es war, was ihr bestimmt war. Ihr Glaube half ihr weiterzugehen.
Sie gestattete es Simon, sie in die Privatkapelle des Königs im hinteren Teil der Burganlage zu führen, abseits des lauten Treibens in der großen Halle. Aelfa folgte ihnen, Jamie im Schlepptau.
Die Kapelle war hell und freundlich, als sie eintraten. Die Bilder aus gefärbtem Glas in den schmalen Fenstern, die den Kreuzweg darstellten, glitzerten auf dem Steinboden. Henry saß in der einen Seite des Kirchenschiffes auf einem kleinen Thron, während Sin und der Priester am Altar warteten.
Ihr Gemahl trug immer noch seine schwarze Rüstung.
In Wahrheit hatte sie ihn noch nie in etwas anderem gesehen. Sie begann sich zu fragen, ob er überhaupt
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