Die schottische Braut
Nicht, dass das wichtig war. Ihr tat nur seine arme Frau Leid, die mit ihm und seiner Dickköpfigkeit auskommen musste.
Callie stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn strafend. »Ich kann nicht glauben, dass du so etwas über meinen Gemahl gesagt hast.«
Er weigerte sich, unter ihrem Blick nachzugeben. »Warum? Es ist schließlich die Wahrheit. Wenn erst einmal ein Sassenach hier ist, werden ihm weitere folgen. Wie lange wird es wohl deiner Meinung nach dauern, bis Henry uns einfach überrannt hat?«
»Lasst uns an ihm ein Exempel statuieren. Den Engländern zeigen, was passiert, wenn sie es wagen ...«
»Warum tut Ihr das nicht einfach?«
Schweigen senkte sich über die Versammlung.
Callie drehte sich um und sah Sin langsam die Treppe hinabsteigen. Er bewegte sich wie ein Panther auf Beutezug. Seine Schultern hielt er gerade, sein Gang war drohend, seine Schritte gemessen. Der stählerne Blick seiner dunklen Augen glitt über die Männer, von denen mehrere hörbar schluckten.
Sie wichen zurück, sodass Sin in ihre Mitte gelangen konnte. Eine Aura von Macht umgab ihn und ließ sie erschauern.
Wieder musste sie daran denken, wie wenig sie dieser äußerst gefährliche Ritter an den entspannten Mann erinnerte, der sie in dem kleinen Burghof in London aufgezogen hatte. Wenn Sin seinen Kriegermantel trug, war er wahrhaftig ein beeindruckender Anblick. Trotzdem vermisste sie dann die neckende Seite seines Wesens, die sie zum Lachen brachte und voller Zärtlichkeit war.
Beide Seiten waren es, die ihr Verlangen weckten.
Er bedachte die Männer um ihn mit einem kühlen, abschätzenden Blick. »Ihr wollt mich nicht hier haben? Wählt zwölf eurer besten Männer aus. Wir treffen uns in drei Minuten draußen. Wenn ich gewinne, werdet ihr alle tun, was ich sage ... und wenn ihr gewinnt, kehre ich nach England zurück.«
David schnaubte abfällig. »Haltet Ihr uns für Narren? Wir wissen es besser, als dem Wort eines Engländers zu trauen.«
Mit spöttisch verzogenen Lippen trat Sin zu David. »Was, habt Ihr etwa Angst, Ihr könntet mich nicht besiegen?«
Ein empörter Aufschrei ging durch die Gruppe.
»Die, die mich fordern wollen, kommen nach draußen.« Mit diesen Worten schlenderte Sin lässig aus der Halle ins Freie.
Callie lief ihm mit vor Furcht laut klopfendem Herzen nach.
Zwölf Mann gegen einen? Das war Irrsinn. Sie würden ihn in Grund und Boden stampfen.
Vor der Tür auf der breiten Stufe, die in den Burghof führte, packte sie ihn am Arm und hielt ihn fest. »Seid Ihr noch bei Sinnen? Sie werden Euch in Stücke reißen.«
Ein belustigtes Funkeln trat in seine dunklen Augen, als er eine Hand ausstreckte und an ihre Wange legte. »Nein, mon ange, sie werden sich höchstens bei dem Versuch blutige Nasen holen.«
Sie hätte ihn erwürgen können. »Muss immer alles bei Euch im Kampf entschieden werden?«
Ein gequälter Ausdruck flackerte in seinem Blick auf, und er ließ seine Hand sinken. »Das ist alles, was ich kann, Callie. Nun geht zur Seite.«
Sie sah die Männer nacheinander aus der Burg kommen. Ihr Herz klopfte noch heftiger. Sie wollte nicht, dass er das tat.
»Aster!«, rief sie ihren Onkel. »Halt sie auf!«
»Nay, er hat die Forderung ausgesprochen, und ich werde dafür sorgen, dass sie angenommen wird.«
Bevor sie weitere Einwände erheben konnte, stürzten sich zwölf Männer auf Sin. Callie bekreuzigte sich und zuckte zusammen, als sie auf ihren Mann eindrangen und ihn zu Boden stießen.
Er rollte sich geschickt ab und sprang auf, und als ihn der nächste Mann angreifen wollte, fasste er ihn am Arm und wirbelte ihn durch die Luft, sodass er auf dem Rücken landete.
Atemlos verfolgte sie, wie er allein zwölf Männer niederrang. Wieder und wieder. Jedes Mal, wenn sich ihm ein Angreifer näherte, lag er kurz darauf zu Sins Füßen im Staub. Ihr Gemahl zog nie eine Waffe, doch keiner ihrer Clansleute konnte auch nur einen einzigen Treffer landen.
So etwas hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen.
Trotzdem kämpften die Männer weiter, aber Sin parierte jeden ihrer Züge, sodass sie auf der Erde landeten.
»Er ist ein Teufel!«, knurrte Aster. »Kein gewöhnlicher Mann kann so kämpfen.«
Nach einigen Minuten lagen alle zwölf keuchend und um Luft ringend auf dem Burghof.
»Gebt ihr auf?«, wollte Sin wissen und betrachtete die Besiegten ungerührt. Er atmete noch nicht einmal schwer. Das einzige Anzeichen für seine Beteiligung an dem Kampf war der Staub auf
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