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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley Macgregor
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anderes, als beleidigt, geschmäht und verwundet zu werden. »Dann kommt bitte mir zuliebe mit.«
    Ohne weitere Einwände zu erheben folgte er ihr daraufhin in ihr Zimmer, auch wenn seine Miene ihr verriet, dass ihm einige Einwände durch den Kopf gingen.
    Callie half ihm, sein Wams auszuziehen. Mit gefurchter Stirn musterte sie die Stelle, wo der Pfeil ihn getroffen hatte. »Seltsam. Man kann kaum Blut auf dem Stoff sehen, dabei fühle ich es doch.« Das Wams war blutgetränkt.
    Sin schaute von der Betrachtung der Wunde vorne auf. »Das Schwarz ist beim Färben des Stoffes mit Rot versetzt worden, um Verletzungen zu verbergen, die ich empfange. Im Kampf verwirrt das den Gegner und macht ihm Angst, denn er weiß ja, dass er mich getroffen hat, kann aber kein Bl u t sehen.«
    »Daher rührt also Euer Ruf, unverwundbar und mit dem Teufel im Bunde zu sein?«
    Er nickte, setzte sich auf die Bettkante und presste ein sauberes Tuch gegen seine Schulter. Im schwachen Licht in dem Raum schimmerte sein muskulöser Oberkörper verlockend. Ihr Mann sah wirklich gut aus.
    »Das ist ein interessanter Trick. Wo habt Ihr ihn gelernt?«, fragte sie in dem Versuch, sich auf andere Gedanken zu bringen.
    Eigentlich rechnete sie gar nicht mit einer Antwort, sodass es sie überraschte, als sie eine erhielt.
    »Bei den Sarazenen. Es ist etwas, das sie mich gelehrt haben.«
    Jetzt verstand sie auch die seltsame Kampftechnik, mit der er ihre Clansleute besiegt hatte. »So wie Ihr vorhin gekämpft habt - das haben sie Euch auch beigebracht, nicht wahr?«
    »Aye.«
    Wie merkwürdig, dass er ihr so viel von sich verriet. Callie nahm ihm das Tuch aus der Hand und inspizierte die zerfetzte Haut. Ihr Magen verkrampfte sich, als sie die frische Verletzung inmitten der alten Narben früherer Verwundungen sah. Sie fuhr mit dem Finger darüber und empfand bei der Vorstellung dessen, was er alles durchlitten haben musste, beinahe Schmerzen. Seine feste Haut war so warm, und sein Haar strich leicht über ihre Hand, als sie seine Schulterwunde versorgte und sie mit einem weingetränkten Tuch säuberte.
    Ihr armer Gemahl.
    »Wie lange habt Ihr dort gelebt?«, erkundigte sie sich, um nicht immer nur an seine muskulösen Schultern und ihren Wunsch zu denken, einen Kuss darauf zu hauchen.
    »Fast fünf Jahre.«
    Callie hielt inne. Fünf Jahre. Das war eine lange Zeit, ganz besonders, wenn man unter Feinden lebte. Sie versuchte sich auszumalen, wie es wäre, wenn sie so lange in London hätte bleiben müssen, während sie sich vor Heimweh beinahe verzehrte. Kein Wunder, dass er ihr gesagt hatte, er könne ihr Verlangen verstehen, zu ihrer Familie heimzukehren.
    Von allen Männern wusste er das auf eine Art und Weise, die sie sich kaum vorzustellen vermochte.
    »Warum habt Ihr so lange bei ihnen gelebt?«, wollte sie wissen, als sie den ersten Stich machte.
    Er verspannte sich nur ein winziges bisschen, ehe er sprach. »Ich hatte keine Wahl. Ich war ein Sklave. Jedes Mal, wenn ich zu fliehen versuchte, haben sie mich zurückgeholt.«
    Bei seinen Worten zog sich ihr Herz zusammen. An seinem ausdruckslosen Ton konnte sie erkennen, dass ihn seine Fluchtversuche teuer zu stehen gekommen waren. Ihr Blick fiel auf die langen, zackigen Narben, die seinen Rücken überzogen, und sie fragte sich, wie oft er wohl geschlagen worden war.
    Und dabei war er kaum mehr als ein Junge gewesen. Nicht älter als Dermot. Sie schluckte, als sie begriff, dass er sogar jünger als Dermot gewesen sein musste.
    Vorsichtig machte sie ihren nächsten Stich. »Wie seid Ihr am Ende entkommen?«
    »Henry. Sie haben mich geschickt, ihn umzubringen. Aber als ich durch das Lager schlich, kam mir der Gedanke, dass, wenn ich jemals wieder frei sein wollte, Henry der Einzige war, der mir helfen konnte. Also habe ich, statt ihm die Kehle durchzuschneiden, eine Abmachung mit ihm getroffen.«
    Sie verknotete den Faden und schnitt ihn ab. »Mich verwundert es immer noch, dass er Euch geholfen hat.«
    »Mich auch. Ehrlich gesagt rechnete ich fest damit, dass er mich umbringen würde, wenn ich ihn aufstehen ließe. Aber wie auch immer, dachte ich mir, am Ende wäre ich frei.«
    Wie aussichtslos seine Lage gewesen sein musste und was für eine entsetzliche Entscheidung, vor die er gestellt worden war. »Wie alt wart Ihr?«
    »Achtzehn.«
    »Kaum mehr als ein Kind.«
    »Ich war nie Kind.«
    Nein, das war er wohl nie gewesen. Und das war das Allerschlimmste überhaupt. Er hatte sein ganzes Leben lang als

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