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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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alles.”
    “Euer Herr möchte wohl, dass ich den Miramichi im Mondschein sehe, ehe ich fortziehe?” In Harris’ Frage schwang Hohn mit.
    “Ja, so könnte man sagen.”
    “Lasst mir kurz Zeit, mir meine Sachen anzuziehen, und gebt meine Frau frei. Dann komme ich friedlich mit.”
    Selbst als ihre Augen voller Entsetzen auf McBeans Messer blickten, schrie Jenny: “Nein Harris, das darfst du nicht!”
    “Hab keine Angst um mich, Jenny. Mir geschieht nichts.” Harris griff nach Hose und Hemd und versuchte, seinen Worten jene Zuversicht zu verleihen, die er nicht fühlte. “Wenn wir von hier weg sind, gehst du an Bord der
St. Bride
. Bleib immer in der Nähe von Kapitän Glendenning. Ich werde meinen Weg zu dir schon finden, komme, was wolle – das verspreche ich dir.”
    “Hör auf damit, Chisholm”, knurrte McBean, “ehe ich zu heulen anfange.”
    “Oder zu kotzen”, grunzte Sweeney.
    Jenny beachtete nicht die Blicke ihrer ungebetenen Gäste und packte in einem unbeachteten Moment Harris bei der Hand. Sie zog ihn zurück aufs Bett und küsste ihn leidenschaftlich. Sosehr er sich danach sehnte, zu verweilen, er konnte das Risiko nicht eingehen, dass Rodericks Schläger auf ungehörige Gedanken kamen. Keiner von beiden hätte wohl Skrupel, Jenny vor seinen Augen zu schänden.
    Widerstrebend und verbittert löste er sich von ihr. “Tu, was ich dir sage, Jenny. Geh auf die
St. Bride
!”
    Sweeney stieß Harris zur Tür. “Genug mit dem Gerede. Gehen wir.”
    Obwohl sein verletzter Knöchel schon sehr viel besser war, übertrieb Harris sein Hinken und stöhnte bei jedem Schritt. Sobald sie aus der Herberge waren, hielten sie an, damit McBean ihm die Hände auf dem Rücken binden konnte. Harris sah eine zusammengekrümmte Gestalt neben einem leeren Regenfass liegen. Er fragte sich, ob es der Bootsmann der
St. Bride
sei, und hoffte, dass er nur bewusstlos war.
    Sie schoben ihn vor sich her zum Fluss hinab, wo ein Ruderboot lag. Harris wurde hineingestoßen. Nur knapp entging sein Kopf der Riemendolle. Als das kleine Boot am gegenüberliegenden Ufer des Miramichi anlegte, atmete er erleichtert auf, denn nun lag die Breite des Flusses zwischen Jenny und den Männern, die sie angegriffen hatten. Jetzt, da er sie in Sicherheit wusste, konnte er an sich selbst denken.
    “Was habt ihr mit mir vor?”, fragte er, als sie ihn derb an Land zerrten.
    Sweeney wieherte. “Wir gar nichts, Jungchen. Jedoch die Indianer – diese Wilden. Die werden dir die Kehle aufschlitzen und den Skalp abziehen.”
    Ihn schauderte, als er vernahm, dass der Mann solche Grausamkeiten als Scherz betrachtete. “Dann wird Roderick Douglas veranlassen, dass ein Trupp Soldaten gegen die Micmacs geführt wird, um meinen frühzeitigen Tod zu rächen?”, meinte Harris sarkastisch.
    “Du hast eine rasche Auffassungsgabe, Scotty. Das muss ich schon sagen. Yeah, der Boss wird diesen Indianern schon den Garaus machen. Man sagt, dass ihnen zu viel Land gehört und sie nichts damit anfangen. Er hat aber große Pläne damit. Pläne, auch um deine hübsche Witwe zu trösten.”
    Harris konnte sich das hämische Grinsen auf Sweeneys breitem Gesicht vorstellen. Er sehnte sich danach, es mit den Fäusten auszulöschen – für immer.
    Eine sanfte Brise strich durch die Bäume am Straßenrand. Harris holte tief Luft, doch begann er sofort zu husten und zu spucken.
    “Asche! Die Luft ist voll mit Asche. Ein Waldbrand! Daher kommt dieser seltsame Schein und der Lärm.”
    “Feuer?” McBean stieß ein höhnisches Gelächter aus. “Irgendetwas brennt hier immer um diese Jahreszeit. Streng deinen Kopf nicht an, Chisholm. Du musst dir um ganz andere Dinge Sorgen machen.”
    Er hatte nicht die Absicht, sich aufzugeben. Wenn er beide doch nur einen Augenblick ablenken könnte, würde er die Gelegenheit nutzen, ihnen zu entkommen.
    Den Gedanken hatte er kaum gefasst, als ein ohrenbetäubender Lärm wie ein Donner ganz in der Nähe vom Wald her erklang. Die Erde erzitterte. Dann folgte ein Krachen und Bersten.
    Mitten in seinem eigenen Schrecken und der lebhaften Vorstellung des Jüngsten Gerichts wurde Harris bewusst, dass es keine bessere Ablenkung geben konnte. Er tat, als taumelte er, und brachte dabei McBean zu Fall. Der stürzte vorwärts auf seinen Partner zu. Harris hielt sich nicht damit auf, zuzusehen, wie sie fielen.
    Er warf sich ins Unterholz, lief einige Schritte, ging zu Boden und rollte sich zur Seite. Dann hielt er inne. Die Zeit, die seine

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