Die schottische Braut
Person. Gott gebe ihrer Seele Frieden. Wie hieß sie doch gleich? Bettina? Brenda? Nein. Oh, mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut, wie es einmal war.”
In diesem Moment erreichten sie das Anwesen der Menzies. Dem scharfen Geruch nach zu schließen, der noch immer in der Luft hing, erriet Harris, dass Isabel McGregor recht damit hatte, dass die Männer Ewan Menzies Gebräu probierten. Nach der vergangenen Woche war Harris eher geneigt, sich auch einen kleinen Schluck zu gönnen.
Er wandte sich an seine Begleiterin. “Es war mir ein Vergnügen, Sie getroffen zu haben … Ma’am. Wären Sie jetzt noch so freundlich, mir den künftigen Ehemann von Isabel McGregor zu zeigen. Ich habe ihm eine Nachricht zu überbringen.”
“Belinda!”, rief die Frau aus.
Harris blickte sich um, damit er sehen konnte, wen sie angesprochen haben könnte. Doch da war keine andere Frauensperson in der Nähe.
“Was meinen Sie, Madam?”
“Belinda Chisholm” wiederholte die Frau, und der Triumph in ihrer Stimme war nicht zu überhören. “Sie kam von irgendeinem Ort in Galloway, soviel ich mich erinnere.”
Harris’ Beine drohten nachzugeben. Er entdeckte einen abgesägten Baumstamm ganz in der Nähe, ging wankend darauf zu und ließ sich schwerfällig nieder.
“Dalbeattie?” Er brachte das Wort nur mühsam heraus. “Kam sie etwa aus Dalbeattie?”
“Das kann sein, aber ich bin nicht völlig sicher. Es ist mehr als zwanzig Jahre her, müssen Sie wissen. Warum? Sie wollen doch nicht sagen, dass sie mit Ihnen verwandt ist? Ist die Welt so klein?”
Er nickte. “Der Name meiner Mutter war Belinda.”
15. KAPITEL
Jennys Magen knurrte vor Hunger, als die Frauen endlich mit der Arbeit aufhörten und begannen, sich selbst für die Hochzeit zurechtzumachen. Als sie sah, wie die anderen in ihren besten Kleidern aus dem Haus traten, wünschte sie, dass auch sie etwas anderes zum Anziehen hätte. Man sah ihrem Gewand eben an, dass es eine Wanderung durch die Wildnis überstanden hatte.
Gewiss, da war noch ihr Hochzeitskleid, das die ganze schreckliche Reise wohl überstanden hatte, als wäre es gegen jedes Übel gefeit. Doch sie konnte Rodericks Vertrauen nicht enttäuschen, indem sie es trug. Nicht jetzt, da er so nahe war und ihre Vermählung kurz bevorstand.
Ein Wirbel der Dudelsackpfeifen ließ Jenny schuldbewusst zusammenzucken. Sie dachte an vergangene Nacht.
Stolz schritten die künftigen Ehemänner durch den Wald, um ihre Bräute zu holen. Nobel sahen sie aus mit ihren langärmeligen weißen Hemden und ihren stattlichen Tartans an diesem Nachmittag im späten August. Die anderen Männer der Siedlung folgten in gleicher Ordnung, doch Jenny hatte nur Augen für einen.
Am Schluss der Prozession schritt Harris, gekleidet in einen Plaid in den Farben Waldgrün und Schwarz, selbstbewusst und stolz. Sein Bart war zu einer ansehnlichen Manneszier geworden, die seine Narben völlig verbarg. Warum hatte er nie zuvor daran gedacht, sich einen Bart stehen zu lassen?
Innerlich aufgewühlt, betrachtete sie ihn. Irgendetwas an ihm war anders, das spürte sie. Es war mehr als nur der Bart und die gut sitzende Highlandertracht. Zum ersten Mal in all den Jahren, in denen sie ihn kannte, wirkte Harris, als fühlte er sich wohl in seiner Haut, und von sich überzeugt.
Mit steigendem Verdruss wurde sich Jenny bewusst, dass sie nicht die einzige Frau war, die Harris anblickte. Es schien, als würde jedes unverheiratete Mädchen aus der Siedlung ihn mit Blicken verschlingen wie Wölfinnen, die sich an einen majestätischen Hirsch heranpirschten.
Jenny spürte, dass sich Harris dieser Aufmerksamkeit bewusst war – sich dabei sogar geschmeichelt fühlte.
Eigentlich täte Jenny gut daran, ihn in die Arme seiner Anbeterinnen zu stoßen. Stattdessen erwachte in ihr eine dunkle, besitzergreifende Macht und missachtete die schwachen Widersprüche ihrer Vernunft.
Während das Interesse aller auf etwas anderes gerichtet war, schlüpfte sie in das Haus der McGregors und schnürte das Bündel auf, das ihr Hochzeitskleid enthielt.
Harris blickte sich suchend um. Wohin war Jenny gegangen?
Hatte sie ihre Meinung geändert und war allein nach Chatham aufgebrochen? Ein unerfreulicher Gedanke kam ihm in den Sinn – was wäre, wenn sie die Absicht, der Hochzeit beizuwohnen, nur vorgetäuscht hätte, um so ihre Reise ohne Begleitung beenden zu können?
Etwas in ihm hoffte, dass es so war. Doch etwas anderes in ihm beklagte ihre Untreue. Nach
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