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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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bloß, dass es so war.
    “Ich dachte …” Er suchte nach den richtigen Worten, “… ich dachte, meine Mutter ging fort, meinetwegen und meines Aussehens wegen. Nun fand ich heraus, dass ich mich irrte. Als du aus Richibucto davonliefst, dachte ich, dies wäre ein Beweis dafür, dass du nichts für mich empfindest. Habe ich mich dabei auch geirrt, Jenny? Ich muss es wissen.”
    Sie richtete ihren Blick auf den offenen Kragen seines Hemdes. “Oh Harris, verlange nicht von mir, dass ich es sage. Morgen werde ich für immer aus deinem Leben verschwunden sein. Es gibt so viele Mädchen, die froh darüber wären, bei dir zu sein. Eine, die eine weitaus bessere Ehefrau abgeben würde, als ich es jemals sein könnte …”
    Vielleicht war es der Whisky, der ihm zu Kopf gestiegen war – Harris konnte nicht an sich halten. Er packte Jenny bei den Armen und schüttelte sie.
    “Begreif doch endlich, Jenny. Ich bin nicht dein Mr Douglas – der auf den Markt geht, um nach einem Weib zu suchen. Jemand, der wie ich gerade erst am Anfang steht, der braucht keine Ehefrau. Doch ich begehre
dich
, Jenny. Nun, wenn du mich nicht liebst und niemals lieben wirst, dann sag es.”
    Stumm wandte sie ihr Gesicht ab. In diesem Augenblick schien es Harris, dass jeder Funke Hoffnung von ihm wich. Widerstrebend ließ er sie los und versuchte, noch einige höfliche Worte des Abschieds hervorzubringen.
    Im silbrigen Mondlicht glitzerte jetzt eine Träne, die langsam über ihre Wange lief. Ein Seufzen entfachte die erlöschende Glut in Harris aufs Neue. Diese eine Träne sagte ihm mehr, als es Worte hätten tun können.
    Sacht strich er ihr über die Wange, und zärtlich hob er ihr Kinn. Wie Tautropfen hingen jetzt die Tränen an ihren dunklen, dichten Wimpern.
    Besänftigend flüsterte er: “Du liebst mich doch, Jenny. Und du liebst mich zu sehr, um es zu verleugnen.”
    “Ja!”, schrie Jenny ihm entgegen. “Ja, ja, ja! Bist du nun zufrieden, Harris Chisholm?”
    “Ja, ich bin zufrieden.” Zärtlich umfasste er ihr Gesicht, um sie zu küssen.
    Ihre Lippen berührten sich unendlich sanft.
    Harris hielt sich zurück, obgleich es ihm schwerfiel. Er wartete, obgleich der vom Whisky angeregte männliche Trieb Befriedigung suchte.
    Er hatte Jennys Geständnis, dass sie ihn liebte, erzwungen. Nun begehrte er nach einem stärkeren Beweis.
    Deshalb wartete er.
    Langsam, als kämpfte sie gegen ihren eigenen Widerstand, hob Jenny die Hand und strich ihm über den Bart.
    Mit wachsender Sinnlichkeit drückte sie ihre Lippen auf die seinen. Sie öffneten sich betörend einladend und lockten ihn, es ihr gleichzutun. Ihre Zunge berührte unsicher und dennoch aufreizend seinen Mund. Die Seide ihres Rockes strich erregend über seine bloßen Beine.
    In unausgesprochener Übereinstimmung ließen sie sich auf dem weichen, einladenden Grasteppich unter dem Ahornbaum nieder. Und verloren sich in heißen Liebkosungen.

16. KAPITEL
    “Krah!”
    Das raue, laute Krächzen eines Raben durchschnitt die Luft – und Jennys Kopf drohte zu zerspringen.
    Sie versuchte, die Augen zu öffnen, doch das grelle Morgenlicht sorgte dafür, dass sie sie sofort wieder schloss. Sie konnte gerade noch sehen, wie der schwarze Vogel ein Stück Fleisch stibitzte, das von dem gebratenen Lamm noch übrig war.
    Als sie versuchte, sich aufzurichten, begann sich alles um sie her zu drehen.
    Ihr Kopf schmerzte heftig. Wo war sie nur? Und wie war sie hierhergekommen?
    In ihrer Nähe hörte sie Flügelschlagen und Krächzen – zweifellos noch mehr Krähen. Von weiter entfernt hörte sie das Geschrei eines Säuglings.
    Trotz des Schmerzes kehrte Jennys Erinnerung an den vergangenen Tag – und die Nacht – langsam zurück. Vater im Himmel, was hatte sie getan?
    Sie blickte sich um.
    Harris lag neben ihr und schlief friedlich so wie an jenem Morgen an Bord der
St. Bride
, als sie aufgewacht war und ihn schlafend neben sich gefunden hatte. Sein Kilt war bis zu einer unschicklichen Höhe gerutscht und zeigte schamlos die nackten Schenkel.
    Hatten sie …? Hatte sie es zugelassen …?
    Vielleicht hatte sie ihre Vernunft letzte Nacht unter dem Einfluss von Ewan Menzies’ verfluchtem Gebräu nicht völlig verloren.
    Und doch war sie nicht recht bei Sinnen gewesen.
    Im silbrigen Mondschein war ihr das Anwesen von McGregor wie ein idyllisches Paradies erschienen, in dem die warme Nachtluft mit Geigenmusik und fröhlichem Lachen erfüllt war. Hier, an diesem bezaubernden Ort, wo die Becher mit

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