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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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zusammen. Sie war froh, dass nicht mehr Leute hier waren, die ihn sahen. Es war schlimm genug, dass sie ihn Roderick Douglas vorstellen musste. Was würde ihr höflicher, gepflegter Bräutigam über Harris und dessen derzeitigen Zustand denken?
    Der grüne Tartan, der während der Hochzeitsprozession so gut an ihm ausgesehen hatte, war nun völlig verknittert und flatterte in geradezu komischer Art um seine langen, nackten Beine. Sein rötlicher Bart und das zerzauste Haar ließen ihn ziemlich wild aussehen. Trotz allem ließ sein Anblick ihr Herz schneller schlagen.
    Er stürzte auf sie los mit der Kraft eines atlantischen Sturms. Dann löste Harris ihre Hand aus Rodericks und zog Jenny von ihm weg.
    “Nein, Jenny! Du darfst das nicht tun. Morag sagte mir …”
    Sie machte sich von ihm los. Hatte er beschlossen, Rache an ihr zu üben, indem er ihre einmalige Gelegenheit, sich mit Roderick Douglas zu vermählen, zerstörte? Sie würde ihn lehren, den Wüterich zu spielen.
    Noch ehe Sie etwas sagen konnte, trat Roderick Douglas vor. “Ich weiß nicht, wer Sie sind oder was Sie wollen.” Er stieß mit der Hand gegen Harris’ Brust. “Doch wenn Sie nochmals meine Braut anfassen, wird Ihnen das
sehr
leidtun.”
    Rodericks Blick verriet Geringschätzung, Harris’ Verzweiflung. Jenny befürchtete, sie könnten übereinander herfallen.
    “Es ist nicht das, was Sie denken, Roderick.” Sie nahm seinen Arm und sah Harris an, um ihm zu zeigen, wem sie nun gehörte. “Das ist Mr Chisholm. Er war mein Begleiter. Als unser Schiff auf einer Sandbank vor Richibucto auflief, brachte er mich über das Festland nach Chatham … damit wir beide uns vermählen können.”
    Trotz der Absicht, ihn zu beschwichtigen, schienen ihre Worte Roderick nur noch heftiger zu erregen. Seine dunklen Augen funkelten, und seine kräftige Gestalt straffte sich. “Begleiter? Sie meinen, dieser Bursche war die ganze Zeit von Dalbeattie bis hierher bei Ihnen, Tag und Nacht? Was hat er mit Ihnen gemacht den ganzen langen Weg?”
    Jenny zuckte unter dieser Anschuldigung zusammen. Roderick hatte allen Grund, böse auf sie zu sein. Sie hatte sich im besten Fall töricht benommen, im schlimmsten Fall leichtfertig. Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, welche Auswirkungen es für Rodericks Ansehen haben könnte.
    “Ich versichere Ihnen, Harris benahm sich wie ein Ehrenmann, und nichts Unschickliches fiel zwischen uns vor.”
    Nun, zum Teil war es die Wahrheit, versuchte sie ihr Gewissen zu beruhigen. Sie war immer noch eine jungfräuliche Braut, und das musste Rodericks größte Sorge sein.
    Wild entschlossen bemühte sie sich, die Erinnerung zu unterdrücken, wie groß das Verlangen zwischen ihr und Harris während der Reise gewesen war.
    “Ich dachte, Sie würden ihm dankbar sein”, bemerkte sie. “Wenn Harris nicht gewesen wäre, hätte ich es niemals lebend bis Chatham geschafft.”
    “Ich verstehe.” Roderick klang zerknirscht, doch seine Miene entspannte sich nicht. Sein Blick wurde nicht sanfter. “Ich entschuldige mich, Chisholm.”
    Jenny wand sich regelrecht vor Scham. Sie war es, die sich schlecht benommen hatte – diesen beiden feinen Männern gegenüber. Sie war es, die um Vergebung bitten sollte.
    “Ich dachte, Sie wollten dieser Dame etwas zuleide tun”, fuhr Roderick fort. “Das konnte ich nicht zulassen. Ich bin sicher, Sie verstehen das.”
    Dieser Dame?
Jenny schmolz förmlich dahin. So wie sie sich verhalten hatte und trotz ihres Aussehens war er bereit, sie so zu nennen? Keine Frage, er war ein Ritter, der sie beschützen und verteidigen konnte, vor allem bewahrte, was ihr künftiges Glück trüben könnte. Und Harris – er war besser dran ohne sie. Würde er das doch einsehen!
    Ich dachte, Sie wollten dieser Dame etwas zuleide tun. Das konnte ich nicht zulassen. Ich bin sicher, Sie verstehen das.
    “Ja.” Harris trat einen Schritt zurück. Jennys schwärmerischer Blick entsetzte ihn mehr als Douglas’ vage Drohungen. “Ich verstehe Sie sehr gut.”
    Deshalb also hatte Morag ihn weinend die Chatham Road hinuntergeschickt, hinter Jenny her. Harris hatte nur wenige Erinnerungen an seinen Rivalen aus ihrer gemeinsamen Schulzeit in Dalbeattie, doch erinnerte er sich an Rodericks Vater, Gregor Douglas. Obwohl der Mann ein Wohltäter der Kirche und Gemeinde gewesen war, hatte man sich hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass seine drei Ehefrauen in geistiger Umnachtung gestorben seien. Genauso hatte der alte

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