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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Jenny sie kaum entziffern konnte. Nach mehrmaligem Lesen und Rätseln las sie:
Wirst du kommen, um Abschied zu nehmen? Ich erwarte dich auf dem Friedhof. H.
    Abschied? Hatte er sich entschlossen, endlich fortzugehen? Jenny kämpfte gegen ein aufkeimendes Bedauern. Es war für sie beide das Beste. Vielleicht war Harris schließlich doch zur Vernunft gekommen.
    Auf dem Kirchhof. Würde er jetzt dort sein? Wie lange würde er warten?
    Jenny wusste, auch ohne Roderick zu fragen, dass dieser solch einem Treffen niemals zustimmen würde, denn sie fühlte, dass er Harris aus der Stadt haben wollte. Wenn er sich nun schneller auf den Weg machte und Roderick nichts davon wusste, wem konnte es dann schaden?
    Jenny schlich hinauf ins Schlafzimmer und verbarg das Buch ganz unten in ihrer Kleidertruhe. Sie setzte das Hütchen auf, warf sich einen leichten Umhang über die Schultern und verließ unbemerkt das Haus.
    “Jenny, hier drüben!”
    Als er sie kommen sah, fühlte sich Harris erleichtert und war so glücklich, dass er beinahe einen Luftsprung gemacht hätte. Er bot alles auf, um sie nicht sofort in die Arme zu schließen. Nur die Gewissheit, dass er sie damit von sich treiben würde, hielt seine Erregung in Grenzen.
    Außerdem ging es nicht länger darum, sie für sich zu gewinnen. Wenn Jenny indes einem anderen gehören sollte, musste es jemand sein, der sie glücklich machte.
    Er zog sie hinter einen großen, halb verwitterten Grabstein. Nicht völlig aus dem Blickfeld von der Straße, doch auch nicht einfach zu entdecken.
    Sie war schön wie immer, in hübschen neuen Kleidern, das Haar zu einer vornehmen Frisur zurechtgemacht. Doch in ihren Augen lag eine gewisse Unruhe, und ihr Lächeln wirkte verkrampft. Und das bestärkte ihn in seinem Entschluss, sie vor Roderick Douglas zu warnen.
    “Schön, dich wiederzusehen, Jenny.”
    “So verlässt du nun die Stadt? Wohin willst du gehen?”
    Harris zuckte die Schultern. “Ich habe nicht viel darüber nachgedacht. Doch ehe ich von hier verschwinde, Jenny, muss ich dir sagen, dass Roderick Douglas ein gefährlicher Mensch ist. Du darfst ihn nicht heiraten.”
    “Oh Harris. Wir haben doch schon so oft darüber gesprochen. Ich kam hierher, um Mr Douglas zu ehelichen, und ich werde es tun. Es ist die einzige Möglichkeit, die mir eine sorglose Zukunft beschert.”
    “Denkst du wirklich, dass du mit ihm glücklich wirst, Jenny? Es gibt mehr im Leben als feine Kleider, ein großes Haus und genügend zu essen. Er ist ein reicher Mann, doch er ist kein guter Mensch.”
    Sie wich ein Stück vor Harris zurück, bis sie an den Grabstein stieß.
    Er konnte den Gedanken, dass sie das Schicksal von Rodericks Mutter und seiner Stiefmütter teilen sollte, nicht ertragen.
    “Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen?”, fuhr sie ihn an, mit einer Beherztheit, von der er hoffte, sie würde niemals gebrochen werden. “Was hat er getan?”
    Wie gewohnt, kam sie geradewegs zum Kern der Sache, um die einzig klaffende Schwachstelle seiner Beweismittel bloßzulegen.
    Harris trat zu Jenny, und sie war nun zwischen ihm und dem Grabstein gefangen, weshalb sie ihm zuhören musste. “Es ist mir bisher nicht gelungen, das genau herauszufinden. Die Menschen hier sind zu verängstigt, um etwas zu verraten. Doch ich habe genügend viele Andeutungen erhalten.”
    “Andeutungen? Glaubst du, ich gebe meine Hochzeitspläne wegen Andeutungen auf? Roderick Douglas ist ein erfolgreicher Mann. Er hat sein Geschäft nicht aufgebaut, damit unehrliche und unfähige Menschen seinen Ruf ruinieren können. Er sagt, dass man die ungeheuerlichsten Geschichten über ihn erzählt, bloß um ihm Ärger zu bereiten.”
    “Da steckt mehr dahinter, Jenny. Ich
weiß
es.” Harris sah ein, dass er so nicht weiterkam.
    “
Liebst
du ihn, Jenny? Jetzt, da du ihn aus der Nähe gesehen hast? Kannst du mir in die Augen schauen und mir sagen, dass deine Gefühle für ihn stärker sind als die für mich?”
    “Du kannst dir das ganze Gerede von
Liebe
und Gefühlen sparen, Harris.” Entschlossen zwängte sie sich an ihm vorbei. “Diese Narrheiten verflüchtigen sich ebenso schnell, wie der Blumenstrauß einer Braut verwelkt. Ich habe es immer wieder gesehen. Maizie, meine Mutter … deine Mutter.”
    Jennys Worte machten Harris sprachlos. Er wusste, sie hatte unrecht, doch er konnte es ihr nicht so schnell begreiflich machen. Er brauchte bloß einige Augenblicke, um nachzudenken.
    “Janet!” Roderick Douglas trat auf sie

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