Die schottische Lady
Bergwerk durchsucht, das Dorf, die beiden Schlösser, die Felder - ohne Erfolg.«
»Da wäre ... « , begann Alistair und verstummte sofort wieder.
»Aye?« fragte Hawk.
»Der Grund des Sees.«
»O Gott!« rief Shawna. »An so etwas dürfen wir nicht einmal denken! «
»In diesem See wurden schon viele Mordopfer versenkt.« Unglücklich schüttelte Lowell den Kopf. »Angeblich haben sich einige Douglas und MacGinnis auf diese Weise ihrer untreuen Ehefrauen entledigt.«
»Vater, wir sollten uns lieber ausruhen und neue Kräfte sammeln, statt diese dunklen Punkte in unserer Vergangenheit zu erörtern«, meinte Aidan. Jedenfalls gehe ich jetzt nach Hause. Ich bin todmüde.«
»So wie wir alle.« Lowell stellte seine Teetasse ab. »Die Nacht der Mondjungfrau wird bald hereinbrechen. Bis dahin haben wir Sabrina sicher gefunden.«
Aidan legte einen Arm um die Schultern seines Vaters und führte ihn aus der Halle.
»Was mir die größten Sorgen bereitet, sind die Minen«, gestand Alaric. »Diese unseligen, endlosen Tunnels ... Weißt du noch, wie der kleine Anderson dort unten festsaß? Er fiel ins Wasser. Vielleicht geriet Sabrina in Panik, nach all diesem Gerede von David Douglas' Rückkehr aus dem Totenreich, und sie rannte ins Bergwerk, um sich zu verstecken. Wenn sie in einen Stollen floh, den die Flut überschwemmte ... «
»Das wäre möglich«, stimmte Hawk zu.
Verzweifelt setzte sich Alistair an den Tisch und stützte den Kopf in die Hände. »Aber wir haben uns so gründlich in der Kohlenmine umgesehen.«
»Diese Tunnels könnte man bis in alle Ewigkeit durchkämmen«, entgegnete Alaric.
Shawna senkte den Kopf. »Und nichts finden ... «
»Jedenfalls müssen wir weitersuchen«, entschied Hawk, »und alle Geheimnisse enthüllen, die sich hier verbergen.«
Ein eisiger Schauer rann über Shawnas Rücken. Offensichtlich meinte er nicht nur das Verschwinden seiner Schwägerin.
»O Gott, wenn ich mir vorstelle, ihre Gebeine könnten in zehn Jahren irgendwo zum Vorschein kommen ... « , flüsterte Alistair.
»Das wird nicht geschehen«, behauptete Alaric.
»Hoffentlich hast du recht - aber warum bist du so sicher?« fragte Shawna.
Alaric holte tief Luft. »In der Nacht der Mondjungfrau wird sie auftauchen - tot oder lebendig.«
Kapitel 15
Um zwei Uhr morgens wanderte Shawna immer noch im Turmzimmer umher. Wie Hawk prophezeit hatte, kam sein Bruder nicht zu ihr. Wo mochte er sich herumtreiben?
Sie fühlte sich so hilflos in ihrer Sorge um Sabrina. Wahrscheinlich würde David die Suche auch nachts fortsetzen, unterstützt von Hawk. Und ihr blieb nichts anderes übrig, als den beiden zu vertrauen - und dem Allmächtigen. Schließlich ging sie zu Bett, fand aber keinen Schlaf. Und so stand sie wieder auf, zog einen Morgenmantel aus weißem Leinen über ihr hochgeschlossenes Nachthemd und verließ ihr Zimmer.
Langsam stieg sie die Stufen hinab. Auf dem ersten Treppenabsatz blieb sie stehen. Nun war sie nicht weit von Sabrinas Zimmer entfernt. Weiter unten des Flurs wohnten Gawain, Alaric und Alistair. Sie hörte nichts, nur den Wind, der heulend um die Türme strich. Im darüberliegenden Stockwerk, in der Nähe ihres neuen Quartiers, schliefen Myer, Mary Jane und einige andere Dienstboten. Um diese späte Stunde rührte sich natürlich nichts mehr in der Festung. Alle Türen waren geschlossen. Was dahinter geschah, wußte niemand - abgesehen von David, der die Fähigkeit besaß, durch Wände zu gehen.
Shawna eilte lautlos zur Halle hinab. Auf dem Tisch stand immer noch das Tablett, und sie schenkte sich einen Brandy ein. Gaslampen brannten, im Kamin loderte ein Feuer.
Während sie an ihrem Glas nippte, blickte sie nach allen Seiten. »Wenn du hier bist, komm hervor und sprich mit mir!« rief sie.
Schritte erklangen hinter ihr, und sie drehte sich rasch um. Aber es war nicht David, der auf sie zukam, sondern Alistair. Auch er hielt ein Glas in der Hand.
»Was machst du hier?« fragte sie.
»Ich trinke. Und du, liebe Kusine?«
»Weil ich nicht schlafen konnte, kam ich herunter, um mir einen kleinen Brandy zu genehmigen.«
Seufzend sank er in einen Lehnstuhl vor dem Kamin und beobachtete die tanzenden Flammen. »Ein seltsamer Ort, wo wir leben, nicht wahr?«
»Unsere Heimat. Wir sind, was wir sind.«
»ja - Hochländer!« Alistair prostete ihr zu. »Und ein ganz besonderes Volk. Heutzutage, da England und Schottland eine Einheit bilden und die Technik und Industrie den Rest der Welt
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