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Die schottische Lady

Die schottische Lady

Titel: Die schottische Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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regieren, halten wir uns immer noch für grandiose Häuptlinge, allen anderen Menschen überlegen ... «
    Shawna hob die Brauen und musterte ihn forschend. Offenbar hatte er zuviel getrunken. »Mir gefällt's, was wir sind. Obwohl wir uns abgrenzen mit unseren Kilts und Plaids und Dudelsäcken, so gehören wir doch zu dieser Welt.«
    »Aber wir bewohnen eine sehr kleine Welt. Und wir rackern uns wie Hunde in dem Bergwerk ab ... «
    »... das vielen Menschen einen Lebensunterhalt bietet. Für diese Leute tragen wir die Verantwortung.«
    »Ach ja, die edle, pflichtbewusste Lady MacGinnis.«
    »Beneidest du mich um meine Position, Alistair?«
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ich würde mich nicht zum Oberhaupt des Clans eignen. Außerdem liebe ich dich von ganzem Herzen, und ich missgönne dir gar nichts. Wärst du nicht Lady MacGinnis, wäre mein Vater der Laird, und Onkel Lowell - den alten Traditionen eng verbunden - würde ich Aidan womöglich zwingen, mit mir um den Titel zu kämpfen. Aber um ehrlich zu sein, ich mag die Dudelsackmusik, unsere seltsamen Feiertage, den Wind zwischen den Klippen am See, unsere Legenden von all den Fabelwegen. Ich wünschte nur ...«
    »Was?«
    » Dass die Nacht der Mondjungfrau schon vorbei wäre und dass wir Sabrina finden würden. Da ist irgendwas Böses- am Werk. «
    »Irgendwas Böses ... « , wiederholte sie, und ihre Nervosität wuchs.
    Unvermittelt stand er auf. »Ich gehe jetzt ins Bett.«
    »Warte, Alistair!«
    »Auch du solltest endlich schlafen, Kusine«, riet er ihr gähnend. »Dieses Schloss hat Augen und Ohren, die beobachten und belauschen dich unentwegt.«
    »Was meinst du?«
    »Nichts Besonderes. Komm, ich bringe dich zu deinem Zimmer.«
    »Danke, nicht nötig.«
    »Wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist, kann ich besser schlafen.«
    »Also gut«, seufzte sie. Während sie die Treppe hinaufstiegen, warf sie ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Bist du wirklich nur wegen des Brandys in die Halle gegangen?«
    »Aye ... « , begann er. Dann zuckte er die Achseln. »Nicht nur deshalb. Ich glaubte was zu hören - ein anderes Geräusch als das übliche Knarren und Ächzen.«
    »Was denn?«
    » Vielleicht Geister. Oder ich habe geträumt. Jedenfalls dachte ich, irgendwelche Laute würden aus der Schloss kapelle dringen.«
    »Warst du dort?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Nichts. Vom alten Kruzifix über dem Altar starrte Jesus Christus herab und bat mich stumm, in Frieden zu verschwinden. Niemand hielt sich in der Kapelle auf, und die Tür zur Gruft war verschlossen.« Vor Shawnas Zimmer blieb er stehen und küßte sie auf die Stirn. »Gute Nacht, Kusine. Und bleib bis morgen früh dort drin.«
    »Aye, Alistair Gute Nacht.«
    Hinter ihrer geschlossenen Tür wartete sie, bis seine Schritte auf den Stufen verklangen.
    Plötzlich wollte sie wieder hinauslaufen. Aber sie wagte es nicht.
     
    Die Kapelle von Castle Rock war ungewöhnlich schön. Von der Halle aus erreichte man sie durch einen Korridor" über abgerundete Steinstufen, die nach unten führten. Bunte Glasfenster, im fünfzehnten Jahrhundert eingebaut, filterten das Tageslicht. Ansonsten war das kleine Gotteshaus seit der Entstehung im elften Jahrhundert fast unverändert geblieben, im normannischen Stil errichtet, mit einem Marmoraltar aus Italien und einem hölzernen Kruzifix, 1256 in Deutschland geschnitzt.
    Hier hielt man keine Gottesdienste ab, nur Taufen und. gelegentliche Familienfeiern. Ihre geschichtliche Bedeutung hatte die Kapelle als Versteck des späteren König Charles II. erlangt, der nach der Enthauptung seines Vaters, Charles 1., 1647 aus London nach Schottland geflohen war, um Cromwell zu entrinnen.
    Die Douglas liebten ihre Kapelle. Während David das historische Kruzifix und die massiven Mauern betrachtete, empfand er tiefe Dankbarkeit" weil die MacGinnis das alte Gebäude so sorgsam instand gehalten hatten. Aber in dieser Nacht war er nicht hierhergekommen, um die Schönheit des kleinen Kirchertschiffs zu genießen.
    Zur Linken des Altars führte eine Eisentür in die Gruft und ließ sich lautlos öffnen, infolge gut geölter Angeln. Eine Metallstange in der Hand, trat David ein. Das letzte Begräbnis, das hier stattgefunden hatte, war sein eigenes gewesen, da die Leiche seines Vaters in amerikanischer Erde ruhte.
    Nachdem er die Stange abgelegt hatte, riss er ein Streichholz an, entzündete seine Laterne und hielt sie hoch. Dann ergriff er die Stange wieder und stieg sechsunddreißig Stufen

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