Die schottische Lady
vermummten Gestalten verfolgt. Nach einer Weile verschwanden sie, und Shawna lag auf einem Bett, in dem kleinen, mit Tudor-Möbeln ausgestatteten Hotelzimmer in Glasgow. Sie hatte Craig Rock verlassen, um ungestört nachzudenken - um zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten würde, wenn das Baby zur Welt kam.
Im Morgengrauen strömte die erste Schmerzwelle durch ihren Körper. Sie achtete nicht darauf, denn es war noch einen Monat zu früh. Doch die Wehen setzten ein. Stundenlang plagte sie sich allein mit ihren Qualen, bis wunderbarerweise eine Hebamme erschien.
Weitere Stunden verstrichen, die Schmerzen verschlimmerten sich. Inbrünstig betete Shawna für ihr Kind. Um sich von der Höllenpein abzulenken, überlegte sie, was sie tun sollte. Sie wollte nicht nach Hause zurückkehren, denn dort war David in der brennenden Stallkammer gestorben.
Bald würde sie den Douglas-Erben zur Welt bringen. Aber sie konnte David nicht heiraten. In all den Monaten, die seit seinem Tod verstrichen waren, hatte sie sich nicht dazu durchringen können, seinem Vater von dem Baby zu erzählen. Er sollte nicht glauben, sie würde irgendetwas von den Douglas-Clan verlangen. Andererseits widerstrebte es ihr, ihm seinen Enkel vorzuenthalten.
Der Tag ging in die Nacht über. Letzten Endes waren alle Überlegungen müßig . Die Wehen hatten zu früh begonnen und bereiteten ihr unerträgliche Schmerzen. Schließlich drängte ihr die Hebamme eine Medizin auf, die das Leid mildern würde. Das war alles, woran sie sich erinnerte, als sie am nächsten Morgen erwachte. Und dann teilte ihr die Hebamme mit, das Baby sei tot geboren worden. »Mein liebes Mädchen, gegen das Schicksal ist man machtlos«, meinte die sanftmütige alte Frau. »Unglücklicherweise hatte das arme kleine Ding zuwenig Zeit, um im Mutterleib heranzuwachsen.« Ein formloses, verschnürtes Bündel wurde in Shawnas Arme gelegt, und sie brach in Tränen aus. Nicht einmal sehen durfte sie ihr Kind. Die Hebamme nahm es ihr wieder weg und erklärte, es sei nur ein missgestalteter Klumpen aus Fleisch und Blut.
Nun hatte sie alles verloren, was ihr von David geblieben war. Zum zweitenmal hatte sie ihn hintergangen und sein Kind sterben lassen. Wie gern wäre sie dem Baby in den Tod gefolgt ... Aber sie lebte weiter. Und Älistair hatte sie nach Hause zurückgeholt.
Ihr Kind war nicht gestorben. Danny ... Gewiss , er sah wie ein MacGinnis aus. Weil er ein MacGinnis war. Ihr Sohn. Offensichtlich hatte ihr jemand einen schrecklichen, grausamen Streich gespielt. Dieselbe Person, derjener Mordversuch an David misslungen war, die Shawna zu ermorden versuchte ...
Und jetzt? David würde sie töten.
Verzweifelt öffnete sie die Augen. Ein Feuer knisterte, frische, saubere Betttücher umhüllten ihren Körper, und ihr Mund fühlte sich trocken an.
Nachdem sie in Ohnmacht gefallen war, muss te man sie auf ein Bett gelegt und die Jacke ihres violetten Reitkostüms aufgeknöpft haben. Sabrina Connors Bett ... Und Sabrina saß neben ihr, angstvoll und besorgt.
In Shawnas Kopf drehte sich alles. Schatten erfüllten den Raum. Zum Glück war sie mit Sabrina allein. »Oh, es kann nicht sein ... «
»Pst, alles ist gut. Ich bleibe bei dir, und du bist in Sicherheit. «
»Nein, unmöglich ... « Krampfhaft umklammerte Shawna den Arm der jungen Frau und versuchte ihre Gefühle zu bezwingen. »Um Himmels willen, gib acht, dass dir nichts Schreckliches passiert! Erzähl deiner Familie von dem Baby! Der Vater ist ein Indianer, nicht wahr? Das meinte Edwina, als sie vom fremden Blut in seinen Adern sprach. Großer Gott, Sabrina, ist Hawk der Vater?«
»Was?« rief eine atemlose Stimme am anderen Ende des Raums.
Skylar ...
Bestürzt erkannte Shawna, dass sie nicht mit Sabrina allein war. Skylar, Hawk und Sloan traten ans Fußende des Betts.
»Heiliger Jesus!« wisperte Skylar. »Hawk!«
»Was ist bloß in dich gefahren?« herrschte Hawk seine Frau an. »Ich schwöre dir - es ist nicht mein Kind!«
»Natürlich nicht«, bestätigte Sabrina tonlos.
»Aber - Sabrina ... « , stammelte Skylar. »Du hast mir nichts gesagt. Erwartest du ein Baby?«
Sabrina zögerte und schaute Shawna an, die ihr bedrückt zuflüsterte: »Tut mir leid. Ich dachte, wir wären allein.«
»ja, ich weiß. Aber es spielt ohnehin keine Rolle. David war in der Taverne - an jenem Tag, an dem Edwina mein Baby erwähnte. Irgendwann hätte er's seinem Bruder so oder so erzählt.«
»Warum hast du's mir
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