Die schottische Rose
Stimme ersticken.
»Ich bin was?«, fragte er, während er sich wieder aufrichtete.
»Ihr seid ja selbst nichts anderes als ein verdammter Wilderer!«, fuhr Juliet ihn an, richtete sich ehrfurchtgebietend auf und streckte ihre Hand aus, um auf das Wildbret zu deuten, das vom Sattel des Pferdes baumelte. »Und dabei habt Ihr Euch aufgeführt wie Richter Salomo persönlich!«
Juliet kochte fast vor Wut und vergaß jede Vorsicht. Wenn dieser Fremde tatsächlich ein Wilderer war, konnte er sehr gut auch etwas Schlimmeres sein, aber daran dachte sie jetzt nicht. Und sie glaubte es auch nicht wirklich. Stattdessen fühlte sie eine ungeheure Enttäuschung in sich, als sich ihr strahlender Held, der sie so beeindruckt hatte, plötzlich selbst als ein einfacher Schurke und vielleicht Strauchdieb entpuppte. Sie wusste nicht, warum sie das so zornig machte, aber ihr traten vor Wut fast Tränen in die Augen. Sie ging weiter auf das Ufer zu, den Blick ihrer vor Wut funkelnden tiefblauen Augen auf Connor gerichtet.
»Ihr solltet Euch schämen! Ihr seid …«
Connors Überraschung war bei jedem ihrer Worte gewachsen, bis er schließlich selbst wütend wurde. Wütend und noch etwas, wogegen er nichts tun konnte. Er spürte die Hitze, die erst in seinen Lenden aufstieg, dann durch seinen Körper fegte und schließlich seinen Kopf zu füllen schien und jeden klaren Gedanken und jede kühle Überlegung vertrieb. Gleichzeitig war er von der Reaktion der Frau wie vor den Kopf gestoßen. Was sagte sie da? Er sollte sich schämen? Wie kann man nur so undankbar sein?, dachte er. Und gleichzeitig so verdammt hübsch? Er musste sich bemühen, die Erregung zu unterdrücken, die er beim Anblick der Lady empfand. Er musste nicht an sich hinabsehen, um zu wissen, dass sie sich zweifellos bereits hinter dem eng anliegenden Leder seiner Hose abzeichnete. Zum Glück hatte die Frau keinen Blick für seinen Zustand, sondern schien sich nur auf ihre selbstgerechte Empörung zu konzentrieren.
Sie war mittlerweile bis zur Hüfte aus dem Wasser gekommen und streckte immer noch anklagend den Arm aus. Sie stand kaum zwei Schritte von Connor entfernt, während sie ihn zornbebend anfunkelte.
»Ihr seid noch viel schlimmer als diese beiden armen Kerle, die Ihr da eben so hochfahrend vertrieben habt! Ihr seid ein Gauner und Wilderer und ein Heuchler!« Sie zitterte fast vor Wut. »Wie konntet Ihr es wagen! Ihr …!«
Connor musste all seine Beherrschung aufbieten, nicht auf ihre vollen, perfekt geformten Brüste zu starren, deren rosige Knospen durch die Kälte hart hervortraten, oder ihre schlanke, fast zierliche Taille, oder die rötliche Stelle zwischen ihren Beinen, die er bis zum Oberschenkel und durch das hellgrüne Wasser sogar fast bis zu ihren Füßen sehen konnte und die ebenso perfekt geformt waren wie der Rest dieser entzückenden Person. Von ihren langen, dunkelbraunen Locken, den großen, tiefblauen Augen, die so zornig funkelten, der zierlichen geraden Nase und den weichen, vollen Lippen, die sich jetzt so missbilligend verzogen, einmal ganz abgesehen.
Wenn sie ihren entzückenden Mund, in dem gleichmäßig geformte, strahlend weiße Zähne schimmerten, nicht bald schloss, würde ein Unglück passieren, das wusste er.
Das Blut rauschte in seinen Ohren, und ihm wurde trotz des milden Sommertags fast unerträglich heiß. Sein Mund war wie ausgetrocknet.
»Wisst Ihr, was Ihr seid?«, fauchte Juliet und stemmte die Hände in die Hüften. Sie schien nicht wahrzunehmen, welche Auswirkungen diese Geste auf ihre Figur hatte. Ihre Brüste hoben sich an und schienen Connor damit zu verspotten, dass er sie zwar bewundern, aber nicht berühren durfte – was er liebend gern getan hätte.
Er unterdrückte ein Stöhnen. »Allerdings, Milady, das weiß ich sehr genau.« Er machte unwillkürlich einen Schritt auf sie zu und registrierte mit einem funktionierenden Rest seines Verstands, dass sie nicht etwa zurückwich, sondern ihn trotzig und herausfordernd anstarrte. »Ich, Milady, bin bekleidet!« Er verkniff es sich gerade noch, hinzuzufügen: bedauerlicherweise.
Es dauerte eine Sekunde, bis ihr dämmerte, worauf er anspielte. Vor lauter Entrüstung hatte sie vollkommen vergessen, dass sie nackt war. Sie riss die Augen auf, und Connor sah die Panik in ihrem Blick, als sie sich dessen bewusst wurde, und die flammende Röte, die in Bruchteilen von Sekunden nach dieser Erkenntnis ihre Wangen färbte. Doch sie schien unter seinem Blick wie gelähmt
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