Die Schreckenskammer
war Mr. Durand denn sonst als Nachbar, Miss Grandstrom?«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja, so von der Persönlichkeit her. War er neben den Schwierigkeiten mit den Katzen ein netter Kerl?«
Sie beugte sich ein wenig näher. »Wollen Sie die Wahrheit wissen?«
Puh. »Ja, bitte, wenn es Ihnen nicht zu unangenehm ist.«
Sie brannte förmlich darauf, es mir zu erzählen. »Er war ein Spinner, wenn Sie mich fragen. Ein bösartiger, Tiere hassender Spinner. Er hatte keine Freunde, soweit ich das sah, bis auf ein paar junge Männer, die kamen und gingen. Und keine Freundin.« Sie setzte sich gerader hin, als wäre sie persönlich beleidigt. »Ich fand das ziemlich ungewöhnlich. Er war ja immerhin ein gut aussehender junger Mann. Ich weiß nicht, wie er jetzt aussieht, aber als das alles passierte, war er ziemlich attraktiv. Anscheinend war seine Art so unangenehm, dass die Mädchen ihn nicht mochten.«
»Wenn Sie bösartig sagen, was meinen Sie damit?«
»Ach, er war sehr unfreundlich. Ich versuchte immer, nett zu ihm zu sein, ein bisschen Konversation zu machen. Unsere Balkone stießen aneinander, und ich versuchte mit ihm zu reden, wenn er da draußen war. Er hängte seine Wäsche zum Trocknen hinaus.«
Das hieß, jedes Mal, wenn Will Durand mit einem Korb Wäsche auf seinen Balkon ging, stürzte Esther Grandstrom mit einer Katze im Arm ebenfalls hinaus und redete mit ihrer hohen, schrillen Stimme auf ihn ein. Das würde jeden in den Wahnsinn treiben. Aber ihre Katze umbringen? Das war eine Überreaktion.
»Sagen Sie mir, was passierte, als Sie entdeckten, dass Ihre Katze – äh, Farfel – gestorben war.«
Sie seufzte schwer. »Ach, das war schrecklich. Ich fand ihn vor meinem Abteil im Keller. Wir haben alle unsere eigenen, kleinen Verschläge, wo wir Sachen hineintun können. Er war schon ein paar Tage verschwunden, und ich war bereits ziemlich verzweifelt. Ich musste in den Keller, um was aus meinem Abteil zu holen, und als ich in diesem Teil das Licht einschaltete, sah ich ihn. Hing direkt vor mir.«
»Er hing?« Das stand nicht im Bericht. »Wie?«
»Seine Hinterläufe waren mit einer Art Ranke zusammengebunden.« Ihre Stimme zitterte, und die Augen wurden ihr feucht. »Man hatte ihm den Bauch aufgeschlitzt – seine Eingeweide hingen heraus.«
Igitt. »Das tut mir sehr Leid«, sagte ich. »Es ist schlimm, wenn man so was sehen muss.«
»Ja.« Ihre Stimme klang verloren und entfernt. »Ich habe noch immer Albträume davon.«
»Gab es irgendetwas Spezielles, was Sie darauf brachte, dass Durand es getan hatte?«
»Er hasste mich, und er hasste meine Katzen, vor allem die.«
Das war logisch. Die Platzierung des Kadavers war eine Botschaft gewesen. Aber ansonsten gab es keinen Hinweis, dass Durand etwas damit zu tun hatte.
»Werden Sie ihn verhaften?«
Ich brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass der Fall seit dreizehn Jahren verjährt war. »Ausgehend von dem, was ich bis jetzt habe, kann ich das noch nicht tun. Und im Endeffekt hängt das vom Staatsanwalt ab, nicht von mir. Aber ich werde mit ihm reden.«
Pandora würde Dynamit brauchen, um den Deckel von der Büchse zu sprengen, in der Will Durand sich versteckte. Er war Mister Nirgendwo.
Ich rief die Hauptnummer seines Studios an; aus irgendeinem merkwürdigen Grund stand sie tatsächlich im Telefonbuch. Wahrscheinlich hatte dieses Versehen jemandem den Kopf gekostet.
Tut mir Leid, Detective, aber Mr. Durand ist im Augenblick im Ausland, wo er an einem Film arbeitet.
Was für ein Film?
Ich fürchte, darüber kann ich im Augenblick noch nicht reden.
In welchem Land ist er?
Das kann ich nicht sicher sagen, es gibt eine Reihe von Drehorten, und er könnte überall sein.
Wann erwarten Sie ihn zurück?
Das wissen wir noch nicht.
Ungefähr.
Das hängt davon ab, wie das Projekt vorangeht. Manchmal gibt es Verzögerungen, deshalb kann ich einfach nicht sagen, wann er zurückkommt. Aber ich werde ihm aufschreiben, dass er Sie anrufen soll, wenn er wieder da ist, und dann können Sie vielleicht etwas ausmachen.
Es war das erste Mal, dass mein Name für einen Rückruf notiert wurde. Ich hatte keine Möglichkeit herauszufinden, ob er tatsächlich außer Landes war, weil wir von unseren Bürgern nicht verlangen, dass sie bei der Ausreise ihren Pass vorlegen; ich musste warten, bis er ihn bei der Einreise präsentierte.
»Büro der Detectives. Moskal am Apparat.«
Ich war neidisch auf seinen ausgeprägten Bostoner Akzent. Hier in
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