Die Schreckenskammer
Beschwerde vorbrachten.«
Meine Nase juckte bereits. Ich war nicht richtig allergisch gegen Katzen, mochte aber auch nicht, was ihre Anwesenheit mit meinen Nebenhöhlen machte. Es waren mit Sicherheit mehr als vier; Katzen waren wie Küchenschaben – für jede, die man sah, waren noch irgendwo ein Dutzend andere versteckt. Eine von ihnen, eine große, ziemlich dicke Tigerkatze, schnurrte wie ein Rolls-Royce an meinem Bein. Miss Grandstrom bückte sich und zog sie am Nackenfell weg.
»Komm, Boris«, flötete sie. »Nicht jeder mag Kätzchen.«
Sie lächelte und gab mir die Gelegenheit, meiner Zuneigung zu Katzen Ausdruck zu geben, was ich ihr allerdings verweigerte. Aber ich lächelte zurück, was ihr zu genügen schien.
»Es ist schon sehr lange her«, sagte sie. »Aber wenn man ein geliebtes Wesen verliert, kommt man nicht so schnell darüber hinweg. Ich zumindest nicht.«
»Verstehe«, sagte ich. »Nun, lassen Sie mich nachsehen …« Ich blätterte in der Akte, bis ich den Ausdruck des Polizeiberichts gefunden hatte. »Vor dem Verschwinden Ihrer Katze beschwerte sich Durand über den Lärm.«
»Das stimmt. Aber ich verstehe wirklich nicht, worüber er sich so aufregte – Farfel redete gern, aber seine Stimme war süß und leise. Wir hatten viele gute Gespräche. Natürlich sprach er die Menschensprache besser als ich die Katzensprache.«
Wahnsinn kann sehr subtil und schleichend sein. »In dem Bericht heißt es, der Lärm sei nachts aufgetreten.«
»Ich bin noch nie aufgewacht, weil meine Katzen Lärm machen«, erwiderte sie stur.
»Könnte es sein, dass Sie so fest schliefen, dass Sie es nicht hörten?«
»Na ja, das ist immer möglich. Ich habe einen sehr guten Schlaf …«
»Wissen Sie, wie Ihre Katzen sich nachts verhalten?«
»Wahrscheinlich nicht anders, als sie es auch tagsüber tun.«
»Aber Sie wissen es nicht sicher?«
»Nein, das nicht.«
»Sie können also nicht hundertprozentig sagen, ob es Lärm gab oder nicht?«
»Nein, wenn Sie es so formell wollen. Aber ich glaube immer noch, dass Durand das nur erfunden hat. Aus irgendeinem Grund mochte er mich nicht.«
»In dem Bericht heißt es weiter, dass Mr. Durand zu der Zeit zu Hause arbeitete. Wissen Sie zufällig, was für eine Arbeit das war?«
»Irgendwas mit Bildhauerei, wenn ich mich recht erinnere, aber das sollten Sie ihn wohl besser selbst fragen.«
»Ich höre mir, wenn möglich, gern auch die Eindrücke der anderen Seite an. Und ich wollte mit Ihnen sprechen, bevor ich mit ihm spreche.«
Das gefiel ihr, und sie fing wieder an zu reden. »Er war immer zu Hause, wie es schien; er verließ die Wohnung kaum. Die Leute, die vor ihm in der Wohnung waren, arbeiteten die ganze Zeit und waren fast nie da. Die Leute, die seitdem hier wohnten – viel zu viele, um sie alle aufzuzählen, aber niemand von denen war so viel zu Hause wie dieser Mr. Durand.« Sie grinste, als sie den Namen sagte. »Ich bin einmal mit Plätzchen zu ihm gegangen, um wieder ein wenig Frieden zwischen uns zu stiften, und er ließ mich sogar ein, nur für ein paar Augenblicke.«
Sie schob sanft eine Katze von ihrem Bein weg. »Nicht die Strümpfe, Maynard. Das weißt du doch.« Dann sah sie wieder mich an. »Es war eine komische Wohnung. Kaum Möbel, nur ein paar Sachen an der Wand. Aber das eine Zimmer, das ich hinten sah, wo mein Schlafzimmer ist – die Tür war offen, und ich konnte hineinsehen –, das war wohl so eine Art Arbeitszimmer. Es war voller … Ausrüstung, so würde man es wohl nennen. Werkzeug und Materialien; ziemlich voll gestopft. Ich weiß nicht, wie ein Mensch so leben kann – man konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen.«
Ich fragte mich, wann sie sich zum letzten Mal ihr eigenes Wohnzimmer genauer angesehen hatte. Eines Tages würde jemand erst eine Menge Zeug aus dem Weg schaffen müssen, bevor er Miss Grandstrom vom Boden abkratzen konnte. Eines Tages würde ein armer, argloser Streifenbeamter hier in Erwartung eines simplen Hinscheidens mit natürlicher Ursache hereinschneien und plötzlich von dürren, verhungernden Katzen im Survival-Modus angegriffen werden.
»Er kam also anfangs mit seinen Beschwerden direkt zu Ihnen, und Sie versuchten, darauf zu reagieren. Versuchten, die Situation zu seiner Zufriedenheit zu ändern.«
»Na ja, soweit ich das konnte. Ich meine, es sind immerhin Katzen – die haben ihren eigenen Willen. Ich habe den ganzen Tag psscht gemacht, aber das schien ihnen ziemlich egal zu sein.«
»Wie
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