Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
werden, der Esther Grandstrom gehört, einer Frau im späten mittleren Alter, die in der Nachbarwohnung des Beschwerdeführers wohnt. Mr. Durand behauptet, der Lärm der Katze beeinträchtige sowohl seinen Schlaf wie seine seelische Gesundheit. Officer T.  L . Robinson besuchte den Beschwerdeführer in seiner Wohnung und fand den Beschwerdeführer sehr erregt vor. Nach mehreren Minuten der Diskussion gelang es dem Beamten, Mr.  Durand zu beruhigen. Er belehrte ihn dann, dass er nichts unternehmen könne, da die Katze im Augenblick keinen Lärm mache. Mr. Durand riet er, die Polizei zu einem Zeitpunkt zu alarmieren, da die Katze tatsächlich Lärm mache, damit die Störung ordnungsgemäß dokumentiert werden könne, oder die Störung mit Video oder Tonband selbst zu dokumentieren. Der Beschwerdeführer Durand wollte wissen, ob denn sonst im Augenblick nichts unternommen werden könne, worauf Officer Robertson erwiderte, es könne nichts unternommen werden.«
    Mit einem Grinsen gab er mir das Blatt zurück. »Der Beschwerdeführer ist dein Verdächtiger?«
    Ich nickte.
    »Noch nie von ihm gehört.«
    »Ist anscheinend ’ne ziemlich große Nummer.«
    »Na, schön für ihn. Ich muss sagen, Beschwerden wie diese sieht man nicht viele. Der ist doch offensichtlich nicht ganz richtig im Kopf.«
    »Und dazu noch ein guter Autofahrer.« Ich gab ihm den Ausdruck mit den Verkehrsvergehen. »Wenn du mir helfen willst, könntest du dir die genauer anschauen. Herausfinden, ob da irgendwas gedreht wurde. Die verschwanden alle ziemlich still und leise.«
    »Und genau das würde ich jetzt auch tun, wenn ich nur ein bisschen was im Hirn hätte. Kannst du mir nicht was Pikanteres geben?«
    Wir lachten beide. Das tägliche Kichern war in unserem Beruf eine absolute Notwendigkeit. Dann ging er, kopfschüttelnd und mit dem Blatt in der Hand, davon.
    Der nächste Eintrag für diese Adresse war allerdings nicht mehr zum Lachen. Die Beschwerde kam aus demselben Haus. Aber diesmal beschwerte sich nicht Durand über Esther Grandstrom, sondern Esther Grandstrom beschwerte sich über Durand.
    Ihr Kater war plötzlich verschwunden. Sie wollte Durand verhaften lassen.
     
    »Miss Grandstrom?«
    Alles, was ich sah, als sie vorsichtig die Tür öffnete, waren die knotigen Finger einer Hand. Dann zog sie die Tür gerade so weit auf, dass sie mich mustern konnte. Eine kräftige Kette spannte sich über den Spalt, so straff, dass sie wohl noch auf beiden Seiten eingehängt war. Ich sah Strähnen weißer Haare und Angst in den Augen.
    Ich hielt meine Marke und meinen Ausweis mit einer Hand in die Höhe. Sie kniff die Augen zusammen und las sie.
    »Ich würde gern ein paar Minuten mit Ihnen über einen früheren Nachbarn sprechen.«
    »Über welchen?« Ihre Stimme war hoch und dünn. »Es ist doch ein dauerndes Kommen und Gehen.«
    »Wilbur Durand. Er hat hier in den Jahren …«
    Sie konnte die Tür gar nicht schnell genug öffnen. Kurz hintereinander klirrten Ketten und klackten Riegel.
    »Kommen Sie rein, Detective«, sagte sie.
    Der Gestank von Katzenurin sprang mich an. Ich folgte der Lady ins voll gestopfte Wohnzimmer; Miss Grandstrom hatte offensichtlich noch nie eine Katzenskulptur gesehen, die ihr nicht gefiel. Und dann gab es auch noch die richtigen Katzen – allein in diesem Raum mindestens vier. Der Gesamteindruck war bedrückend und abstoßend.
    »Wird langsam Zeit«, sagte sie. »Ich habe mich schon gefragt, wann in dieser Ermittlung mal was vorangeht.«
    Ich sagte mit Absicht nichts, weil ich hoffte, dass sie weiterreden würde. Was sie auch tat.
    »Er hat meinen Farfel umgebracht. Der Kater war gesund wie ein Pferd, und er wäre mir nie davongerannt.«
    Einige Sekunden lang wusste ich nicht so recht, wie ich vorgehen sollte. Sollte ich ihr sagen, dass ich zwar tatsächlich wegen Durand hier war, aber eigentlich nicht in Verbindung mit dem alten Katzenfall, der schon vor zwei Jahrzehnten als unlösbar abgelegt worden war? Oder sollte ich mitspielen und sie in dem Glauben lassen, ich würde an dem Fall arbeiten, um sie am Reden zu halten?
    »Ich versuche, ein paar alte Details zu klären«, sagte ich ihr schließlich. Es war nicht gerade eine Lüge, allerdings auch nicht die ganze Wahrheit. Aber es funktionierte.
    »Können Sie für mich den Vorfall noch einmal auffrischen?«, fragte ich. »Ich weiß, es ist sehr lange her, aber ich muss Sie bitten, mir alles zu sagen, woran Sie sich erinnern. Ich war noch kein Detective, als Sie Ihre

Weitere Kostenlose Bücher