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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Herzen, aber die Verurteilung und Hinrichtung Jeanne d’Arcs riss mich aus diesem Kummer, zumindest eine Zeit lang. Seine Eminenz schwört, es hätte gute und gewichtige Gründe gegeben zu glauben, dass sie sich der Häresie der Hexerei hingegeben hatte. Ich bin mir sicher, dass dieser Glaube seinen Ursprung hat in seinem Verlangen nach Absolution von seiner Mitschuld in dieser Sache. Seine möglicherweise noch ungebeichtete Sünde war seine Untätigkeit.
    Aber zu welchem Zweck sollte sie sich mit dem Teufel eingelassen haben? Sicherlich nicht, um Reichtümer oder Macht zu sammeln, auch nicht, um einem Mann seinen Besitz zu nehmen oder, schlimmer noch, seine Seele zu rauben. Wenn sie eine Hexe war, dann eine Kriegerhexe, welche die Engländer zurückschlug und den Bastard Charles auf den Thron erhob. Wir alle litten noch immer unter Agincourt, wo uns unser gallisches Herz von den überheblichen Engländern aus der Brust gerissen und zertrampelt worden war wie die arme Katze in Saint-Etienne. Wenn nicht Gott der Jungfrau die Mittel zum Sieg gegeben hätte, dann wäre es nur schicklich und recht gewesen, wenn der Teufel es getan hätte. Zu viele Seelen waren dieser Sache bereits geopfert worden, darunter auch die meines eigenen Gatten.
    Und trotz ihrer legendären Kameradschaft war Milord nicht anwesend, als sie an diesen Brandpfahl gebunden wurde. Viele, die dabeistanden und entsetzt zusahen, wie diese junge Frau vernichtet wurde, bewahrten die Hoffnung, wie ich es tat, bis das Stroh unter ihr schließlich angezündet wurde, dass Milord herbeieilen und sie retten würde. Es hatte das Gerücht gegeben, er verschwöre sich, um ebendies zu tun, denn er war im nahen Louviers und hatte ein Pferd, Sattelzeug und Waffen gekauft. Wir alle sahen in diesen Erwerbungen und seiner Nähe Zeichen der Vorbereitung für diese Rettung. Aber zu ihr kam es nicht, und wenn wirklich eine Verschwörung gebildet und dann wieder verworfen worden war, dann werden wir das nie erfahren, denn seitdem hat kein Mensch mehr davon gesprochen. Vielleicht war Milord wie so viele andere zu dem Glauben gelangt, sie sei geistesgestört und ihre Stimmen seien nicht mehr als die Phrasen einer Wahnsinnigen, die sie in ihrem Kopf hörte und mit glaubhafter Inbrunst in Ohren weitergab, die nur zu bereit waren, sie zu hören.
    Jean de Malestroit und ich beobachteten ihr Hinscheiden von oben, wo uns nichts geschehen konnte, sollte die Menge allzu ungehalten werden. Ich werde nie dieses wimmelnde Menschengewirr vergessen. Sie drängten sich um den abgeriegelten Scheiterhaufen und kletterten übereinander wie Ameisen. Staub stieg auf wie Dampf aus einem Kessel. Als der Todeskarren durch die Menge gezogen wurde, erhoben sich die Rufe: Hexe. Ketzerin, Zauberin. Ohne ihre blendend weiße Rüstung sah sie klein und Mitleid erregend schwach aus. Die Menge wogte zurück, um sie durchzulassen, und viele versuchten, sie zu berühren. Zur Stunde ihres Todes war sie keine Kriegerin, sondern ein Kind, aber eins, das verstand, dass es nun sterben musste.
    Innerlich schrie ich zu Gott und fragte ihn, wie er so etwas zulassen konnte. Dieser Schatz, diese Macht hinter unserer Vereinigung, sollte nun auf Befehl Seiner Diener und in Seinem Namen hingerichtet werden. Ich wollte laut herausschreien, dass wir die Beste von uns töteten, nur um es Männern, denen sie die Haut gerettet hatte, zu ermöglichen, als unangreifbar stark und weise zu erscheinen.
    Aber Gott zeigte sich an diesem Tag – als die Flammen ihre Kleider erfassten, als ihr Fleisch sich schwärzte und brutzelte und platzte, als ihre Augen sich schlossen und der Mund sich vor Schmerzen verkrampfte, da schickte Er eine weiße Taube, um ihren Platz an dem Brandpfahl einzunehmen. Sie flog auf aus den Flammen und stieg hinein in den Himmel, und ihre Flügel schlugen wild über dem leeren Gerüst.
    Erst sehr viel später fanden Seine Eminenz und ich die Worte, um über das zu sprechen, was wir beide gesehen hatten und kaum zu glauben wagten.
    Die Menge, die sich jetzt im Hof unter mir drängte, war zwar kleiner als damals, wirkte aber, mit dem Schreien und Weinen an allen Ecken und Enden, ganz ähnlich. Die Macht Gottes und sein Einfluss waren dort unten nirgendwo zu erkennen. Vielleicht flehten sie Ihn an, er möge das Schauspiel von Milords Martyrium weitergehen lassen, nur noch ein wenig länger, und er war zornig auf sie wegen dieses bedauerlichen Wunsches. Dennoch sollte er ihnen gewährt werden.
     
    Seine Bitten,

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