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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Ich entschuldige mich, dass ich alte Wunden noch einmal aufreiße, und ich hoffe, Sie verstehen, dass dies nur zum Besten des Falles dient.«
    »Nun, das verstehe ich schon«, sagte Mrs. Wilder. »Und ich danke Ihnen für Ihr Bedauern. Aber denken Sie sich nichts – die Wunde ist noch nicht verheilt, Sie können sie also gar nicht neu aufreißen. Sie hat sich nie geschlossen, zumindest bei mir nicht. Larrys Vater ist inzwischen so weit aufzugeben, einfach anzunehmen, dass Larry irgendwo tot liegt und wir ihn nie finden. Aber ich bin noch nicht an diesem Punkt angelangt.«
    Larrys Vater hatte wahrscheinlich Recht, aber es ist grausam, einem Menschen die Hoffnung zu nehmen, wenn er sonst nichts mehr hat. Es war leider nur allzu typisch, dass ein Ehepaar nach dem Verschwinden eines Kindes Schwierigkeiten durchmachen muss. Es gibt immer Schuldzuweisungen auf der einen oder der anderen Seite, auch wenn diese nie offen ausgesprochen werden.
    »Mrs. Wilder, ich würde Sie gerne zu Hause besuchen, wenn das keine zu große Belästigung für Sie ist.«
    Ich sollte sie am folgenden Tag besuchen. Mit der Familie McKenzie konnte ich eine ähnliche Vereinbarung treffen, Jareds Mutter war allerdings viel weniger höflich. Sie schien es für schrecklich unpassend zu halten, dass Donnolly aus lauter Frustration tot umgefallen war, und zu denken, dass es ihm irgendwie recht geschehen sei und er um ihretwillen Himmel und Hölle hätte in Bewegung setzen müssen. Ich gebe zu, dass einige von uns Eigentumsdelikte als »unlösbar« klassifizieren, nur um sie loszuwerden, aber Terry riss sich immer den Arsch auf, vor allem, wenn es um Kinder ging. Sein Stress war selbst gemacht. Und am Ende bezahlte er dafür.
     
    Ich stellte einige diskrete Nachforschungen in anderen Abteilungen an und bat um Zusammenfassungen stockender Fälle, bei denen es um verschwundene Kinder ging. Dann kopierte ich Terry Donnollys sämtliche Befragungsprotokolle und steckte sie in einen Ordner. Evan wartete am Bordstein, als ich ihn abholte. Jeff Samuels, sein bester Freund und Schatten, stand neben ihm.
    Er warf seinen Schulranzen und die Sporttasche auf die Ladefläche des Transporters und setzte sich dann vorne neben mich, nichts als Beine und Arme und glatte, strohblonde Haare. Wie sein Vater.
    »War das Training heute früher aus?«
    »Nein. Du bist zu spät dran.«
    Ich schaute auf die Uhr. Er hatte Recht. »Tut mir Leid, Evan, ich schätze, ich brauche mal wieder eine neue Batterie.«
    Ich beugte mich zu ihm und hoffte gegen besseres Wissen, dass er seine Pubertät einen Augenblick vergessen und mir einen Kuss auf die Wange drücken würde. Er verdrehte zwar die Augen, tat es aber.
    »Also komm, das war doch nicht so schlimm, oder? Alte Damen macht es glücklich, ab und zu einen Kuss zu bekommen.«
    »Mom, lass das … du bist ja nicht wirklich alt.«
    Ich hätte auch ohne die Betonung auf dem wirklich ganz gut leben können.
    »Was gibt’s zum Abendessen?«
    »Keine Ahnung. Das überlege ich mir, wenn wir nach Hause kommen.«
    »Kann Jeff bleiben?«
    »Natürlich. Du magst doch ein Geheimgericht, oder, Jeff?«
    »Ja, Mrs. Dunbar.«
    Frannie und Julia waren in der Tanzschule, wohin Kevin Julia gebracht hatte, so dass ich sie nicht bei ihm zu Hause abholen musste. Inzwischen würde eine Frau bei ihm sein, eine aus der endlosen Schlange, die er offensichtlich unterhielt. Mir war es egal, dass er seine Frauen ständig wechselte, aber ich wollte nicht, dass die Kinder es mitbekamen. Bis jetzt hatte er sich sehr anständig verhalten, zumindest in dieser Hinsicht.
    Ich weiß nicht, ob Frannie meiner Mutter noch ähnlicher sehen könnte, als sie es tut; bei Julia dagegen war überhaupt keine Familienähnlichkeit erkennbar. Beide beugten sich unaufgefordert über die Rückenlehne und küssten mich, bevor sie sich auf die Rückbank setzten und sich anschnallten. Ich grinste ihren Bruder triumphierend an.
    »Sie sind Mädchen«, protestierte er. »Die müssen ihre Mutter küssen.«
    »Was gibt’s zum Abendessen?«, fragte Frannie.
    »Ja, was?«, stimmte ihre Schwester mit ein.
    »Was Jeff will.«
    Sofort bestürmten sie ihn mit Vorschlägen. Ich ließ mich schließlich überreden zu Spaghetti mit Tomatensoße und grünen Bohnen, beides aus der Dose, das klassische Vier-Geräte-Gericht: Dosenöffner, Mikrowelle, Abfalleimer und Geschirrspüler. Jeff ging dann zurück in die Wohnung seiner Eltern im selben Block, und wir anderen machten unsere Hausarbeiten am

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