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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Sie mir, was ich tun soll.«
    Es war, als hätte er nur auf dieses Stichwort gewartet. »Na ja, vielleicht habe ich etwas für Sie, das Ihnen einen Anstoß gibt.« Er drehte sich mit seinem Stuhl, nahm einen Pappkarton von dem Tisch hinter seinem Schreibtisch, drehte sich wieder zurück und stellte den Karton vor mich hin. Auf der mir zugewandten Seite des Kartons stand der Name Donnolly.
    Die Dudelsäcke bei seiner Beerdigung dröhnten mir noch immer im Kopf. »O Gott.«
    In den letzten Wochen seines Lebens, bevor sein Herz platzte, wirkte Terry Donnolly gestresst und besorgt und gelegentlich deprimiert; er redete unaufhörlich davon, alles hinzuschmeißen. Ich ertrage diese Mistkerle einfach nicht mehr war alles, was er sagte, wenn einer von uns ihn fragte, warum.
    »Seine letzten zwei Fälle. Die stagnieren im Augenblick. Ich habe sie mir heute Nachmittag, als Sie unterwegs waren, noch einmal angesehen. Die Sache, die mich auf Sie brachte – und die ihn so frustrierte –, ist die, dass in beiden Fällen der erste Verdächtige ein Vertrauter war, und zwar ausgehend von scheinbar vernünftigen Aussagen von Augenzeugen. Wie in Ihrem Fall jetzt. Aber die anderen Indizien standen in direktem Widerspruch zu den Aussagen der Zeugen, und Donnolly kam ziemlich schnell zu dem Schluss, dass diese Vertrauten nichts damit zu tun hatten. Er wusste nicht, wie er in den beiden Fällen weitermachen sollte. Ein Elternteil – über seinen Tod informiert – ruft immer wieder an und verlangt, dass der Fall einem anderen Detective zugeteilt wird.«
    Ich legte die Hand auf den Karton. Pandora, Pandora, Pandora, schrie er, mach mich auf, mach mich auf. Fred schien es nicht zu hören. Der Karton wurde heiß unter meiner Hand, als hätte meine Berührung eine chemische Reaktion ausgelöst. Ich zog die Hand weg.
    Fred sah es und runzelte die Stirn. »Ich habe all das Zeug zusammenstellen lassen, weil ich dachte, es könnte Ihnen weiterhelfen. Also sollten Sie es sich besser anschauen.«
    Was bedeutete, dass die Fälle neu zugeteilt worden waren.
    Unsere Abteilung ist ziemlich groß. Ich habe genug Schwierigkeiten, bei meinen eigenen Fällen auf dem Laufenden zu bleiben, geschweige denn bei denen der anderen. Und ich wusste, dass Donnolly zwei Vermisste hatte, aber die Details waren mir völlig fremd. Die Akten waren ziemlich umfangreich, dem Gewicht des Kartons nach zu urteilen. In meiner unteren Schublade lagen zwei Faltordner von früheren Fällen, die beide solide gelöst waren und ein gutes Karma hatten; wenn ich Donnollys Fälle in diese Ordner steckte, würde vielleicht ein wenig von dem Glück abfärben und etwas Schwung in die ganze Sache bringen.
    Die Namen der Opfer standen dick auf der Vorderseite und dem Rücken von Connollys dicken Ordnern. Es war mittlerweile zu spät, um sich wirklich in sie zu vertiefen, aber ich las genug von jedem, um einen ungefähren Eindruck des Vorgefallenen zu bekommen. Im ersten Fall ging es um das Verschwinden von Lawrence Wilder, männlicher Weißer, dreizehn Jahre alt, einsachtundfünfzig groß, zierliche Statur. Hellbraune, fast blonde Haare, blaue Augen, viele Sommersprossen. Wurde das letzte Mal vor ungefähr einem Jahr gesehen, als er in das Fahrzeug des Bruders seiner Mutter einstieg, das, nach Angaben von drei Zeugen in einem Straßencafé, angeblich auch von diesem gefahren wurde. Das Problem war nur, der Onkel hatte ein unwiderlegbares Alibi – er war Feuerwehrmann und zu der Zeit im Dienst, bestätigt von Stechkarte, Kollegen und so weiter. Es gab keine wirklichen materiellen Beweise, außer einigen winzigen Spuren im Auto des Onkels, in dem wir Fasern von Kleidung gefunden hatten, die nachweislich Larry gehörte. Aber das hatte nichts zu bedeuten – der Junge hatte Dutzende Male in diesem Auto gesessen. Da die Familie des Jungen den Onkel für unschuldig hielt, hatte sie eine Belohnung für Informationen, die zu seinem Wiederfinden führten, ausgesetzt. Tausende Anrufer hatten sich gemeldet – wie immer, wenn es Geld zu holen gibt –, aber daraus hatten sich keine wirklich brauchbaren Spuren entwickelt.
    Der Großteil des Papiers schien das Resultat von Donnollys Gesprächen mit den Zeugen, mit Familie und Freunden, Schulkameraden, Lehrern, Trainern, zu sein – er hatte nichts ausgelassen. Einige der Leute waren mehrmals befragt worden, vielleicht zur Klärung, vielleicht aber auch, weil Donnolly weiter an den Fällen arbeiten wollte. Das machen wir alle, wenn wir nicht wissen,

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