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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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verknackt wurde. Aber die Sache jetzt habe ich nicht getan. Da draußen läuft ein Perverser herum, den Sie nicht kriegen werden, weil Sie unbedingt wollen, dass ich es bin, und weil Sie alles dafür tun, damit man es mir anhängt. Und so wird ein anderer kleiner Junge leiden müssen, weil Sie den Falschen haben.«
    Er hatte kein Alibi, weil er zu der Zeit, als die Entführung angeblich stattfand, seine Freundin – die Mutter des vermissten Jungen – mit der Frau seines Bruders betrog.
    »He, was zum Teufel soll ich denn jetzt tun? Ich liebe meinen Bruder. Ich will nicht, dass seine Kinder wegen dieser Scheiße leiden müssen. Könnte ja sein, dass er sie verlässt, wenn er herausfindet, dass ich sie gebumst habe. Dafür will ich nicht verantwortlich sein. Auf keinen Fall. Lieber gehe ich in den Knast.«
    Ehre unter Dieben, oder so etwas Ähnliches – Ehre unter Ehebrechern vielleicht. Aber auch das war eine Ausrede, die schon oft benutzt worden war – ich habe ein tolles Alibi, aber ich kann es nicht benutzen, weil jemand verletzt oder kompromittiert werden könnte –, und deshalb leicht abzutun. Normalerweise gähnen und lachen wir, wenn wir sie hören.
    Aber Spence lachte damals nicht.
    »Ich weiß auch nicht, Lany, aber irgendwas stimmte da nicht. Das ist nicht der Kerl für ein solches Verbrechen. Ist einfach nicht sein Stil. Er ist ein schlimmer Finger, aber kein Perverser.«
    Mit dem Versprechen der Vertraulichkeit brachte Spence die Frau des Bruders dazu, die Geschichte zu bestätigen. Sie war aber nicht bereit, vor Gericht für ihren Schwager auszusagen und gestattete uns auch nicht, mit ihrem Gatten darüber zu sprechen. So viel zu ehelicher Treue.
    Spence gab mir das Fax zurück. »Lass uns mal frische Luft schnappen«, sagte er.
     
    Das Bezirksgefängnis, das Los Angeles County Correctional Institution, befindet sich in Lancaster, eine Fahrt von etwa eineinhalb Stunden durch das Vorgebirge. Ungefähr sechzig Meilen, aber die Hälfte der Zeit braucht man für die ersten zehn Meilen. Die zweite Hälfte der Fahrt war ziemlich malerisch, aber zuerst mussten wir durch einen Wald aus Reklametafeln hindurch. Manchmal denke ich, Los Angeles ist ein Reklametafel-Museum mit wechselnden Ausstellungsstücken. Kaum hat man sich an das letzte, riesige, abscheuliche Plakat gewöhnt, hängt ein neues an seinem Platz.
    Spence fuhr einen zivilen Einsatzwagen, ich saß auf dem Beifahrersitz. Das Funkgerät lief, und ich versuchte, das verzerrte Geplapper zu verstehen. Ich war völlig auf die krächzenden Meldungen konzentriert, als mir ein neues Plakat ins Auge stach. Ein schwarzer Hintergrund und ein kurzes silbernes Schwert mit juwelenbesetztem Heft waren die wichtigsten Gestaltungselemente. In pseudomittelalterlicher Schrift prangte darauf der Satz: Sie essen dort kleine Kinder. Eine rote Flüssigkeit – wahrscheinlich einige Liter Kunstblut – tropfte von dem Schriftzug.
    »Schau dir das an«, sagte ich zu Spence. »Verdammt. Jetzt gibt es sogar schon Spezialeffekte für Plakate.«
    Spence spähte hinter dem Lenkrad hervor. »O ja, das habe ich vor ein paar Tagen schon mal gesehen. Genau das, was wir brauchen, noch so ’nen perversen Film, den dann irgendwelche Trittbrettfahrer in ihrer Freizeit nachspielen.«
    Ich gebe es nur ungern zu, aber so etwas hat mich schon immer fasziniert. Es gab eine Zeit, bevor es Mode wurde, die in solchen Filmen dargestellten Verbrechen nachzuahmen, da war ich wirklich eine Art Horror-Fan. Ich kann nicht erklären, warum ich mir gern Schauer über den Rücken jagen lasse, aber so ist es. Ich nahm den Blick nicht von dem Plakat, während wir durch den nachmittäglichen Verkehr fuhren, der so dicht war, dass ich es mir wirklich gründlich anschauen konnte.
    »Das rote Zeug tropft anscheinend aus einem Schlauch in einen Eimer oder so was dort unten, wo die Strahler befestigt sind. Wird wohl auch ’ne Pumpe geben, die das Zeug wieder hochschickt.«
    Spence schüttelte nur den Kopf und seufzte.
    Unsere Waffen mussten wir bei einem Posten am Gefängnistor abgeben; ich tue das nicht gerne, vor allem nicht, wenn ich in ein Gebäude gehe, von dem ich weiß, dass es voller Krimineller ist. Das Ding wiegt an meiner Hüfte eine Tonne, aber es ist eine gewisse Beruhigung, es dort zu wissen, wenn die Hand durch die Gitterstäbe schnellt und einen am Nacken packt.
    Garamond erwartete uns in einer abgeteilten Besuchskabine und nicht in einem dieser Hochsicherheitskäfige mit Glastrennwand, in

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