Die Schrift in Flammen
werde den Genossenschaftsraum bilden, die Kammer dort könne als Kasse dienen; der große Raum, wo sich jetzt die Werkstatt befinde, eigne sich als Lesesaal für den Landwirteverein, wo sich im Winter auch Vorträge halten ließen; in den Zimmern des Tischlers schließlich wäre die Wohnung des Verwalters, der zugleich als Gärtner dienen und das ganze Haus in Ordnung halten würde.
Sie erreichten den Garten. Einige magere Akazienbäume wuchsen hier ringsum und weiter vorne ein alter Fliederbusch. An einem morastigen Hang sickerte Wasser, ein Rinnsal führte zwischen vertrockneten, lehmigen Klumpen und einigen schwankenden Schilfrohren herunter. Unten lag die Erde auf den Seiten in aufgetürmten Häufchen, aus denen man Kartoffeln herausgeholt hatte und die hier und dort noch ein schmelzender Schneefleck bedeckte. Nur dies sowie die aufragenden Maisstengel am anderen Ende zeugten davon, dass man den Garten teilweise bebaute.
»Hier gibt es, wie ich sehe, eine Quelle, nicht wahr?«, fragte Abády.
»Allerdings. Schlimm genug!«, erwiderte der Tischler. »Das Quellwasser, sagt man, war früher gefasst, aber die Vorrichtung ging kaputt, und der Garten ist jetzt deshalb so feucht, dass in der Mitte alles verdirbt.«
»Ja, warum halten Sie die Dinge nicht in Ordnung?«, replizierte Bálint. Zu seiner Umgebung gewandt, erklärte er, wie willkommen diese Quelle dereinst für das Mustergut sein werde; man brauche nur einen Graben anzulegen, in einer Zickzacklinie von oben nach unten, bei den Kehren Sammelbecken für das Wasser herauszubilden, und schon könne man den ganzen Garten bewässern, so wie das die Bulgaren tun. Ein richtiger Segen sei das Wasser auf der Siebenbürger Heide.
Seine Begleiter stimmten ihm eifrig bei. Ausgezeichnet, ja, so würden sie es ausführen. Man fand jeden Plan des Herrn Grafen und Abgeordneten richtig und großartig. Alles werde nach seinen Vorschlägen geschehen. Freilich werde das mit Kosten einhergehen. Einige Reparaturen brauche es auch beim Haus. Wer dafür wohl aufkomme? Denn so könne man nicht einziehen.
»Wenn die Genossenschaft und der Landwirteverein eine Miete entrichten, dann wird, versteht sich, meine Mutter alles instand setzen lassen. Ich hoffe aber, dass sie das Haus als Dienst an der Gemeinschaft unentgeltlich überlässt, und in diesem Fall werden natürlich Genossenschaft und Landwirteverein für ihren jeweiligen Teil sorgen. Die Kosten, die dabei anfallen, sind niedrig, man braucht ja nur ein wenig Maurerarbeit, und Gräben sind zu ziehen. Wenn man aber den Garten ordentlich unterhält, dann wird er alles reichlich einbringen.«
»Oh ja, natürlich, oh freilich!«, wiederholten seine Zuhörer. »Das fällt gar nicht mehr ins Gewicht. Das lassen wir machen.«
Auf dem Hauptplatz verabschiedeten sie sich, und jedermann kehrte heim, zum Mittagessen.
Bálint aß in der »Große Gaststätte« genannten Schenke. Nach dem bewegten Vormittag tat es wohl, allein zu bleiben. Beim schwarzen Kaffee gesellte sich der Wirt zu ihm, stellte sich in höflich gebührender Entfernung einen Stuhl hin, setzte sich und begann eine Unterhaltung.
Zum Auftakt machte er Komplimente, er sagte lauter schmeichelhafte Dinge: Wie großartig die Pläne des Herrn Grafen seien! Welche Großmut, dass sie das Herrenhaus unentgeltlich bekämen! Wie gut es in Lélbánya allen tue, dass ihr Abgeordneter sich mit ihnen so liebevoll befasse. An derartiges hätten sie sich bisher nicht gewöhnen dürfen, darum sei die ganze Stadt so dankbar. Hernach begann er vorsichtig, sich zu erkundigen, und dabei flocht er auch Erläuterungen ein. Dieser Landwirteverein, nicht wahr, der sei nur für die Bauern gedacht und nicht auch für die städtischen Herren? Und nicht wahr, es gäbe dort keinen Getränkeausschank? Das wäre ja nicht gut, wenn man dort alkoholische Getränke bekäme, es wäre ungut, »denn, bitte sehr, die Intelligenz trinkt hier, bei mir«, und für das Volk eigne sich das nicht. »Ich weiß das, denn die Leute kommen zu mir, in meine Schenke, hier habe ich ein Auge auf sie und sehe zu, dass sie sich nicht betrinken.«
Er sah Abády erwartungsvoll an. Dieser beruhigte ihn. Nein, dort werde es keinerlei Getränke geben und auch kein Kartenspiel. Er wolle nicht, dass es dort zur Kneiperei komme, man solle vielmehr Zeitungen und Bücher lesen. Im Winter könnte es dort Vorlesungen geben, landwirtschaftlichen und genossenschaftlichen Unterricht. Er werde reisende Lehrer herschicken. Brauche es auch
Weitere Kostenlose Bücher