Die Schrift in Flammen
hatten. Lediglich zwei bis drei jüngere Landwirte begleiteten sie in einiger Entfernung. Sie spazierten auf dem holprigen Weg zum oberen Ende der Ortschaft. Das Herrenhaus stand auf einem Hügel, der einem Brotlaib glich; eine Bocksdornhecke begrenzte das Grundstück. Es war ein starker, aus Stein erstellter Doppeldachbau mit einem einwärts zurückversetzten, von zwei runden Holzpfeilern gestützten Flur. Im Inneren folgte ein langgezogener Raum, einst als Esszimmer vorgesehen; jetzt diente er als Tischlerwerkstatt. Hier traten sie ein. Der angenehme Geruch frischer Holzspäne empfing sie. Die Hobelbank befand sich vor den Fenstern auf der anderen Seite, linker Hand stapelten sich lange Tannenbretter; einzig vor die Tür, die ins nächste Zimmer führte, hatte man einige Leisten quergestellt. Dort wohnte nämlich der andere Mieter, der Pelzschneider, der sollte hier nicht ein- und ausgehen, er hatte hier nichts zu suchen.
Sie fanden in der Werkstatt nur ein drei- bis vierjähriges Bübchen vor. Es saß, einzig mit einem Hemd bekleidet, auf dem von Sägemehl bedeckten Boden und knabberte an einem Apfel. Es wunderte sich gewaltig, als es die schwarz gekleideten Fremden sah. Anfänglich bestaunte es sie nur, seine Augen rundeten sich, doch dann warf es den Apfel weg, rollte sich herum und kam auf die Füße zu stehen; nun lief es zur Tür rechts. Erst als diese nicht nachgab, obwohl es sich mit beiden Händen an die Türfalle hängte, erst da begann es zu heulen. Nun öffnete sich die Tür, und eine schwangere Frau stand auf der Schwelle. Das erschreckte Kind bohrte sich in ihren Rock und hörte auf zu weinen. Die Frau erblickte die Ankömmlinge. Mit einer Hand zog sie den Kopf des Bübchens eng zu sich, zwischen die Beine, sie machte einen Schritt zurück und sprach nach hinten: »János, komm heraus, irgendwelche Herren sind da!«
Der Mann spähte aus der Tür, doch als er Abády und seine Begleiter erkannte, murmelte er etwas und verschwand wieder. Hemdsärmelig, wollte er anstandshalber eine Jacke überziehen. Erst nachdem er sie angelegt hatte, zeigte er sich und begrüßte die Besucher.
»Was steht zu Diensten?«
»Wir wollen prüfen, in welchem Zustand sich das Haus befindet, und alles besichtigen«, sagte Bálint.
Der Tischler begann gleich zu klagen.
»Der Zustand, allerdings, ist sehr schlecht, bitte sehr. Der Verputz fällt herab, die Hausecke drüben hat sich verschoben, die Wand darüber hat einen Riss bekommen; dieser innere Raum rechts ist so feucht, dass drinnen alles verschimmelt, und einer der Balken, bitte sehr, sieht auch verdächtig aus.«
So zählte der Tischler seine Klagen auf, denn er hoffte, einen Mietzinserlass zu bekommen.
Sie besichtigten die – sehr unordentliche – Wohnung, und dann gingen sie hinüber zum Schneider. Auch da herrschte keine bessere Ordnung, hier und dort gab es auch da zerbrochene und mit Papier zugeklebte Fensterscheiben. Sie traten dann wieder ins Freie und umrundeten das Haus. In der Tat: Ein dünner Riss zog sich auf der Innenseite durch eine Mauer, weil ein Eckstein verrutscht war. Jauche, die vom Schweinestall her vorbeifloss, hatte den Boden darunter ausgehöhlt. Ein Ferkel aus dem letztjährigen zweiten Wurf lehnte sich gegen den Stein und rieb sich daran genussvoll den Rücken. Es rührte sich mit solchem Schwung, dass man hätte meinen können, diese Schweineübung habe den Eckstein versetzt. Der Schneider und der Tischler mitsamt ihrem Anhang folgten jedem Schritt der Herren, sie umstellten Abády überall und trachteten mit ihren dicht gesäten Klagen danach, seine Aufmerksamkeit vom Schmutz und Abfall im Hof abzulenken. Der kleine Sohn des Tischlers trieb sich auch ständig dort herum. Er tauchte, wo sie auch stehen blieben, immer vor Bálint auf. Seine Mutter ermahnte ihn vergeblich: »Geh da weg, Pisti, sonst kriegst du eins von deinem Vater!« Er hörte nichts, sondern gaffte nur auf das Gesicht des Fremden, während er ausdauernd in der Nase bohrte; vielleicht war es der so in Stellung gebrachte Zeigefinger, der seinen zurückgelehnten Kopf stützte. Die wenigen Landwirte, die sie nach der Versammlung begleitet hatten, kamen nach. Sie vermischten sich nicht mit ihrer Gruppe, sondern folgten ihr stumm im Abstand von einigen Schritten. Sie spitzten gewiss die Ohren, obwohl sie so taten, als achteten sie auf nichts. Während der Besichtigung erläuterte Bálint seinen Plan, wie er sich allmählich herausbildete. Die Wohnung des Pelzschneiders
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