Die Schrift in Flammen
ein wenig Zerstreuung, dann lasse sich im Garten eine Kegelbahn einrichten, dort könne man sich sonntags amüsieren.
»Kegeln?«, fuhr der Wirt auf. »Nein, das nicht, das taugt nichts, bitte nicht.«
»Warum nicht?«
Der Wirt, offensichtlich bemüht, Gründe zu finden, redete ein wenig um den heißen Brei herum. »Weil, bitte … weil … weil man, bitte, beim Kegeln einander immer in die Haare gerät … Damit gibt es große Sorgen … Manchmal ohrfeigen sie sich auch, ich weiß das, denn man spielt jetzt bei mir. Der Herr Apotheker und ich, wir haben die Bahn gemeinsam gebaut, denn das Ende reicht auf sein Grundstück hinüber. Oh, hätten wir es doch nicht getan! Man bereitet uns so viele Unannehmlichkeiten! Doch jetzt ist die Bahn nun einmal da, wir haben eine Unmenge Geld hineingesteckt, jetzt müssen wir schon weitermachen, und ich halte unter den Leuten Ordnung, denn ich habe Autorität, aber wenn sie anderswo kegeln sollten … das gäbe ein Unglück!«
Bálint verstand die sorgenvollen Worte des Wirts und seinen flehentlichen Blick. Er hatte nicht die Absicht, irgendjemandem zu schaden. Folglich gab er eine beruhigende Antwort: »So? Das wusste ich nicht. Nun, wir werden es uns überlegen. Im Übrigen steht es noch nicht einmal fest, ob dort oben genug ebene Fläche ist, ob eine Kegelbahn Platz finden würde.«
Die Mitteilung bereitete dem Wirt Freude, und mit einem Schwall von Worten erklärte er sich bereit, hinaufzugehen, den Platz in allen Richtungen zu vermessen und Meldung zu erstatten, ob es möglich oder nicht möglich sei, dort eine Kegelbahn anzulegen. Es schien aber, dass er sich mit Bálints Bescheid nicht zufriedengab, denn kaum hatte dieser den Speisesaal verlassen, eilte er gleich zum Apotheker hinüber.
»Man müsste diese ganze Landwirteverein-Sache verhindern …«, begann er das Gespräch, nachdem sie sich zu zweit zusammengesetzt hatten, um die drohende Gefahr abzuhandeln. Nahe beisammen saßen sie in einer kleinen Kammer, in welcher der Apotheker die giftigen Stoffe aufbewahrte sowie den selber angebauten Tabak, den man vor den Finanzbeamten versteckt halten musste.
Bálint machte sich auf den Weg zum Notar. Er hatte mit ihm am Vormittag abgemacht, dass sie nach dem Mittagessen alle Einzelheiten besprechen würden. Der Notar, Dániel Kovács, hatte den Vorschlag gemacht und ermunternd gesagt: »Geruhen nur, hernach mir alles zu überlassen!«
Das Büro befand sich im Gemeindehaus, im Erdgeschoss. Der Notar war schon geraume Zeit am Tisch an der Wand gesessen; Akten stapelten sich hoch auf beiden Seiten, er selber dazwischen führte die Feder.
Er nahm vom Haufen rechts immer wieder eine Akte herunter, trug die Notiz über die Erledigung ein und legte sie dann links zuoberst ab; zuvor allerdings notierte er Nummer und Datum im Registerbuch, das er geöffnet und an die Wand gelehnt vor sich hielt.
»Péter András Nagy und Frau Salamon Szász, geborene Ilona Nagy, sowie Vasili Nag alui Petre werden in Beantwortung ihres Gesuchs um Beendigung ihrer Gütergemeinschaft aufgrund des Beschlusses Nr. 16.273/1904 benachrichtigt …«
Er schrieb ebendies, als Abády eintrat. Er hatte sich in seinen Aktenkolonnen dermaßen vergraben, dass er ihn spät bemerkte; dann allerdings erhob er sich sogleich, schob sich die Brille auf die Stirn, zog die Ärmelschoner von den Ellbogen und bot dem Besucher einen Stuhl an. Sie begannen die Angelegenheiten des Tages abzuhandeln.
»Verfügen Sie in allem über mich, Herr Graf«, sagte der Notar, »ich halte Ihre Pläne für sehr begrüßenswert. Ich habe seinerzeit als Hilfsnotar im Széklerland selber in einer Genossenschaft gearbeitet, und darum kann ich die Großherzigkeit sehr schätzen, mit der Sie dem Volk da helfen wollen.«
Abády antwortete mit einigen nichtssagenden Worten. Er hatte einen interessanten Kopf, dieser Notar. Es war ein sehr magerer Mann von mittlerem Wuchs, doch bei seiner Magerkeit schien er größer. Obwohl er kaum vierzig Jahre zählen mochte, war er schon kahlköpfig. Unter den dichten Brauen blickten kluge braune Augen mit viel Güte in die Welt, und dies wurde nicht widerlegt durch den leicht müden und leicht bitteren Zug, der in sein Gesicht zwei tiefe, auf beiden Seiten von der Augenhöhle bis unter den Schnurrbart reichende Gräben gekerbt hatte. Viel Kummer, die Arbeit vieler Jahre mussten seine Stirn zerfurcht haben. Trotzdem machte er einen wachen und dienstbereiten Eindruck.
»Die Bauersleute begreifen es
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