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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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von Legions Grundstück und wollte gerade nach New Iberia zurückfahren, als er wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten wurde. Wegen Verdachts auf Autodiebstahl saß Baby Huey bis Montagmorgen im Gefängnis. Bevor er wieder freikam, ließ ich ihn von einem Deputy in mein Büro bringen.
    »Wollten Sie Joe das Auto zurückbringen?«, fragte ich.
    »Ja, Sir.«
    »Das begreife ich nicht. Seine Männer haben Sie mit einem Elektroschocker traktiert.«
    »Mr. Joe hat seinen 38er weggeworfen und sich hingekniet, um mir das Leben zu retten. Dabei kennt er mich nicht mal.«
    Der Stuhl, auf dem er saß, ächzte unter der Last. Seine Haut war so schwarz, dass sie lila schimmerte. Er blickte aus dem Fenster auf einen Güterzug, der am Bahnübergang vorbeiratterte.
    »Auf Wiedersehen, Huey«, sagte ich.
    »Kann ich gehen?«
    »Warum sind Sie überhaupt Zuhälter geworden?«
    Er zuckte die Achseln. »Jetzt bin ich keiner. Kann ich gehen?«
    »Na klar«, sagte ich. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, verschränkte die Finger hinter dem Kopf und wunderte mich über die Widersprüche und Unwägbarkeiten, die bereits in der Erde enthalten gewesen sein mussten, als Gott eine Hand voll davon genommen und nach seinem Bild geformt hatte.
    Zwanzig Minuten später klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch.
    »Der Junge, dieser Marvin Soundso, hat heute Morgen auf dem Motelgelände Bibelbroschüren verteilt. Aber deswegen war er nicht hier. Er ist scharf auf Zerelda. Ich will, dass er aufgegriffen wird. Außerdem ist er besoffen«, sagte der Anrufer.
    »Joe?«
    »Haben Sie gedacht, es war der Papst?«
    »Marvin Oates ist betrunken?«
    »Er sieht aus, als war er unter einen Zug geraten. Er riecht nach Kotze. Vielleicht ist er grade von der Baptistenkirche gekommen«, sagte Joe.
    »Mal sehen, was ich tun kann. Baby Huey Lagneaux hat gerade mein Büro verlassen. Er hat mir von Ihrem Zusammenstoß mit Legion Guidry berichtet.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich habe immer gesagt, dass Sie ein ganzer Kerl sind.«
    »Sie können mich kreuzweise«, sagte er und legte auf.
    Ich sagte Wally, unserem Mann in der Telefonzentrale, dass er Marvin Oates auf dem Motelgelände aufgreifen lassen sollte.
    Später ging ich zum Mittagessen in die Innenstadt. Als ich in die Dienststelle zurückkehrte, fing mich Wally auf dem Flur ab. Er hatte drei rosa Nachrichtenzettel in der Hand, die er gerade in mein Postfach legen wollte.
    »Diese Frau ruft ständig an und fragt nach dir. Wie wär’s, wenn du sie mir vom Hals schaffst?«, sagte er.
    Er drückte mir die Nachrichtenzettel in die Hand. Der Telefonnummer nach zu schließen, wohnte die Anruferin im Bezirk St. Mary, aber mit dem Namen konnte ich auf Anhieb nichts anfangen.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Hillary Clinton, als Cajun verkleidet. Woher soll ich das wissen, Dave? Übrigens, Marvin Oates war nicht auf dem Motelgelände, als der Streifenwagen dort angekommen ist«, antwortete er.
    Die Frau hieß Marie Guilbeau. Ich rief sie von meinem Büro aus an. Als sie sich meldete, hatte ich sofort wieder das Gesicht der Putzfrau vor Augen, die behauptet hatte, ein Mann, der eine Gummimaske und Lederhandschuhe trug, wäre in ihr Haus eingedrungen und hätte sie belästigt.
    »Der Priester hat gesagt, ich muss Ihnen was erzählen«, sagte sie.
    »Was denn, Miss Guilbeau?«, fragte ich.
    Sie gab keine Antwort.
    »Ich bin zurzeit ziemlich eingespannt, aber wenn Sie wollen, kann ich noch mal zu Ihnen rausfahren«, sagte ich.
    »Ich putze in dem Motel draußen an der Vierspurigen«, sagte sie. »Ein nett aussehender Mann is dort abgestiegen. Ich hab ein bisschen mit ihm geflirtet. Vielleicht hab ich ihn auf falsche Gedanken gebracht«, sagte sie.
    »War es ein Weißer oder ein Schwarzer?«, fragte ich.
    »Er war weiß. Ich glaub, er hat gedacht, ich wär ’ne Prostituierte von der Fernfahrerkneipe. Ich hab ihm gesagt, er soll mich in Ruh lassen. Ich hab mich geschämt, es Ihnen zu erzählen, als Sie bei mir gewesen sind.«
    »Glauben Sie, der Mann mit der Gummimaske war der Typ aus dem Motel?«
    »Ich weiß es nicht, Sir. Ich möchte nicht mehr drüber reden«, erwiderte sie. Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Was sagt man zu den Opfern eines Sexualverbrechers.
    Antwort: Man wird den Kerl schnappen, der Ihnen das angetan hat, und ihn in ein Hochsicherheitsgefängnis stecken, aus dem er nie wieder herauskommt. Und mit etwas Glück muss er sich die Zelle mit Schwerverbrechern teilen, die

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