Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
und mit eingezogenen Schultern.
    Der Krabbenfischer, auf dessen Kinn silbergraue und schwarze Stoppeln sprossen, pfiff leise durch die Zähne. »Hey, raus mit dir, Freundchen. Oder willst du, dass ich dich rausschaffe?«, sagte er.
    Legion legte Messer und Gabel am Tellerrand ab. Er putzte sich mit einem Zahnstocher den Daumennagel, richtete sich auf, dass sich das Khakihemd über den Rücken spannte, als wäre er aus Eisen, und musterte Tee Bobby von der Seite. Dann stand er auf und ging über die knarrenden Dielen zum Tresen. Im Schein der Deckenlampen wirkten seine Hände gelb und rau, wie rohe Fassdauben.
    »Steh auf«, sagte Legion.
    »Weshalb?«, fragte Tee Bobby. Er blickte zu Legion auf und verzog das Gesicht, als stünde jemand vor ihm, den er aus seinen Träumen kannte, aber bei Tageslicht nie einzuordnen wusste.
    »Lass dich von den Männern da nicht rumkommandieren«, erwiderte Legion und zog Tee Bobby vom Barhocker. »Steh auf. Lass dir von dem weißen Pack bloß nix bieten.«
    Verdutzt schauten die Krabbenfischer zu Tee Bobby und Legion, begriffen nicht, was die beiden Männer miteinander gemein hatten, weshalb sich der hoch gewachsene Weiße so aufregte, bloß weil sie diesen Winzling, den schwarzen Musiker, angestänkert hatten.
    »Was glotzt ihr so?«, sagte Legion. »Wollt ihr mit mir rausgehn? Wie war’s mit dir, ja, dich mein ich, du Großmaul da hinten. Du hast doch gesagt, dass er gefälligst draußen essen soll.«
    »Gegen Sie haben wir gar nix«, sagte einer der Fischer.
    »Dann seid froh drum und dankt euerm Herrgott dafür«, sagte Legion.
    Rundum herrschte Schweigen, als er seine Rechnung bezahlte, zwei Fünfzig-Cent-Münzen neben seinen Teller legte und hinaus in die Dunkelheit ging, wo das Wetterleuchten am Himmel flackerte und schwere Regentropfen scheppernd auf das Blechdach des Cafés schlugen. Er hörte, wie Tee Bobby hinter ihm aus der Tür kam.
    »Sie sind derjenige, nicht wahr?«, sagte Tee Bobby.
    »Kommt drauf an, was du damit meinst«, sagte Legion.
    »Sie sind der Aufseher. Auf Poinciana Island. Der Mann namens Legion. Derjenige, der –«
    »Der was, mein Junge?«
    »Der Aufseher, der mit meiner Großmutter geschlafen hat. Ich bin Tee Bobby. Ladice Hulin is meine Großmama.«
    »Du siehst so aus wie sie. Aber du bist nicht so hübsch.«
    »Was Sie da drin gemacht ham, das war wegen dem, was auf der Plantage passiert is, nicht wahr? Ham Sie das deswegen gemacht, weil Sie mein –«
    »Was denn, mein Junge?«
    »Meine Mama war ein Mischling. Jeder auf der Plantage hat das gewusst.«
    Legion lachte vor sich hin, schüttelte eine Zigarette aus seiner Schachtel und steckte sie sich in den Mundwinkel.
    »Dein Papa hat nicht gewusst, wie man mit ’nem Gummi umgeht. Deswegen bist du da, mein Junge. Deswegen versuchen dir andere Leute ihren Scheiß unter die Nase zu reiben«, sagte er.
    Tee Bobby wischte sich einen Regentropfen aus dem Auge und starrte Legion weiter an, während sich sein purpurrotes Paillettenhemd im Wind bauschte.
    »Ich hab gesagt, dass Sie mit meiner Großmutter geschlafen ham. Das stimmt nicht. Sie ham sie vergewaltigt. Sie ham den alten Julian rumkommandiert, und Sie ham meine Großmutter vergewaltigt«, sagte er.
    »Der weiße Mann nimmt sich jemand zum Bumsen, wann immer er die Gelegenheit dazu hat. Die Niggerfrau holt dabei immer so viel raus, wie sie kriegen kann. Wer von ihnen lügt hinterher?«
    »Meine Oma lügt nie. Und Sie sollten sie lieber nicht als Nigger bezeichnen«, sagte Tee Bobby.
    Legion machte sein Feuerzeug an, schirmte die Flamme vor dem Wind ab und zog an seiner Zigarette.
    »Ich geh jetzt. Die Krabbenfischer kommen bald raus. Du solltest dich auch lieber heimschwingen«, sagte er.
    Legion klemmte sich die Zigarette in den Mund, setzte sich ans Lenkrad von Joe Zeroskis Auto und ließ den Motor an. Aber bevor er zurücksetzen und wenden konnte, hob Tee Bobby einen Betonbrocken auf, der etwa so groß wie ein Softball war, und zertrümmerte damit das Fenster auf der Fahrerseite.
    Legion bremste und stieg mit blutender Stirn aus, hatte immer noch die Zigarette im Mund.
    »Du hast Schneid«, sagte er.
    »Leck mich«, sagte Tee Bobby.
    »Frag dich mal, woher du den hast. Von den Eltern, die dich nicht gewollt ham? Sei stolz auf das Blut, das du in dir hast, mein Junge«, erwiderte Legion.
    Er setzte sich wieder in Joe Zeroskis Auto, schmiss die Zigarette durch das Loch im Fenster und fuhr davon.
    In dieser Nacht stahl Baby Huey Joe Zeroskis Auto

Weitere Kostenlose Bücher