Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Perry LaSalle, Ihre allgemeine Unzufriedenheit mit Gott und der Welt. Aber dass dieses arme Mädchen ermordet wurde, darüber haben Sie sich anscheinend nicht ein einziges Mal Gedanken gemacht.«
»Sagen Sie das nicht«, sagte er.
»Amanda Boudreau. So hieß sie. Amanda Boudreau. Das werden Sie niemals loswerden. Amanda Boudreau. Sie haben sie gekannt. Sie waren mit ihr befreundet. Sie haben gesehen, wie sie starb. Mir können Sie nichts erzählen, Tee Bobby. Sprechen Sie ihren Namen aus, schauen Sie mich an und sagen Sie mir, dass Sie in keinster Weise für ihren Tod verantwortlich sind. Sagen Sie ihren Namen, Tee Bobby. Amanda Boudreau.«
Rosebud warf sich gegen ihren Sicherheitsgurt und fing an zu jammern, schlug auf Sitzbank und Armaturenbrett ein, das Gesicht vor Angst verzerrt, die Mundwinkel voller Geifer.
»Sehn Sie, was Sie angerichtet ham? Ich hasse Sie, Sie weißes Arschloch. Ich hasse Perry LaSalle, und ich hasse jeden Tropfen weißes Blut, den ich in den Adern hab. Ich hasse euch mehr, als ihr’s euch überhaupt vorstellen könnt«, sagte Tee Bobby, hieb dann mit beiden Fäusten auf das hintere Türfenster ein, wieder und wieder, bis die Glassplitter ins Auto flogen, und schlug sich die Knöchel an den scharfen Kanten auf.
Ich starrte ihn an, begriff erst jetzt ein paar der Verstrickungen, der Irrungen und Wirrungen, die Tee Bobby Umtrieben.
»Perry sollte Sie rauspauken, aber er tut es nicht. Er wirft Sie den Löwen zum Fraß vor, nicht wahr? Perry hat auf irgendeine Weise etwas mit Amandas Tod zu tun«, sagte ich.
Aber Tee Bobby hatte sich bereits ans Lenkrad seines Autos gesetzt, die Handrücken glitschig vor Blut, und ließ den Motor an. Er trat das Gaspedal durch und raste davon, während seine Schwester wie eine Irrsinnige aus dem Fenster schrie.
25
Tags darauf, am Freitagmorgen, wachte ich in aller Frühe auf. Ich war ausgeruht und unbeschwert, über Nacht von keinerlei Träumen oder Sorgen heimgesucht worden, und in den Bäumen draußen sangen die Vögel. Am Mittwochabend war ich in Legion Guidrys Haus eingebrochen und hatte das absonderlichste Verhalten erlebt, das mir je bei einem Menschen untergekommen war – eine Begegnung mit Mächten des Bösen, wie ich meinte, die in einem Mann hausten, der kaum anders aussah als unsereins. Aber da ich ihm hatte erklären können, dass ich keinen persönlichen Rachefeldzug gegen ihn führen würde, kam ich mir trotzdem wie befreit vor, befreit von Legion Guidry und der Gewalt, die er mir angetan hatte.
Der weiße Wurm war verschwunden. Ich hatte nicht mehr das Bedürfnis, zu trinken und mich aufzuputschen.
Bootsies Leib fühlte sich unter der Zudecke warm vom Schlaf an, und der Luftzug des Fensterventilators zupfte an ihren Haaren. Ich küsste ihren Nacken und fing an, das Frühstück zuzubereiten, bemerkte dann einen ungeöffneten Brief vom Reed College, der unter dem Toaster lag, den gleichen Umschlag, den ich zwei Tage zuvor auf der Couch gesehen hatte. Er war an Alafair adressiert, und da sie ihn nicht geöffnet hatte, glaubte ich zu wissen, was er enthielt. Seit ich mit ihr eine Rucksacktour durch die Schluchten des Columbia River unternommen hatte, sehnte sie sich danach, an die Küste von Oregon zurückzukehren und am Reed College Englisch und Literatur zu studieren. Sie hatte sich um ein Stipendium beworben, doch dann war ihr klar geworden, dass es uns trotzdem etliche tausend Dollar mehr kosten würde als ein Studium an der University of Louisiana in Lafayette.
Ich schlitzte den Umschlag auf und las das Glückwunschschreiben, in dem man ihr mitteilte, dass ihr im ersten Jahr ein Großteil der Studiengebühren erlassen wurde. Ich ging ins Wohnzimmer und schrieb einen Scheck über zweitausend Dollar aus, der die Einschreibungsgebühr und die Kosten für die Unterkunft während des ersten Semesters deckte, legte einen frankierten Umschlag für das Antwortschreiben bei und lief hinunter zur Straße, steckte ihn in den Briefkasten und klappte die rote Flagge für den Postboten hoch.
Als ich wieder hineinkam, saß Alafair am Küchentisch und trank Kaffee. Sie hatte Make-up aufgelegt und trug ein taubenblaues Kleid und Ohrringe. Durch das Fliegengitter der Hintertür sah ich Tripod mit taufeuchtem Schwanz auf der Treppe hocken und aus einem Napf fressen.
»Wo willst du hin?«, fragte ich.
»Rüber nach Lafayette. Ich will mich an der UL einschreiben, damit die Sache ins Laufen kommt«, erwiderte sie.
»Schon irgendwas vom Reed
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