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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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gehört?«
    »Nichts Näheres. Ich hab mich sowieso dagegen entschieden. Ich kann hier genauso viel lernen wie da drüben.«
    »Hübsch siehst du aus, Alafair. Wenn ich groß bin, werde ich dich heiraten«, sagte ich.
    »Danke, danke, danke«, sagte sie.
    »Du gehst aufs Reed.«
    »Nein, das war keine gute Idee. Ich hab nicht nachgedacht.«
    »Die Sache ist schon erledigt. Dir ist ein Stipendium gewährt worden. Ich habe ihnen einen Scheck für die weiteren Unkosten geschickt.«
    Ihre Augen waren dunkelbraun, die Haare spielten wie schwarzes Wasser um ihre Wangen. Sie schwieg eine Weile.
    »Das hast du gemacht?«, fragte sie.
    »Klar. Was hast du denn gedacht, Alf?«
    »Ich liebe dich, Dave.
    Die schönsten Augenblicke im Leben sind nicht der Stoff, für den sich viele Historiker interessieren.
    Ich ging ins Büro, meldete mich dann um zehn Uhr ab, fuhr nach Süden, in Richtung Poinciana Island, und überquerte die Süßwasserbucht, die die Insel vom übrigen Bezirk trennte. Am anderen Ende der Brücke kam der Wachmann aus dem kleinen hölzernen Schilderhaus, in dem er Dienst tat, und hielt mich an. Er trug eine graue Uniform samt Dienstmütze, einen im Holster steckenden Revolver und hatte eine amerikanische Flagge auf den Hemdsärmel genäht. Er war jung und machte eine ernste Miene. Er hatte ein Klemmbrett in der einen Hand und beugte sich zu meinem Fenster herab.
    »Wollen Sie hier jemand besuchen, Sir?«, sagte er.
    »Ich heiße Dave Robicheaux. Ich bin Polizist. Sonst wäre ich vermutlich nicht mit einem Streifenwagen unterwegs«, erwiderte ich, nahm die Sonnenbrille ab und grinste ihn an.
    »Sie sind Mr. Robicheaux?« Er warf einen Blick auf sein Klemmbrett, räusperte sich und schaute dann nervös weg. »Mr. Robicheaux, ich darf Sie nicht auf die Insel lassen.«
    »Warum nicht?«
    »Mr. Perry hat bloß gesagt, dass ein paar Leute nicht auf die Insel kommen dürfen.«
    »Sie haben Ihre Pflicht getan. Aber jetzt gehen Sie ans Telefon, rufen Mr. Perry an und teilen ihm mit, dass ich gerade wegen einer dienstlichen Angelegenheit über die Brücke gefahren bin. Unser Gespräch ist damit beendet, okay?«
    »Ja, Sir.«
    »Danke«, sagte ich und fuhr auf die Insel, aus der weiß gleißenden Sonne in die kühle, feuchte Luft inmitten der Bäume, in deren Schatten Wunderblumen blühten, und wo am Ufersaum dicht an dicht die mit Wassertropfen übersäten Elefantenohren wucherten.
    Ich fuhr auf der kurvigen Straße zu dem aus Holz und Ziegeln gebauten Haus, in dem Ladice Hulin wohnte, unmittelbar gegenüber von dem ausgebrannten Gemäuer von Julian LaSalles Herrenhaus. Sie kam auf einen Stock gestützt an die Tür, hatte die grauen Haare mit einem Schmuckkamm hochgesteckt, trug ein bedrucktes Kattunkleid und hatte eine glitzernde Goldkette mit einem Medaillon um den Hals hängen.
    »Ich hab gewusst, dass Sie kommen«, sagte sie durch den Fliegendraht.
    »Woher?«
    »Weil ich die Wahrheit nicht mehr verheimlichen kann«, sagte sie und trat auf die Galerie. »Ich würd Sie ja reinbitten, aber Rosebud schläft grade. Sie is letzten Abend heimgekommen, hat bloß gestöhnt und geweint und sich in der Kleiderkammer verkrochen. Sie hatte furchtbare Sachen im Kopf, die sie nicht loswird. Manches davon fällt auf mich zurück, Mr. Dave.«
    Sie setzte sich in den Korbsessel und blickte auf die andere Straßenseite, zu den Pfauen, die gemächlich im Schatten der Bäume einherschritten, deren ausladende Äste die Ruinen von Julian LaSalles Herrenhaus überspannten.
    »Inwiefern fällt es auf Sie zurück, Miss Ladice?«, fragte ich.
    »Weil ich gelogen hab«, erwiderte sie.
    »Die Leute haben immer gedacht, Mr. Julian wäre der Vater Ihrer Tochter. Aber ich glaube, dass sie in Wirklichkeit von Legion Guidry gezeugt wurde. Er hat Sie vergewaltigt, nicht wahr? Wiederholt, nehme ich an.«
    »Damals haben die Leute das nicht Vergewaltigung genannt. Der Aufseher hat sich einfach jede schwarze Frau genommen, die er haben wollte. Is man zum Sheriff oder zur Stadtpolizei gegangen, haben die sich alles angehört, ohne was dazu zu sagen, haben vielleicht irgendwas auf ein Blatt Papier geschrieben, und wenn man wieder gegangen is, haben sie den Mann angerufen, der einem Zwang angetan hat, und ihm alles erzählt.«
    »Wann hat Tee Bobby erfahren, dass Legion Guidry sein Großvater ist?«, fragte ich.
    Ich sah, wie sich ihre Knöchel um den Griff des Stockes strafften. Sie schaute auf die andere Straßenseite, musterte die Pfauen, die auf Julian

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