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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich dich gesehn. Du musst ganz schön spitz sein, du. Wenn du so ein fettes Schwein wie den da draußen seinen Schwanz in dich reinstecken lässt.«
    Sie wollte weg von ihm, wollte kein Wort mehr hören, wollte fort von dem Geruch, der wie ein Pesthauch um ihn hing. Sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an die Kante der Glasvitrine stieß.
    Er lachte vor sich hin, spie einen Tabakkrümel aus und wollte weggehen. Sie griff in ihre Handtasche.
    »Moment«, sagte sie.
    Er warf die Zigarette auf den Holzboden trat sie aus und drehte sich dann um.
    »Was willst du denn, Weibsstück?«, sagte er.
    Sie bekam ihren Schlüsselbund zu fassen. Die Autoschlüssel, die Haustürschlüssel und die Büroschlüssel, alle an einem Ring, der mit einem Edelstahlgriff versehen war. Sie zog ihn aus der Tasche und schlug zu, als hätte sie eine Socke voller Eisenmuttern in der Hand, mitten in sein Gesicht.
    Sie traf ihn unmittelbar unter dem Auge, fügte ihm eine blutige Schramme zu, die rasch anschwoll. Er betastete sie, verrieb das Blut zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann packte er ihre Hand und drückte zu, unmittelbar hinter den Knöcheln, quetschte die gepeinigten Knochen zusammen und blies ihr seinen Atem ins Gesicht, ließ ihn über ihre Haare streichen, über Augen und Mund, bis sie ihm mit der freien Hand gegen die Brust stieß wie ein kleines Kind.
    »Ich weiß, wo die Fettsau wohnt. Ihr könnt noch viel mehr von mir erleben. Das wird dir Spaß machen«, sagte er.
    Dann ging er auf den hinteren Teil des Geschäfts zu, an Kunden vorbei, die erschrocken und mit offenen Mund vor ihm zurückwichen. Er stieß die Hintertür auf, sodass ein greller Lichtschein, wie wenn die Sonne auf einen Brennspiegel fällt, in den Laden drang. Dann war Legion Guidry weg.
    Clete öffnete die Vordertür und kam in den klimatisierten Laden, schaute sich verdutzt um.>
    »Stimmt irgendwas nicht?«, sagte er. »Was riecht hier so?«
    An diesem Abend, kurz nach Sonnenuntergang, lief ich vier Meilen auf der unbefestigten Straße, die an meinem Haus vorbeiführte. Wehende Moosbärte hingen in den Bäumen entlang der Straße, und ich konnte das Wasser riechen, das die Sprinkleranlagen über die Zierrasen meiner Nachbarn versprühten, und die schwere, fruchtbar-faulige Ausdünstung des Bayous. Die Zuckerrohrfelder, Rinderweiden und Pekanwäldchen hinter den Häusern in der Ferne lagen bereits in der Dämmerung, aber der Sommerhimmel war noch hell, als hätte er sein eigenes Leben, das unabhängig war vom Untergang der Sonne. Dann stieg ein riesiger Schwärm Vögel aus dem Sumpf auf und schwirrte über mir am klaren Firmament vorbei, und aus irgendeinem Grund musste ich an ein Gemälde von van Gogh denken, an ein Maisfeld, auf das plötzlich eine Schar schwarzer Krähen einfällt.
    Ein Spritschlucker, in dem zwei Personen saßen, fuhr mit schepperndem Auspuff an mir vorbei und hielt dann an der nächsten Kurve. Der Fahrer stellte den Motor ab und stieg aus, stützte den Arm auf den Türrahmen und wartete. Er trug ein rosa Hemd, das bis zur Brust aufgeknöpft war, und eine schwarze, mit Silberfäden bestickte Hose, die unter seinem Nabel saß. Hals und Brust waren mit Schweiß überströmt.
    Ich blieb stehen und wischte mir mit einem Halstuch das Gesicht ab, band es mir dann um die Stirn. »Machen Sie eine kleine Spritztour?«, sagte ich.
    »Ich geh in die Therapie, von der Sie mir erzählt ham«, sagte Tee Bobby.
    »Was hat Sie dazu bewogen?«
    »Ich halt’s nicht mehr aus.«
    Ich beugte mich ein Stück tiefer, unter den Türrahmen. »Wie geht’s, Rosebud?«, fragte ich.
    Sie lächelte teilnahmslos vor sich hin, selbstvergessen und in sich gekehrt, schloss geistesabwesend die Augen, öffnete sie wieder und schaute ins Leere.
    »In zwei Wochen ist Ihr Prozess«, sagte ich zu Tee Bobby.
    »Wenn ich in Therapie bin, kann ich ihn aufschieben lassen. Schaun Sie, man muss sich bloß selber zu helfen wissen.«
    »Reden Sie mit Mr. Perry. Sie können das Gericht nicht austricksen.«
    »Das is kein Trick. Ich bin krank. Perry LaSalle kümmert sich nicht um mich. Der kümmert sich bloß um seine Familie, seinen rosigen Arsch, seine konföderierten Flaggen und Bilder, die er überall an der Wand hängen hat.«
    »Wissen Sie, was mir bei dieser Sache von Anfang an zu schaffen gemacht hat, Tee Bobby? Dass Sie sich über alles Mögliche den Kopf zerbrechen, bloß nicht über das tote Mädchen. Über sich selber, Ihre Sucht, Ihre Musik, Ihren Zoff mit Jimmy Sty und

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