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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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der Mann hat Legion mit ’ner Pistole bedroht, und Legion hätt sie ihm abgenommen und ihn erschossen. Das stimmt aber nicht.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
    »Ein schwarzer Mann in der Küche hat gesehn, wie Legion die Pistole unter der Bar rausgeholt hat und ihm auf den Parkplatz gefolgt is. Legion hat aus nächster Nähe auf ihn geschossen, sodass seine Jacke Feuer gefangen hat. Dann hat er noch mal auf ihn geschossen, als er schon am Boden gelegen hat. Das war vor zirka dreißig, fünfunddreißig Jahren.«
    »Danke für Ihre Hilfe, Ladice.«
    »Jimmy Dean Styles war hier draußen.«
    »Wann?«
    »Gestern. Er hat sich nach meiner Enkelin erkundigt, wie’s Rosebud geht und so. Wieso kommt der hier raus und fragt nach Rosebud?«
    Ich musste daran denken, wie ich Rosebuds Zeichnung zum Carousel Club mitgenommen hatte, dessen Mitinhaber Styles war, wie Styles einen verstohlenen Blick darauf geworfen und neugierig den Kopf gereckt hatte.
    »Sagen Sie mir Bescheid, wenn er wieder vorbeikommt«, sagte ich.
    Ich nahm die Sonnenbrille ab, klappte sie zusammen und steckte sie in die Brusttasche meines Hemdes, versuchte so gelassen wie möglich zu wirken.
    »Sie erzählen mir nur das, was ich Ihrer Meinung nach wissen sollte, was? So is das seit jeher gewesen, Mr. Dave. Nix hat sich geändert. Die kleinen Leute ham nicht dieselben Rechte wie alle andern. Deswegen hat Legion jedes schwarze Mädchen, das er gewollt hat, in den Wald oder ins Röhricht mitnehmen und ihr ein Kind machen können, ohne dass sie jemals verraten hat, wer der Vater is. Wenn Sie mich so von oben runter behandeln, wie Sie’s grade gemacht ham, sind Sie nicht anders als Legion.«
    In dieser Nacht rollte ein großer Umzugslaster gemächlich über die Staatsstraße außerhalb der Stadt, gefolgt von zwei Autos voller Männer, die finster und entschlossen nach vorn schauten und kein Wort miteinander wechselten. Die Karawane fuhr durch eine schwarze Slumsiedlung weit draußen im Bezirk, überquerte eine Brücke über einen Bachlauf und bog auf eine mit Muschelschalen bestreute Straße ab, die zu einer Reihe von Grüften auf einem Friedhof am Bayou führte.
    Die Männer schwärmten aus den Autos, rollten einen Feuerwehrschlauch aus, der aus einem Apartmenthaus in Lafayette gestohlen worden war, und schlössen ihn an einem Hydranten an. Ein Mann setzte einen Schraubenschlüssel oben an dem Hydranten an und drehte immer wieder herum, bis der Schlauch prall und straff war.
    Sie schlössen die Hintertür des Lasters auf und stießen die beiden Flügel zurück, worauf die Fernlichter der Autos zehn verschreckte Schwarze im Laderaum erfassten. Zwei von den Männern aus den Autos, allesamt Weiße, drehten das Ventil an dem Feuerwehrschlauch auf und richteten den unter Hochdruck stehenden Wasserstrahl in den Laster, wo er die Schwarzen von den Beinen riss, über den Boden schleuderte, an die Wände warf, sie wieder umfegte, wenn sie sich aufrichten wollten, wie schwere Faustschläge auf Köpfe und Körper einprasselte.
    Die Männer aus den Autos sammelten sich im Halbkreis und sahen zu, zündeten sich Zigaretten an und standen lachend im Scheinwerferlicht, das sich schillernd im Spritzwasser brach.
    Dann trat ein stämmiger, stramm gebauter Mann mit grauen, wie leblos wirkenden Augen und einer Frisur wie ein Sträfling in den dreißiger Jahren ins Licht. Er hatte einen Anzug an, unter dessen Jacke er nur ein eng anliegendes, geripptes Unterhemd und Hosenträger trug.
    »Holt sie da raus und lasst sie antreten«, sagte er.
    »Hey, Joe, das macht Spaß, was?«, sagte einer der Männer am Schlauch, schaute dann den Mann mit den leblosen Augen an, verstummte und drehte das Ventil zu.
    Die Männer, die in den Autos gesessen hatten, zerrten die Schwarzen aus dem Laster und schubsten sie quer durch den Friedhof zum Ufer des Bayous. Wenn einer der schwarzen Männer einen Blick nach hinten warf, bekam er einen Schlagstock zu spüren oder wurde derartig heftig in den Hintern getreten, dass er kaum noch seinen Schließmuskel beherrschen konnte.
    Ein paar Minuten später standen alle zehn schwarzen Männer in Reih und Glied nebeneinander, hatten die Hände über dem Kopf gefaltet und schauten bibbernd, mit klatschnasser Kleidung, die an ihren Leibern klebte, auf das Wasser hinaus.
    Der Mann mit den leblosen Augen ging hinter ihnen auf und ab und musterte ihre Köpfe.
    »Ich heiße Joe Zeroski«, sagte er. »Ich habe nichts gegen euch persönlich. Aber ihr seid

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