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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Autos weg.
    In der Morgendämmerung ging der Pastor einer windschiefen fundamentalistischen Kirche, auf deren Dach ein Holzkreuz und ein nachgebauter Glockenturm genagelt waren, den abschüssigen grünen Rasen vor seinem Pfarrhaus hinab, um die Wäsche von der Leine zu nehmen. Er blieb im Dunst stehen, der vom Bayou trieb, und starrte mit offenem Mund auf eine Reihe schwarzer Männer, die am anderen Ufer knieten und die Hände auf dem Schädel verschränkt hatten wie Kriegsgefangene in den grobkörnigen Schwarzweißfilmen einer alten Wochenschau.

11
    Der Sheriff war erstaunlich ruhig und nachdenklich, als er am Montagmorgen in meinem Büro Platz nahm.
    »Jahrelang habe ich versucht, diese Zuhälter und Drogendealer aus dem Verkehr zu ziehen. Dann kommt die gottverdammte Mafia daher und schafft es in einer Nacht«, sagte er.
    »Die kommen wieder«, sagte ich.
    »Was wissen Sie über diesen Zeroski?«
    »Er ist ein Auftragskiller vom alten Schlag. Angeblich hat er den Job an den Nagel gehängt, nachdem er bei der Sozialsiedlung St. Thomas versehentlich ein Kind erschossen hat.«
    »Irgendwann werden wir ihn aus der Stadt jagen müssen. Das ist Ihnen doch klar, was?«
    »Leichter gesagt als getan«, erwiderte ich.
    Der Sheriff stand auf und blickte aus dem Fenster auf die alten Gruften im St. Peter’s Cemetery. »Wer hat Sie zusammengeschlagen, Dave?«
    Mittags meldete ich mich in der Dienststelle ab, um eine Frau im Bezirk St. Mary, unten am Bayou, zu vernehmen, die behauptete, sie wäre mitten in der Nacht von einem Mann aufgeweckt worden, der plötzlich neben ihr stand. Sie sagte, der Mann hätte Lederhandschuhe und eine Gummimaske mit dem Gesicht von Alfred E. Neuman getragen, dem grinsenden Blödian, der den Umschlag der Illustrierten Mad ziert. Der Mann hätte ihr die Hände auf Mund und Nase gedrückt und versucht, sie zu ersticken, wäre aber geflohen, als ihn der Hund der Frau angefallen hätte.
    Unglücklicherweise war sie arm und ungebildet, eine Putzfrau, die in einem Motel hinter einer Fernfahrerkneipe arbeitete und früher schon zweimal Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung erstattet hatte. Die Stadtpolizei hatte sie nicht für voll genommen, und ich wollte mich bereits ihrer Meinung anschließen, als sie sagte: »Unter seiner Maske is ein süßlicher Geruch rausgekommen, wie nach Pfefferminz. Er hat am ganzen Leib gezittert.« Ihr abgearbeitetes Gesicht verzog sich vor Scham. »Er hat mich an intimen Stellen angefasst.«
    Solche Einzelheiten bildete man sich weder ein, noch erfand man sie. Aber ob der Eindringling irgendetwas mit dem Tod von Linda Zeroski oder Amanda Boudreau zu tun hatte, erfuhr ich nicht. Ich reichte ihr meine Visitenkarte.
    »Kommen Sie wieder her und helfen mir?«, sagte sie und blickte von einem Küchenstuhl zu mir auf.
    »Ich arbeite im Bezirk Iberia. Ich habe hier keinerlei Befugnisse«, sagte ich.
    »Warum lassen Sie sich dann von mir die ganzen persönlichen Sachen erzählen?«, fragte sie.
    Dazu fiel mir keine Antwort ein. Ich ließ meine Karte auf dem Küchentisch liegen.
    Eine Stunde später fragte ich den Cop am Eingang zum Kasino im Indianerreservat, wo ich den Mann, der sich Legion nannte, finden könnte, und ging dann hinein, in den Geruch nach kaltem Zigarettenqualm und Teppichreiniger, zwischen den Einarmigen Banditen und Video-Poker-Automaten hindurch, an Crap- und Blackjack-Tischen, einer Imbissbar, einem künstlichen Teich mit einem Wandgemälde im Hintergrund, das einen Zypressensumpf darstellen sollte, und einem halb untergetauchten steinernen Alligator vorbei, der inmitten der Münzen, die ins Wasser geworfen worden waren, das Maul aufsperrte.
    Der Mann, der sich Legion nannte, saß an der Bar eines schummrigen Cocktailsalons, trank Kaffee und rauchte vor einem mit roten und lila Neonröhren umrahmten Spiegel eine Zigarette. Mit gleichgültigem Blick betrachtete er mich im Spiegel, als ich mich auf dem Hocker neben ihm niederließ und meinen Stock an die Kante der Bar hängte. Eine Bedienung in einem kurzen schwarzen Rock und Netzstrümpfen legte eine Serviette vor mich hin und lächelte.
    »Was darf’s sein?«, fragte sie.
    »Ein Dr. Pepper mit Eis und ein paar Kirschen. Mr. Legion kennt mich. Er kommt manchmal bei mir zu Hause vorbei. Setzen Sie es auf seine Rechnung«, sagte ich.
    Zuerst dachte sie, es handelte sich um einen persönlichen Scherz zwischen Legion und mir, dann warf sie einen Blick auf sein Gesicht, hörte auf zu lächeln und widmete sich

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