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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nachvollziehen?«, fragte er.
    »So was kommt vor«, sagte ich.
    »Nein, tut es nicht«, erwiderte er.
    Ich verzog keine Miene, schaute ihn mit ausdruckslosem Blick an. Mein Gesicht fühlte sich irgendwie unrund an, die Stirn so groß wie eine Gartenmelone. Wenn ich auch nur ein Glied rührte, schoss mir der Schmerz durch den ganzen Körper und prompt wurde mir wieder übel.
    »Haben Sie was dagegen, uns eine Minute allein zu lassen?«, sagte der Sheriff zu Clete.
    Clete nahm das Streichholz aus dem Mund und schnippte es in den Papierkorb.
    »Nein, nichts dagegen. Aber vielleicht sollten Sie auch die Wände nach Wanzen untersuchen. In so einem Laden kann man das nie ausschließen«, sagte er.
    Der Sheriff starrte auf Cletes Rücken, als er aus der Tür ging, dann wandte er sich wieder mir zu. »Was ist mit dem Kerl los?«, fragte er.
    »Jedermann möchte geachtet werden, Sheriff. Clete kommt in der Hinsicht manchmal zu kurz. Er war ein guter Polizist. Warum erkennen Sie das nicht an?«
    Der Sheriff beugte sich vor.
    »Ich habe bei der Marineinfanterie gelernt, dass sich ein guter Offizier zuallererst um seine Leute kümmert. Alles andere ist zweitrangig. Aber Sie lassen das nicht zu, Dave. Sie glauben, Sie wären in Ihrer eigenen Zeitzone zugange, Ihrem persönlichen Revier. Und jedes Mal, wenn Sie in die Bredouille geraten, scheint Ihr Freund da draußen bis über beide Ohren mit drinzustecken.«
    »Tut mir Leid, dass Sie diesen Eindruck haben.«
    Der Sheriff stand auf und zog die Ärmel seiner Jacke zurecht. »Wissen Sie, warum die Welt von Federfuchsern regiert wird? Weil unsere besten Leute zu hoch hinaus wollen und dabei ausbrennen wie ein Feuerwerk, von dem nur ein paar bunte Lichter übrig bleiben. Wollen Sie das sein, Dave? Ein Feuerwerk? Verdammt, Sie bringen mich auf die Palme.«
    Nachdem er gegangen war, füllte Clete ein Wasserglas mit Eiswürfeln, steckte einen Strohhalm hinein und ließ mich daraus trinken.
    »Was ist da draußen passiert?«, fragte er.
    Ich berichtete ihm von Schlägen, mit denen ich von Kopf bis Fuß traktiert worden war, von der Schmach, die man mir angetan hatte, erzählte ihm, dass ich das Gefühl hatte, ich hätte mein Leben nicht mehr im Griff, so als wäre mein ganzes Selbstvertrauen, der Glaube daran, dass ich mit der Welt zurande käme, nichts als eitles Wunschdenken gewesen.
    Dann erzählte ich ihm von dem Kuss, von der nach Nikotin stinkenden Männerzunge, die über meine Zähne geglitten, mir in den Mund gestoßen worden war, bis in den Hals, von dem Speichel, der so widerwärtig war, dass ich das Gefühl hatte, er versengte mir das Kinn.
    Ich blickte zu Clete auf. Er musterte mich mit seinen grünen Augen, teils mitleidig, teils mit unausgegorenen Gedanken beschäftigt – ein Blick, bei dem seine Feinde immer das Weite suchten, sobald sie ihn bemerkten.
    »Willst du diesen Typ anzeigen?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Schämst du dich für das, was er dir angetan hat?«, fragte er.
    Als ich ihm keine Antwort gab, ging er zum Fenster und schaute auf die Bäume draußen an der Straße und das Moos an den Zweigen, das sich im Wind wiegte.
    »Ich kann das regeln. Der merkt gar nicht, wie ihm geschieht. Ich hab auch ’ne kalte Knarre, sämtliche Nummern weggeätzt und ausgeschliffen«, sagte er.
    »Ich sag dir Bescheid.«
    »Yeah, garantiert«, sagte er und wandte sich vom Fenster ab. Er nahm seinen Porkpie-Hut vom Fensterbrett und schob ihn sich schief in die Stirn. »Bis heute Nachmittag, Streak. Aber dieser Sausack wird aus den Socken geballert, egal, ob du dabei bist oder nicht.«
    Bootsie kam mit einer Vase voller Blumen und einer Schachtel Donuts durch die Tür. Sie hatte die ganze Nacht unter einer groben Wolldecke auf einem Sessel geschlafen, aber selbst ungeschminkt wirkte sie so rosig und zauberhaft wie der junge Tag.
    »Was geht hier vor?«, sagte sie und schaute von mir zu Clete.
    Ein großer, gelb und lila verfärbter Bluterguss blühte auf der einen Seite meines Gesichts, ein Auge war fast zugeschwollen, und mir war schwindlig vor lauter Schmerztabletten, als ich zwei Tage später am Stock aus dem Krankenhaus humpelte. Es war Freitag, ein Werktag, aber ich ging nicht ins Büro. Stattdessen saß ich eine ganze Zeit lang allein im Wohnzimmer, hatte die Jalousien zugezogen und horchte auf das sonderbare Surren, das ich im Kopf hatte. Dann ertappte ich mich dabei, wie ich an der Spüle in der Küche stand, mir erst ein Glas Eistee eingoss und dann das Fläschchen mit

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